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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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nach Belieben kommen und gehen konnten, ohne Überfälle von Einheimischen fürchten zu müssen, die Gepreßte befreien wollten.
    Nach Alldays Schätzung war es ungefähr Mittag; er bemühte sich, seine wachsende Nervosität zu unterdrücken, die Befürchtung, daß er voreilig gehandelt und sich damit in eine gefährliche Lage gebracht hatte.
    Seine fünf Mitgefangenen waren ein jämmerlicher Haufen.
    Er hielt sie für Deserteure, denen man auf keinem Kriegsschiff lange nachtrauern würde.
    Auf dem Kopfsteinpflaster draußen waren Schritte zu hören, und irgendwo lachte ein Mann. Das Gefängnis der Gepreßten grenzte mit der anderen Seite an ein Gasthaus, auf dessen Veranda Allday zwei hübsche Kellnerinnen gesehen hatte, die den Vorbeigetriebenen nachblickten. Darüber fiel ihm seine Stammkneipe in Falmouth ein, und sein Gefühl der Verlassenheit wurde stärker.
    Er erinnerte sich an seine Festnahme durch Bolithos Werber in Cornwall. Mit Lügen hatte er damals seinen Hals aus der Schlinge ziehen wollen, aber ein Artillerist entdeckte die Tätowierung auf seinem Unterarm, zwei gekreuzte Kanonenrohre und die britischen Farben, die er sich irgendwann während seiner Dienstzeit auf der alten
Resolution
hatte einätzen lassen. Jetzt mochte ihm die Tätowierung bei seinem vagen Plan behilflich sein, falls sein Verdacht sich bestätigte. Andernfalls fand er sich binnen kurzem auf einem auslaufenden Schiff wieder, unterwegs nach irgendeinem gottverlassenen Winkel auf der anderen Seite der Welt.
    Würde dessen an Leuten knapper Kommandant seinen Beteuerungen dann noch Glauben schenken?
    Und wie mochte Bolitho ohne ihn zurechtkommen? Alldays Miene verdüsterte sich noch mehr, als er sich an Bolithos Verbitterung über die Hindernisse erinnerte, die ihm hier überall in den Weg gelegt wurden. Und die Panne mit der
Loyal Chieftain
war ja auch zum Verzweifeln gewesen.
    Er blickte hoch, als ein Schlüssel im Schloß knirschte und der Artillerist mit dem stinkenden Atem den Kopf durch die Tür steckte.
    »Raus mit euch!« befahl er. »Macht euch sauber. Es gibt Brot und Käse und sogar Bier, wenn ihr euch anständig benehmt.« Scharf sah er Allday an. »Du bleibst hier, über dich ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.«
    Schweigend blickte Allday den anderen nach. Machte der Artillerist sich nur wichtig, oder waren sie schon mißtrauisch geworden?
    Wieder öffnete sich die Tür, und der Seemann aus der Preßgang trat ein, der auf dem Hermarsch mit ihm gesprochen hatte.
    »Tja, Spencer…« Der Mann lehnte sich an die Wand und betrachtete ihn. »Da hast du dich ja ziemlich in die Nesseln gesetzt, wie?«
    Allday hob die Schultern. »Ich bin schon mal abgehauen.
    Dann tu’ ich’s eben wieder.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Der Mann lauschte einem Trupp Reiter nach, die draußen vorbeitrabten. »Wenn dir die verdammten Dragoner erst auf den Fersen sind, kommst du nicht weit.«
    »Dann bin ich am Ende.« Allday ließ den Kopf hängen, um seine Augen zu verbergen. Ein sechster Sinn sagte ihm, daß er auf der richtigen Fährte war. Es war nur ein Instinkt, aber solche Ahnungen hatten ihm schon oft das Leben gerettet.
    »Du bist Segelmacher, sagst du?« nahm der Seemann den Faden wieder auf.
    Allday nickte. Diese Lüge wurde ihm bestimmt nicht gefährlich, er hatte schon in seiner Jugend mit dem Segelmacherwerkzeug umgehen gelernt. Überhaupt gab es kaum ein Handwerk an Bord, das er nicht beherrschte.
    »Ja, aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter«, seufzte er.
    Der andere bekam immer mehr Oberwasser. »Das wird sich erst noch zeigen«, sagte er. »Ich kenne Leute, die einen geschickten Mann wie dich gut brauchen können.« Verächtlich deutete er auf die geschlossene Tür. »Nicht solche Bilgeratten wie die fünf da draußen. Die würden ihrer eigenen Mutter für eine Guinea den Hals durchschneiden, diese Galgenvögel!« Er trat näher heran und fuhr leise fort: »Heute abend geht’s los. Also entscheide dich: Willst du wieder auf irgendeinem stinkenden Linienschiff schikaniert werden, oder hättest du gern eine Koje bei einem –«, vielsagend rieb er Daumen und Zeigefinger aneinander, »bei einem einträglicheren Unternehmen?«
    Allday merkte, daß ihm der kalte Schweiß ausbrach. »Wie soll denn das aussehen?«
    »Keine dummen Fragen! Aber es läßt sich machen.« Der andere grinste. »Du mußt dich nur bereithalten.«
    Allday beugte sich vor und hob seine alte Jacke auf. Dabei achtete er darauf, daß der andere

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