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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Dummköpfe, die sich nicht rechtzeitig versteckt hatten oder von ihren eigenen Herren verraten wurden, die sie loswerden wollten. Etwa einen Knecht, weil er der Tochter seines Brotherrn zu nahe getreten war, oder einen Kammerdiener, der seine Herrin besser bedient hatte als den Ehemann. Aber Seeleute mit Können und Erfahrung? Der Auftrag kam dem Leutnant wie ein schlechter Witz vor.
    »Dichter aufschließen da hinten!« befahl er mißgelaunt, obwohl er wußte, daß es überflüssig war. Seine Leute hielten sich immer dicht beisammen, die schweren Knüppel und Entermesser schlagbereit, um jederzeit Angreifer abwehren zu können. Der Anraunzer würde sie ärgern, aber er haßte diese Arbeit genauso wie sie und wünschte sich nichts mehr als die Abkommandierung auf ein Schiff. Die biederen Bürger rangen die Hände und beteten, daß der Krieg sie verschonen möge. Aber was wußten sie schon, diese Narren?
    Krieg war notwendig und lukrativ.
    Ein Krachen schreckte ihn auf; es klang wie eine auf dem Pflaster zerplatzende Flasche.
    Er hob den Degen und spürte, daß der Trupp hinter ihm aufmerkte wie eine Meute, die den Hirsch gerochen hat.
    Der Midshipman stammelte: »Dort in der Hintergasse, Sir!«
    »Das weiß ich!« Der Leutnant winkte seinem besten Mann, einem mit allen Wassern gewaschenen Kanonier.
    »Hast du das gehört, Benzie?«
    Der Kanonier grunzte bestätigend. »Dort hinten ist eine Kneipe, Sir. Sollte jetzt natürlich schon geschlossen sein.
    Die Gasse ist der einzige Zugang, einen anderen gibt es nicht.«
    Der Leutnant runzelte die Stirn, weil Benzie mit der wichtigsten Information zuletzt herausgerückt war. Doch er sagte nur: »Nimm dir zwei Männer und …«
    Der Kanonier rückte noch näher heran und flüsterte: »Nicht mehr nötig, Sir, da kommt jemand.«
    Angeekelt wich der Leutnant zurück, denn der Mann stank schlimmer als die fauligste Bilge: nach Kautabak, Rum und schlechten Zähnen.
    »Halt! Stehenbleiben!« Der Leutnant stellte sich breitbeinig vor den Ausgang der Hintergasse. Aber dann fluchte er verbittert, denn die schemenhafte Gestalt bewegte sich so schwerfällig wie ein Krüppel und war für die Navy wahrscheinlich gar nicht zu gebrauchen.
    Der Mann löste sich aus den Schatten, und der Leutnant befahl scharf: »Im Namen des Königs, bleib stehen und laß dich mustern!«
    Seufzend packte der Kanonier seinen Knüppel. Die Navy war auch nicht mehr die alte. Zu seiner Zeit hätten sie erst zugeschlagen und später Fragen gestellt, wenn der Gepreßte mit Gehirnerschütterung in einem Kriegsschiff erwachte, das schon nach See auslief. Dann konnte es Monate oder Jahre dauern, ehe der Mann England wiedersah – und viele kehrten nie zurück. Aber wen kümmerte das schon? Einmal hatten sie sogar den Bräutigam auf den Kirchenstufen von der Seite seiner Braut gerissen.
    Jetzt allerdings gab es neue Vorschriften und nicht genug Schiffe, deshalb war es riskant, nach eigenem Gutdünken zu handeln.
    »Nur ruhig, Kumpel!« Seinem erfahrenen Blick waren der kräftige Körperbau und die breiten Schultern des Mannes nicht entgangen, auch nicht der Nackenzopf, der auf seinen Rücken fiel.
    Der Leutnant fragte: »Von welchem Schiff?« Vor Nervosität klang seine Stimme heller als sonst. »Antworte, oder es geht dir schlecht, Kerl!«
    Der Kanonier redete dem Überraschten gut zu. »Wir sind in der Übermacht, Freund.« Er hob seinen schweren Knüppel.
    »Sag dem Leutnant, was er wissen will.«
    Böse starrte Allday ihn an. Er hatte seinen unsicheren Plan schon aufgeben wollen, als er endlich die Preßgang kommen hörte. Fast hätte er gelächelt. Wie oft hatte er in Cornwall die verhaßten Werber an der Nase herumgeführt!
    Bis zu dem Tag, als Seiner Majestät Fregatte
Phalarope
eingelaufen war; deren Kommandant stammte selbst aus Cornwall und kannte die Schlupfwinkel, in denen sich seine Landsleute versteckten, sobald ein Kriegsschiff am Horizont auftauchte. Es war schon seltsam, dachte Allday. Wenn ein Franzose ihnen auch nur nahegekommen wäre, hätte jeder gesunde Mann zu den Waffen gegriffen und Haus und Heimat mit seinem Blut verteidigt. Aber vor den eigenen Werbern rannten alle davon.
    Schließlich antwortete er heiser: »Ich habe kein Schiff, Sir.« Er hatte sich Rum über die Kleider gespritzt – eine elende Verschwendung! – und hoffte, daß er überzeugend stank.
    »Du lügst!« fuhr ihn der Leutnant an. »Ich habe dich gewarnt. Wenn du …«
    Wieder hob der Kanonier seinen Knüppel. »Sei kein

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