Des Kaisers Gespielin
Ich würde alles darum geben, dich glücklich machen zu können. Wenn du es mir nur erlaubst.“
Sein Blick ruhte flehend auf mir, als suchte er ein Zeichen der Ermutigung. Ich war von seinem plötzlichen Geständnis überrumpelt. Sollte ich? Oder sollte ich nicht? Aber ich konnte die Entscheidung noch nicht treffen, alles war zu frisch.
„Henni, du bist ein wundervoller Mann. Und jede Frau könnte sich glücklich schätzen, dich als ihren Ehemann zu nehmen. Gib mir etwas Zeit und du erhältst deine Antwort.“, bat ich inständig. „Ich verspreche es!“
Innerhalb weniger Augenblicke wechselte sein Minenspiel von ungläubig, zu erfreut, zu unsicher und blieb dann bei irgendwas dazwischen.
„Ich verstehe.“, sagte er matt, obwohl er ganz offensichtlich nichts verstand, und sah mich lange an. Dann erhellte sich sein Gesicht.
„Ich kann warten.“, beteuerte er dann und seine Stimme klang nur ganz wenig unsicher. „Meine liebste Lila, ich will auf dich warten. Ich würde dich auch heiraten, wenn du schon die Seine gewesen bist. Ich möchte nur, dass du das weißt. Falls es das ist, wovor du dich fürchtest! Es macht für mich keinen Unterschied. Ich will nur dich, egal wie. Also nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Bis du dir sicher bist... denn ich möchte, dass du dir sicher bist.“
Mit diesen Worten erhob er sich und beugte sich vor, um mir unbeholfen einen Kuss zu geben. Sanft und unschuldig trafen seine Lippen die meinen und eine Sekunde später war er bereits aus der Nische verschwunden. Es dauerte einige Augenblicke bis ich mich wieder gesammelt hatte und klaren Geistes über das soeben Geschehene nachdenken konnte. Wer hätte gedacht, dass so viel Leidenschaft in ihm steckte?
Hier war mein Ausweg. Klar und einfach lagen meine Möglichkeiten jetzt vor mir. Das eine Leben hinter schützenden Palastmauern, immer der Willkür eines mir fremden Herrschers ausgesetzt, immer Ravenna vor Augen, so nah und doch so fern. Das andere Leben irgendwo dort draußen im Lande. Denn dass ich nicht bei Hofe bleiben wollte, war nicht abzustreiten. Ein Leben mit einem freundlichen guten Mann an meiner Seite, den ich vielleicht lieben lernen konnte, wenn ich es nur versuchte. Ein Leben mit einem eigenen Haus und irgendwann auch dem Getrippel kleiner Füße. Welches Leben würde mich glücklich machen? Im Grunde war es müßig darüber nachzudenken. Die Antwort lag auf der Hand und doch sträubte sich etwas in mir gegen das Offensichtliche. Den Hof zu verlassen war das Vernünftige, versuchte ich mich selbst zu überzeugen. Und die Aussicht mit Henderley wegzugehen und ein kleines beschauliches Leben zu führen, erschien mir dank meiner eigenen Überredungskunst tatsächlich immer verlockender. Ich sollte gehen und ihm meine Entscheidung mitteilen, dachte ich mit klopfendem Herzen, bevor ich es mir anders überlegen könnte.
Als ich aus der Nische trat, stand ich Aug in Aug mit Ravenna. Ihr dunkler Blick funkelte mich an und ich blieb auf der Stelle wie gelähmt stehen. Hatte sie nach mir gesucht? Ich wagte diesen Gedanken kaum zu denken.
Mit belegter Stimme krächzte ich: „Ravenna! Es tut mir so leid...“
Aber sie sah mich nur scharf an und legte ihren Finger auf meinen Mund.
„Psst, nicht hier! Später! Ich werde später mit dir sprechen.“
Und mit einem letzten schnellen Blick war sie verschwunden. Meine Knie gaben nach und ich ließ mich völlig entgeistert auf den Boden sinken. Ravenna! Sie hatte mit mir gesprochen. Vielleicht bestand doch noch Hoffnung. Hatte sie mir verziehen? Fast war ich wütend über den Keim der Hoffnung, der sich in der Zeit eines einzigen Herzschlages in meinen Kopf geschlichen hatte.
Ein Kribbeln in meinem Nacken ließ mich hochschrecken. Ich hatte das Gefühl ich würde beobachtet, aber ich konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Alle Gäste schienen sich prächtig zu amüsieren, sie lachten und redeten laut aufeinander ein und ich fühlte mich seltsam losgelöst von der Gesellschaft. Niemand ahnte auch nur von meinem inneren Aufruhr. Mit einem Seufzen erhob ich mich und mischte mich wieder unter die anderen Gäste. Ich sollte jetzt nicht allein sein. Ich wusste, dass Ravenna mich finden würde. Später!
Bis dahin war es einfacher mich abzulenken, als wartend in der Ecke zu sitzen und meine Gedanken ihre Kreise ziehen zu lassen. Das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde ich trotzdem nicht mehr los.
Während einer Tanzdarbietung sprach mich eine kleine mir unbekannte
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