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Des Kaisers Gespielin

Des Kaisers Gespielin

Titel: Des Kaisers Gespielin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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aufzupassen. Ihr wisst gar nicht, was mir Eure Gastfreundschaft, Eure Herzlichkeit in diesem Augenblick bedeutet haben.... Ich wünschte, ich könnte es Euch zurückzahlen, aber außer meinen feinen Kleidern habe ich nichts.“
    Trudel sah mich einmal lange an, dann winkte sie ab. Der Höflichkeit war Genüge getan.
    „Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen, Mädel, wir haben alles was wir brauchen. Es war mir eine Freude dich heute hier zu haben...“, fügte sie mit einem Blick zur Tür hinzu, durch die soeben ein bärtiger Mann getreten war und mir einen Gruß zubrummte. Ich nahm das als Aufforderung, ihm zu folgen.
    Draußen half er mir umständlich auf den Kutschbock und fuhr dann in gemächlichem Tempo hinaus. Ich merkte sehr schnell, dass Trudels Mann kein Freund der vielen Worte war. Schweigend saß er neben mir und auf meine Anstrengungen ein wenig Konversation zu betreiben, erntete ich nur ein unbestimmtes Brummen. Er schien sich in meiner Gesellschaft sichtlich unwohl zu fühlen. So gab ich auf und konzentrierte mich auf die Landschaft, die im Schneckentempo vorbeizog. Zuerst fuhren wir durch den kleinen Ort, der sich in nichts von den vielen Dörfern abhob, die sich wie kleine belebte Pünktchen über die Landschaft erstreckten. Nur auf dem Marktplatz fiel mir eine Statue unseres Herrschers auf, die in ihrer Pracht und Größe unpassend protzig neben dem kleinen Platz daneben wirkte. Schweigend sah ich zu, wie mein Gebieter an mir vorbeizog, die Hand wie zum Gruße erhoben. Seine steinernen Augen schienen mir vorwurfsvoll zu folgen. Ich fragte mich sofort, wer sie wohl hier aufgestellt hatte. Seine Majestät selbst, der damit seine stetige Präsenz zum Ausdruck bringen wollte? Oder vielleicht doch die Räte dieser Stadt, die seiner Herrschaft in übergroßem Maße huldigen wollten? Auf meine Frage hin zuckte der Bauer nur mit den Schultern.
    „Damit habe ich nichts zu schaffen, das ist Sache der großen Leute.“, murrte er griesgrämig.
    Wie hatten sich nur diese gutherzige, vor Leben schäumende Frau und dieser menschenscheue Brummbär finden können? Und doch müssen sie sich wohl lieben, wie sonst könnten sie es nur eine Minute lang nebeneinander aushalten? Dies kam mir vor wie ein Zeichen über die Unvorhersehbarkeit des menschlichen Herzens. Es tat was es wollte.
    Durch viele solcher Dörfer und Städte führte uns die Reise und für mein ungeübtes Auge waren sie alle gleich. Ab und zu sah mich der Bauer fragend an, um zu sehen ob mir irgendetwas an der Umgebung bekannt vorkäme, aber ich brauchte nur den Kopf schütteln und er fuhr weiter. Von Dorf zu Dorf wurde seine Laune zusehends schlechter. Er hatte wohl gehofft vor Anbruch der Dunkelheit wieder in seinem Heim zu sitzen und den Frieden im Kreise seiner Familie genießen zu können. Statt dessen sah er seine Felle davon schwimmen und malte sich wahrscheinlich aus, wie er bei Nacht und Nebel vor Kälte zitternd auf dem Kutschbock sitzen würde und die Freundlichkeit seiner Frau verfluchen müsste.
    Ich wusste nicht, wie viele Stunden ich mit schmerzendem Hintern auf dem hölzernen Bänkchen gesessen hatte, bis mir die erste Ortschaft entfernt vertraut erschien. Ich wies unbestimmt in die Richtung, die mich am ehesten nach Hause bringen würde und der Funken der Aufregung war in mir entfacht. Was würden wohl alle zu Hause sagen, wenn ich so plötzlich wieder vor der Tür stand? Wie konnte ich ihnen meine Anwesenheit erklären, ohne zu viel verraten zu müssen? Immerhin konnte ich noch nicht einmal mit Gewissheit sagen, ob ich jemals wieder an den Hof zurückkehren konnte. Oder wollte?
    Keine Frage, ich vermisste Ravenna schmerzlich. Aber ich konnte doch nicht immer nur zurückstecken und ihr dabei zusehen, wie sie ihr Leben lebte, so wie sie es wünschte, und mir meines dabei versagen. Meine Liebe zu ihr war stark. Aber stark genug, ihr aufbrausendes Temperament und ihre Eifersucht zu ertragen? Ich wusste es nicht. Wenn ich ihr doch nur klarmachen könnte, dass sie nichts zu befürchten hatte.
    Nicht lange und ich erkannte jeden Baum, jedes Haus am Straßenrand. Gleich bin ich daheim, pochte es in meinem Kopf und meine Handflächen wurden vor Aufregung feucht.
    Ich zeigte meinem schweigsamen Fahrer das Tor zu unserem Hof: „Dort könnt Ihr mich absetzen, guter Mann. Jetzt bin ich zu Hause. Ich danke Euch von ganzem Herzen.“
    Energisch zügelte er das Pferd und hob seinen Hut zum Gruß.
    „Gehabt Euch wohl, meine Dame. Und...

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