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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Narr, Kamerad.«
    Allday ließ den Kopf hängen. »Die
London,
Sir.«
    Triumphierend rief der Leutnant: »Ein Linienschiff also!
    Da haben wir ja einen richtigen Matrosen geschnappt!«
    »Wenn Sie meinen, Sir …«
    »Werd’ bloß nicht frech. Wie heißt du, Kerl?«
    Allday betrachtete ihn. Zu gern hätte er dem Leutnant die Zähne eingeschlagen. Bolitho hätte diese halbe Portion zum Frühstück verspeist.
    Er zögerte, denn er hatte vergessen, sich einen Namen auszudenken. »Spencer, Sir«, antwortete er schließlich.
    Aber der Offizier führte sein Zögern auf schlechtes Gewissen zurück. »Du kommst mit uns, Spencer«, befahl er.
    »Entweder freiwillig oder in Ketten, such’s dir aus.«
    Der Trupp teilte sich und nahm Allday in die Mitte. Erleichtert, diese finstere Gasse verlassen zu können, setzten sich die Männer in Bewegung. Einer flüsterte Allday tröstend zu: »Mach dir nichts draus, Kamerad, es gibt Schlimmeres.
    «
    Irgendwo in der Ferne erscholl der Weckruf einer Trompete.
    Allday verhielt den Schritt, ohne die sofortige Wachsamkeit seiner Begleiter zu bemerken. Jetzt gab es kein Zurück mehr für ihn. In diesem Augenblick hielt Bolitho vielleicht schon die kleine
Tempest
in Händen. Ob er die richtigen Schlüsse daraus zog? Verzweiflung drohte Allday zu überwältigen. Vielleicht sah er in seinem Verschwinden auch Feigheit und Verrat… Da straffte er die Schultern. »Ich bin bereit.«
    Der Leutnant beschleunigte den Schritt, als in der Nähe blecherne Schläge auf einen Eimer erklangen: das Signal für den Mob, einen von ihresgleichen aus den Fängen der Werber zu befreien.
    Wenigstens war dieser Einsatz nicht ganz umsonst gewesen.
    Sie hatten zwar nur einen einzigen Mann aufgegriffen, aber der war immerhin ein erfahrener Matrose. Und er hatte auch nicht gejammert oder gebettelt und einen Schutzbrief vorgezeigt, wie er an Lehrlinge, Fährleute und andere Unabkömmliche ausgegeben wurde.
    Der Leutnant fragte über die Schulter: »Was hast du gelernt, Spencer?«
    Diesmal war Allday vorbereitet. »Segelmacher.« Das hatte er sich gut überlegt: kein so niedriger Rang, daß sie ihm nicht glaubten, aber andererseits auch nicht so bedeutsam, daß sie ihn auf die
London
zurückschicken würden, ein Schiff, das er noch nie im Leben zu Gesicht bekommen hatte.
    Der Leutnant nickte zufrieden. Ein Segelmacher war ein seltener und kostbarer Fang.
    Sie erklommen einen Hügel, und Allday sah unter sich die Masten und Rahen mehrerer Kriegsschiffe, deren Rümpfe noch in tiefem Schatten lagen. Da unten mußte auch Bolitho sein. Würde er ihn jemals wiedersehen?
    Wenn nicht, dann nur deshalb, weil ich tot bin, dachte er.
    Seltsamerweise brachte ihm diese Erkenntnis Trost.

Kindermund
    Bolitho packte haltsuchend die Drehbasse am Luvschanzkleid, als
Telemachus
sich unter dem steifen Nordostwind abrupt hob; von ihren vorderen Wanten troff der Gischt. Auf dem Vorschiff waren gerade acht Glasen angeschlagen worden, und nun wechselte wie auf jedem Kriegsschiff seit undenklichen Zeiten die Wache nach einem Zeremoniell, das jedem Seemann in Fleisch und Blut übergegangen war.
    »Abendwache angetreten, Sir.« Leutnant Triscott kam zu Paice und berührte grüßend seinen Hut.
    Bolitho bemerkte beim Ersten eine Förmlichkeit, die an dem jungen und gewöhnlich gutgelaunten Mann befremdlich wirkte.
    »Lassen Sie bitte die Rudergänger ablösen.«
    Von der Pinne kam der Ruf: »Westnordwest liegt an, Sir.
    Voll und bei!«
    Die Männer der zweiten Hundewache eilten zu den Niedergängen, während ihre Ablösung das Deck übernahm und alles überprüfte: Rigg, Kanonen und die Befestigung der zahllosen Gerätschaften.
    Nicht nur dem Ersten merkte man den Druck an, unter dem sie standen, dachte Bolitho. Selbst unter den günstigsten Umständen war das Leben in dem engen, überfüllten Rumpf eine Qual. Er war sich sehr wohl der allgemeinen Übellaunigkeit bewußt, während sie Tag für Tag hin und her kreuzten, Sichtkontakt mit der weit in Lee stehenden
Wakeful
hielten und sich für ein Ereignis rüsteten, das die meisten für ein bloßes Gerücht hielten.
    Bolitho mußte sich selbst die Schuld dafür geben. Zwar hatte Paice das Kommando, aber er selbst führte die Oberaufsicht und machte die Pläne.
    Paice hatte noch kaum mit Kommodore Hoblyn zu tun gehabt und deshalb kein Urteil über den Wert seiner Infor- populär für Wache von 18.00 bis 20.00 Uhr mation abgeben wollen. Vielleicht bedrückte ihn auch noch der Mord an seinem eigenen

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