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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sammelten die weggeworfenen Waffen auf und trieben die Schonerbesatzung in einer Ecke zusammen. Die Verwundeten blieben sich selbst überlassen.
    Keuchend wies Bolitho den Kommandanten an: »Schicken Sie ein paar Leute unter Deck, Mr. Paice – irgendein Unverbesserlicher könnte versuchen, das Pulvermagazin in die Luft zu jagen.«
    Weitere Befehle erklangen rundum, dann Jubelgeschrei, als Triscott von
Telemachus’
Achterdeck triumphierend mit dem Hut herüberwinkte. Der kleine Matthew stand neben ihm und versuchte, in den Jubel mit einzustimmen, bekam aber keinen Ton heraus, als er die Verwüstung und das blutige Werk der Karronaden gewahrte.
    Hawkins rutschte durch Blut und menschliche Überreste zu seinem Kommandanten hinüber, seine Stiefel sahen aus wie die eines Metzgerburschen.
    »Alles gesichert, Sir«, meldete er. Dann wandte er sich verlegen Bolitho zu. »Einige von uns waren Ihnen heute keine große Hilfe, Sir.« Mit teerbeschmiertem Daumen deutete er hinter sich. »Aber Sie hatten recht. Die Laderäume sind bis zu den Decksbalken voller Schmuggelware: Tee, Gewürze, Seide, das meiste aus Holland.« Er senkte die Stimme und sah ungerührt zu, wie ein schwerverwundeter Schmuggler auf seine Stiefel zukroch. »Ich habe ein paar Wachtposten vor der Achterlast postiert, Sir. Sie ist vollgepackt mit Schnapsfässern, scheint holländischer Genever zu sein, Sir.«
    Paice wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Dann ist das hier doch ein Holländer.«
    Aber Hawkins schüttelte den Kopf. »Nur die Ladung kommt aus Holland, Sir. Der Skipper ist – oder
war –
aus Norfolk. Auch die meisten anderen sind Engländer.« Er spuckte aus. »Ich würde sie allesamt hängen!«
    Bolitho steckte den alten Degen in die Scheide. Auch hierin hatte Hoblyn also recht gehabt. Diese Schmuggelware für Whitstable stammte wahrscheinlich aus den Laderäumen eines holländischen Indienfahrers und hätte schnellen Profit bringen sollen. Er blickte über die Toten und Sterbenden zu
Telemachus
hinüber, die ebenfalls einen bösen Zoll entrichtet hatte. Aber diesmal wurde es nichts mit dem Profit.
    Paice musterte seinen Befehlshaber besorgt. »Wie geht es Ihnen, Sir? Sind Sie verletzt?«
    Bolitho schüttelte den Kopf. Er hatte nur gerade an Allday gedacht, der in solchen Augenblicken sonst immer bei ihm gewesen war. Und bei Gott, sie hatten davon mehr als genug erlebt.
    »Mir ist, als hätte ich mit Allday meinen rechten Arm verloren.« Dann riß er sich zusammen. »Lassen Sie den Schoner noch vor Einbruch der Nacht gründlich durchsuchen.
    Dann ankern wir, bis wir am Morgen mit den dringendsten Reparaturen beginnen können.« Er blickte auf, als ein Schmuggler, der offenbar Befehlsgewalt gehabt hatte, von zwei Bewachern vorbeigeführt wurde. »Ja, so ist’s richtig, haltet sie möglichst getrennt. Hier gibt’s zu vieles, das wir noch nicht wissen.«
    Paice faßte Mut. »Mein Bootsmann hat mir vorhin aus dem Herzen gesprochen, Sir«, begann er. »Wir haben schlecht gekämpft, weil wir an Ihnen zweifelten. Aber der Krieg ist Ihr Beruf. In Zukunft wissen wir es besser.«
    Bolitho trat an die Reling, der gräßliche Anblick und Gestank dieses Decks drehte ihm fast den Magen um.
    Hoblyn konnte zufrieden sein, die Admiralität in London ebenfalls. Sie hatten einen prächtigen Schoner erbeutet, der nach der Reparatur entweder vor das Prisengericht kommen oder direkt an die Navy gehen würde. Dazu eine wertvolle Ladung und verzweifelte Verbrecher, die bald zur Abschreckung in Ketten verrotten würden.
    Er musterte die zusammengedrängten Gefangenen. Einige von ihnen mochten in den Dienst des Königs übernommen werden, genau wie ihr Schiff – vorausgesetzt, sie wurden nicht des Mordes schuldig befunden.
    Das sollte eigentlich reichen. Er ließ sich von einem Seemann über das Schanzkleid auf
Telemachus
hinüber helfen.
    Aber wenn es ein Sieg war, so ließ er den Sieger jedenfalls seltsam leer zurück.

Die Schattenbruderschaft
    John Allday saß auf einer Steinbank und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Mauer. Die feuchte kleine Zelle besaß nur ein winziges Fenster, zu hoch in der Wand, um hinausblicken zu können; doch hatte er die Augen offen gehalten, seit er sich der Preßgang ergeben hatte, und wußte daher, daß sein Gefängnis ein Haus an der Straße nach Sheerness war. Es lag neben einer kleinen Kavalleriekaserne, nicht mehr als ein Außenposten für eine Handvoll Dragoner, doch war damit sichergestellt, daß die Werber hier

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