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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Hoblyn zu denken; Paice respektierte seine Gedankenversunkenheit und trat zu Scrope, dem Schiffsprofos.
    Was also war mit Hoblyn? Er stammte aus keiner erfolgreichen Familie, nicht einmal aus einer mit langer Marinetradition.
    Soweit Bolitho wußte, war er der erste Hoblyn, der sich der Navy verschrieben und ihr dann aufopfernd gedient hatte, bis er an jenem schrecklichen Tag zum Krüppel, zum »Relikt« geworden war, wie er sich selbst nannte. Formell unterstand er dem in der Nore kommandierenden Admiral, aber genau wie von Bolitho erwartete man auch von ihm weitgehend selbständiges Handeln. Dazu gehörte auch die Aufstellung einer Liste von Handelsschiffen, die im Kriegsfall ihren Eignern für die Navy abgekauft werden konnten.
    Auch noch in den vielen Werften von Suffolk und Kent in Bau befindliche Schiffe sollten darin aufgelistet werden.
    Bei dieser Aufgabe war Bestechung gewiß eine große Gefahr. Manche Hand mochte geschmiert werden, damit ein hochrangiger Marineoffizier dem Schiffseigner oder -bauer einen überzogenen Preis zuerkannte, einen Profit, den die beiden sich dann teilten. Im Krieg wie im Frieden wechselten viele Schiffe mehrmals den Besitzer, wobei jedes Mal wie bei der unseligen
Bounty
ein stattlicher Gewinn erzielt wurde.
    Hoblyns aufwendiger Lebensstil war mit dem Sold eines Kommodore sicherlich nicht zu bestreiten. Das Haus und seine Einrichtung verrieten zwar den spartanischen Standard der Admiralität, aber Garderobe, Speisen und Getränke hätten selbst dem Lord High Admiral gut angestanden.
    Die Werften, die Hoblyn inspizierte, waren natürlich auch den Schmugglern bekannt. Bolitho wandte sich ab und ließ sich das Gesicht vom Gischt kühlen. Ging seine Phantasie mit ihm durch, suchte er einen Schurken in jedem Schatten?
    Auf seine Weise hatte Hoblyn ihm zu raten versucht – genau wie der Admiral in Chatham: Sollten sich doch andere darum sorgen, er tat gut daran, sich nur um seinen täglichen Kram zu kümmern und auf eine bessere Chance zu warten.
    Arbeitete er zu verbissen? In London hatte man ihm angedeutet, daß er wegen seiner allseits bekannten Tapferkeit für diesen Posten ausgewählt worden sei – als Vorbild und Ansporn für junge Männer, in des Königs Dienste zu treten. Das war ein zweischneidiges Kompliment. Die Städte an der Nore und am Medway waren bekannt für ihr Mißtrauen gegen vaterländische Appelle. Zu oft hatte man sie in vorangegangenen Kriegen ihrer jungen Männer beraubt, die sich stolz als Freiwillige gemeldet hatten und dann als Krüppel oder gar nicht zurückgekehrt waren.
    Relikte.
Das Wort verfolgte ihn.
    Er sah einigen Toppgasten zu, die in den Luvwanten aufenterten, um oben losgekommene Leinen zu belegen, die das scharfe Auge des Bootsmanns entdeckt hatte. Dies war ihr Schiff, ihr Zuhause. Sie wollten diesen ehemaligen Fregattenkapitän, der ihnen nur Unruhe brachte, lieber heute als morgen loswerden.
    Rutschend kam der kleine Matthew Corker über Deck heran, mit konzentriertem Gesicht einen dampfenden Henkelbecher Kaffee balancierend. »Für Sie, Captain.« Er grinste entschuldigend. »Aber ich fürchte, er ist nur noch halb voll, Sir.«
    Mühsam erwiderte Bolitho sein Lächeln. Matthew tat sein Bestes, um ihm Allday zu ersetzen, nannte ihn soga r »Captain« wie dieser und hatte sogar seine Seekrankheit fast überwunden.
    »Willst du immer noch Seemann werden, Matthew?« Der Kaffee war stark, heiß und tat ihm wohl.
    »Aye, Sir. Jetzt erst recht.«
    Das würde seinem Großvater, dem alten Matthew, noch viel Kummer machen.
    Abendsonne tauchte die Maststenge in rötliches Licht und wanderte schnell höher. Das mächtige Großsegel schlug im Wind. Nur noch wenige Stunden, dann machte die Nacht allem Warten ein Ende.
    Nicht als Fregattenkapitän würden sie ihn in Erinnerung behalten, sondern als den Mann, der versucht hatte, ihren Kutter wie eine Fregatte einzusetzen.
    »Hab’ ganz vergessen, Ihnen was zu erzählen.« Ängstlich hob der Junge den Blick. »Weil wir doch so viel zu tun und solche Sorgen hatten.«
    Bolitho lächelte auf ihn herab.
Wir
hatte er gesagt. »Was denn?«
    »Als ich beim Kommodore die Pferde hinterm Haus in den Stall brachte, Sir, bin ich ein bißchen herumgegangen, hab’ mir die anderen Pferde angesehen und so.« Wieder verzog sich sein Gesicht vor Konzentration, als er den Anblick heraufbeschwor, um ja kein Detail zu vergessen. »In der Remise stand eine sehr elegante Kutsche. Mein Großvater hat mir mal so eine gezeigt, als

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