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Des Kaisers Gespielin (German Edition)

Des Kaisers Gespielin (German Edition)

Titel: Des Kaisers Gespielin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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stattete ich Estella nunmehr jeden Nachmittag einen Besuch ab. Gelegentlich begegnete ich dort auch Hella, die mich finsterer denn je anfunkelte und mir bei jeder sich bietenden Gelegenheit hässliche Blicke zuwarf. Und wer könnte es ihr verdenken? Wahrscheinlich hatte sie gehofft, den Platz einzunehmen, den ich jetzt innehatte, dachte ich mit ein wenig Triumph im Herzen, und überlegte jetzt, wie es dazu kommen konnte, dass so ein wenig spektakuläres Ding wie ich sie ausstechen konnte. Aber da ich nicht allzu viel von ihr sah, vergaß ich sie bald und wandte meine Gedanken erfreulicheren Themen zu.
    Meine Beziehung zum Kaiser entwickelte sich zu einer zarten Freundschaft. Ich selbst war darüber überraschter als irgend jemand sonst. Aber irgend etwas an meiner jugendlichen Unschuld, das über die bloße Befriedigung seine Bedürfnisse hinausging, schien ihn zu berühren und er begegnete mir mit zurückhaltender Ehrerbietung. So fiel es mir nicht schwer, den sanftmütigen Intellektuellen hinter der Fassade des gestrengen Herrschers zu entdecken. Manchmal kam es mir so vor, als versuchte er in sanfter Weise meinen Verstand zu formen. Trotz dem ich ein recht inadäquater Gesprächspartner war, war er sich nie zu schade mir seine Sicht auf Politik und Diplomatie zu erklären. Und langsam aber sicher fütterte er meinen Geist mit Informationen über Geschichte und Gesellschaft bis es mir immer leichter fiel unseren kleinen Konversationen zu folgen. So hatte er es bald geschafft, dass ich nicht nur zu einer körperlichen, sondern auch zu einer geistigen Freude für ihn wurde, ohne mich mit seinem Unterfangen zu überfordern.
    Je nach seiner Laune und seinen Bedürfnissen ließ er sich mal von mir und mal von Ravenna in den Schlaf begleiten und es dauerte nicht lange bis er mir hier und dort Geschenke machte. Kleine Dinge waren es, die er mir gab. Mal einen Ring, einen glänzenden Stein, meistens aber eine hübsche Kette, die ihn an mich erinnert hatte. Das Ungetüm unserer ersten Nacht war schon längst in seinem persönlichen Fundus verschwunden, wo er es für einen späteren Gebrauch aufhob. So nahm ich zumindest an.
    Und stets empfing ich seine Aufmerksamkeiten auf Ravennas Rat hin schweigend, da ihn überschwängliche Dankesbezeugungen nur verlegen, im schlimmsten Falle sogar ärgerlich machen konnten. Die einzige Anerkennung zeigte ich, indem ich seine Gaben noch einige Tage lang gut sichtbar trug, bevor sie in mein geheimes Beutelchen wanderten, welches für Lines Aussteuer gedacht war.
    Des Kaisers Interesse an mich auch auf längere Zeit zu binden, stellte sich als leichter heraus als gedacht. Offensichtlich genoss er es unter meinen kreativen Händen zu entspannen und ich beobachtete genau seine Reaktionen. Schon bald hatte ich eine gute Ahnung von den Dingen, die er schätzte und die ihm Freude bereiteten und wenn ich es recht bedachte, so verlangte er nicht viel. Ich lernte seine empfindlichen Stellen in genau der Weise zu massieren, die ihm am ehesten genehm war und meist reichte es dann aus, ihm dabei wechselnde Teile meines Körpers ins Gesicht zu halten bis er seine Erleichterung fand.
    Nur wie ich mein stetig wachsendes Beutelchen zu Line bringen lassen konnte, das stellte mich vor ein schier unlösbares Problem. Seine Majestät gerade heraus zu bitten, das wagte ich mich nicht. Meine Gesellschaft war neu und frisch, aber ich konnte es nicht riskieren, ihn für längere Zeit aus den Augen zu verlieren. Was, wenn sein Auge auf eine andere fiel? Keiner der Frauen aus dem Palast war es gestattet ihn ohne Rücksprache zu verlassen und noch einmal wegzulaufen wagte ich mich nicht. Zu unsicher wäre meine Rückkehr und der Gefahr, Ravenna vielleicht nie wieder sehen zu können, wollte ich mich nicht aussetzen. Die einzige Person, die für diese heimliche Aufgabe auch nur im entferntesten geeignet schien, war Henderley. Der liebe gute Henderley, den ich mit meiner Liaison wahrscheinlich tief verletzt hatte. Und so wagte ich es lange Zeit nicht, ihm unter die Augen zu treten und ihm meine Bitte ans Herz zu legen. Nacht um Nacht, wenn an meiner Seite ein sanftes Atmen oder ein leichtes Schnarchen ertönte, lag ich wach und ließ mir die verschiedensten Szenarien durch den Kopf gehen.
    Was, wenn ich eine Sklavin bestechen könnte? Oder mir jemanden aus der Stadt suchte, dem es frei stand zu reisen? Immerhin war da immer noch die geheime Tür! Wenn ich die schwarze Dame aufgrund familiärer Verpflichtungen um

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