Des Kaisers Gespielin (German Edition)
dass er keine fand.
Ich war ganz verblüfft darüber, ihn so zu sehen, wild und gefährlich. Natürlich hatte ich gewusst, dass er eigentlich des Kaisers Garde angehörte, aber diesen Umstand in seiner Funktion als Lehrmeister einfach verdrängt. Bisher hatte ich ihn nie anders erlebt, als höflich und ein wenig schüchtern, gebildet, aber nicht sehr körperlich. So gesetzt und umständlich er als Lehrer war, so kühl und berechnend versuchte er jetzt seinen Gegner einzuschätzen. Ich war fasziniert von diesem ganz neuen Bild, das sich mir jetzt hier bot und trat, um besser sehen zu können, noch einen Schritt vor.
Und in diesem Augenblick, mochte es Eingebung gewesen sein oder Zufall, wurde er meiner gewahr und sein Körper richtete sich kaum merklich auf und erstarrte. Sein Gegner erkannte mit geschultem Blick seine Chance und bevor mir ein Laut der Warnung entfahren konnte, hatte er Henderley schon mit schwerem Streich das Schwert aus der Hand geschlagen und dabei einen blutigen Striemen über sein Handgelenk gezogen.
Bestürzt ließ auch der andere Krieger seine Waffe fallen und entschuldigte sich mit großen Gesten, doch Henderley winkte nur ab und verabschiedete sich aus der Runde, um seine Wunde zu versorgen. Gezielt schlug er seinen Weg zu mir ein und zog mich dann unerbittlich hinter sich her, bis wir geschützt und ungesehen in der Waffenkammer verschwanden.
„Was machst du hier?“
Henderleys Stimme klang aufgebracht und abweisend und ich versuchte mir meine Verletztheit nicht anmerken zu lassen. Vorsichtig, aber mit Nachdruck ergriff ich seine blutende Hand.
„Du bist verletzt. Setz dich hin, ich verbinde sie dir.“
Henderley versuchte sich mir zu entziehen, aber in seiner Hand lag nicht viel Kraft und schmerzhaft verzerrte sich sein Gesicht.
„Jetzt lass mich dir helfen, du stolzer Esel!“, schimpfte ich entschieden und riss mir dabei kleine Streifen Stoff aus dem Umhang.
„Das sind ja schöne Komplimente, die Ihr mir hier macht.“, grunzte er missmutig.
Doch am Ende gab er sich geschlagen und setzte sich auf die Bank, wo ich seine Hand betont langsam und vorsichtig abtupfte, bevor ich sie umwickeln konnte. Die ganze Zeit überlegte ich, wie ich die Sprache auf mein Anliegen bringen konnte. Immerhin schien er nicht allzu glücklich über meine Anwesenheit oder mich im Allgemeinen zu sein. Aber er kam mir zuvor.
„Ich höre, man darf Euch gratulieren, meine Dame.“
Sein Ton war kühl und es tat mir im Herzen weh, ihn so distanziert und verletzt zu sehen. Ich wusste, warum er so war. Das machte es trotzdem nicht besser.
Ich rieb seine Wunde stärker als nötig, bevor ich antwortete: „Meine Dame? Wirklich? Ich bin also nicht mehr Lila? Deine Freundin Lila und die deiner Schwester? Die Lila, die du heimlich in einer dunklen Nische des Festsaales geküsst hast? Ach Henderley, ich dachte du verstehst mich vielleicht. Weil du weißt, wie es ist, eine Schwester beschützen zu wollen... Vorwürfe habe ich erwartet, aber nicht diese Kälte.“
Sein Gesicht wurde weicher und ein zerknirschter Ausdruck trat darauf. Aber noch gab er sich nicht geschlagen.
„Du hättest mich heiraten können, Lila. Ich hätte für deine Schwester genauso wie für dich gesorgt...“
„Von was denn?“, fragte ich aufgebracht. „Du hast eine gute Position hier, aber weder die Macht noch die Ressourcen gleich zwei Frauen ohne Aussteuer zu versorgen. Sag mir, dass ich Unrecht habe...“
Niedergeschlagen ließ er seinen Kopf hängen.
„Nein Lila, du hast recht. Und das schmerzt mich mehr als alles andere. Dass ich nicht in der Lage war, dir zu helfen, dir alles zu geben.“, kam es leise aus seinem Mund. „Und jetzt bist du die Seine.“
Sanft strich ich ihm über den Kopf und wünschte, ich könnte diese Bürde von ihm nehmen.
„Er ist gut zu mir, Henderley. Er wünscht nichts, was ich nicht geben kann. Vielleicht tröstet es dich zu wissen, dass meine Unversehrtheit unangetastet bleibt.“
Er zuckte nur mit den Schultern, aber ich konnte den Glanz in seine Augen zurückkehren sehen.
„Und wenn du mir helfen willst...“
Ich ließ den Satz so im Raum stehen. Fragend hob er seinen Kopf und sah mich lange an.
„Ich bin immer noch dein Freund, Lila. Egal was geschieht. Wenn ich dir also helfen kann...“
Ich nickte ermutigend und zog mein Bündel aus dem Umhang. Lange hielt er es in seinen Händen und sah mich dabei nicht an. Er wusste, wie ich dazu gekommen war.
„Ich nehme an, das ist für
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