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Des Kaisers Gespielin

Des Kaisers Gespielin

Titel: Des Kaisers Gespielin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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schön.
    Abgeschieden von der Welt und von schützender Dunkelheit umgeben fiel es mir plötzlich leicht in meinen Kopf und in mein Herz zu schauen. Es war, als würde nur ich allein existieren. Niemand schaute mich an, niemand erwartete etwas von mir. Ich war eins mit den dunklen Schatten um mich herum, nur begleitet von den schrillen Rufen des Käutzchens über meinem Kopf und den trippelnden Bewegungen des unsichtbaren Getiers im Gebüsch. Hier in aller Einsamkeit und doch nicht allein kamen mir wiederholt die Fragen in den Sinn, die sich mir in Gesellschaft so lange entzogen hatten. Wer war ich eigentlich und was wollte ich? Kaiserliche Konkubine, Geliebte? Was noch? Und was wollte ich sein? Wohin soll mein Weg mich führen? Und vielleicht die wichtigste – was machte mich glücklich? Da ich blind und stetig und doch nur beschwerlich vorankam, hatte ich Muße in mich zu gehen. Ich dachte an die Menschen, denen ich begegnet war, an Freunde und Feinde, und die, die sich diesen Kategorien entzogen. Ich ordnete, überlegte und ordnete neu, bis meine Gedanken, meine Gefühle im Laufe der Nacht endlich klar und säuberlich aufgereiht wie auf einer Perlenkette vor mir lagen. Aus meinem Leben mit seinen beschränkten Möglichkeiten hatte ich nicht das beste gemacht. Hatte meine Freunde schlecht behandelt, hatte nicht die vielen Gelegenheiten genutzt, meinen Geist zu erweitern, wie ich es hätte tun sollen. Hatte die einzigen Lehrstunden verlassen, die ich je besucht hatte. Und für was? Weil Ravenna es so wollte. Ich hatte nicht einmal daran gedacht, mir einen neuen Lehrmeister zu suchen, hatte zufrieden in meiner kleinen Welt gelebt und den Rest von ihr um mich herum vergessen. Ich hatte mich den anderen entzogen, hatte mich abgeschottet, weil ich geglaubt hatte, dass das was ich hatte genug war. Es war meine eigene Schuld, dass ich jetzt nichts mehr hatte. Einzig an Ravenna schied sich mein Geist. In der Stille der Nacht und unberührt von ihrem Einfluss lagen mir ihre Eigenheiten, ihre unliebsamen Eigenschaften nur zu deutlich vor Augen. Ihre Herrschsucht und ihre Impulsivität, die dann plötzlich zu kühler Berechnung werden konnte. Ihre Dominanz war mir unangenehm, auch wenn ich ihr immer wieder verfiel. Aber ich hatte nichts getan, mich daraus zu befreien. Was gab dieser Frau solch eine Macht, dass ich es nicht schaffte, ihr gleichberechtigt entgegen zu treten? War das Liebe? Oder nur meine persönliche Schwäche? Ich wünschte, ich könnte ihr all das sagen. Und ihr zu verstehen geben, dass ihre Besitzansprüche mich nicht an sie banden, sondern mich abschreckten. Was mich wirklich an sie band, war einzig und allein meine Liebe. Und ich musste mir eingestehen, dass ich meine Liebe zu ihr immer noch stark und heiß und unglaublich lebendig in mir trug. Trotz allem. Machte mich das zur Närrin?
    Langsam und fast unbemerkt kroch Kälte und Müdigkeit in meine ausgelaugten Glieder. Die halbe Nacht war ich gelaufen und langsam aber sicher erschien mir nichts verlockender als eine warme Decke und ein weiches Bett. Mein Magen knurrte. Ich war so überstürzt aufgebrochen, dass ich nicht einmal daran gedacht hatte, mir Wegzehrung einzupacken. Was war ich kurzsichtig gewesen.
    Kurz bevor der Morgen graute, erreichte meine Nase der harzige Geruch eines Holzfeuers. Hier lebten irgendwo Menschen, dachte ich aufgeregt, und neue Kraft durchflutete mich. Mit letzter Anstrengung erreichte ich schließlich eine kleine schäbige Bauernkate. Aber durch die hell erleuchteten Fenster und das warme Feuer, das so lustig drinnen züngelte, erschien sie mir wie der einladendste Ort auf Erden.
    Vorsichtig klopfte ich an die Tür. Ich hörte schwere langsame Schritte hinter der Tür und dann streckte sich der misstrauische rotwangige Kopf einer Frau heraus. Ihr Blick wurde schnell weicher, als sie mich sah.
    „Ja was haben wir denn hier? Hast du dich verlaufen, Täubchen? Komm nur rein, mein Schatz, in die gute warme Stube!“
    Überwältigt von so viel Freundlichkeit verschwamm ihr Gesicht vor meinen Augen. Dankbar nickend trat ich durch die Tür und die warme heimelige Atmosphäre umfing mich wie eine Umarmung. Die Bauernstube war klein und spärlich möbliert, aber die gute Bauersfrau empfing mich darinnen, als wäre es ihr Schloss. Ohne auf ein Wort von mir zu warten scheuchte sie ihr Kind, einen dicken blonden Jungen, aus dem guten Sessel und schubste mich hinein. Dann wies sie den Buben an, mir eine warme Decke zu bringen und

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