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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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erste Mal, daß er einen Alleingang gewagt hatte, aber diesmal lagen die Dinge anders.
Dieser
Feind kämpfte unter keiner Flagge. Jeder konnte es sein.
    Hoblyn hinkte zur nächsten Luke, an der einige Deckshände Taljen aufriggten, um die Ladung des Schoners zu löschen. Bolitho folgte ihm, wobei ihm wieder die französische Kutsche einfiel, die der kleine Matthew Corker in der Remise des Kommodore entdeckt hatte. Am Kai war Hoblyn in einer anderen luxuriösen Karosse vorgefahren – eine neuerliche Demonstration seines Reichtums. Aber zwischen Hoblyn und dem erbeuteten Schoner konnte es keine Verbindung geben, das wäre viel zu riskant gewesen. Irgendeiner aus der Crew hätte sich als Zeuge der Anklage zur Verfügung stellen können, nur um den eigenen Hals zu retten.
    Hoblyn bemerkte über die Schulter: »Ich schlage vor, daß Sie alle Anstrengungen unternehmen, damit
Snapdragon
endlich die Werft verlassen kann. Sie werden sie bald brauchen.
    Nach Ihrem Erfolg mit dem Schoner hier werden Ihre Lordschaften dazu tendieren, die Last der Patrouillentätigkeit von den Zollkuttern weg und mehr auf Ihre Schultern zu verlagern.« Er wandte sich Bolitho zu, so daß seine Augen im Sonnenlicht funkelten. »Wer weiß, vielleicht werden mir noch mehr Informationen zugespielt, die Ihnen wieder einen Zugriff ermöglichen.« Er beschattete seine Augen mit der verkrüppelten Hand, die Augen auf seine Kutsche gerichtet, die langsam über den Kai rollte. Bolitho folgte Hoblyns Blick und glaubte, die weiße Lockenperücke des Dieners im Türfenster zu erkennen.
    Der Offizier vom Dienst rief die Barkasse heran, als Hoblyn mühsam zur Relingspforte humpelte. Dort blieb er stehen und sagte, den Blick auf das vernarbte Deck gerichtet: »Sprechen Sie zu Paices Leuten, Bolitho. Sie erfahren das mit der Prise besser von Ihnen.« Wie beiläufig fügte er hinzu: »Ihr Bootsführer ist hoffentlich unverletzt davongekommen? Ich weiß, wie sehr Sie ihn schätzen.«
    War das ein verstecktes Ausforschen? »Er macht eine Besorgung für mich, Sir«, antwortete Bolitho.
    Erleichtert atmete er auf, als Hoblyn endlich unten in seiner Barkasse Platz genommen hatte. Mein Gott, wenn ich nur wüßte, wo Allday steckt, dachte er.
    Der Offizier vom Dienst trat heran und sagte geschäftsmäßig: »Ich lasse ein Wachboot ums Schiff rudern, bis wir unsere Ladung gelöscht haben, Sir.«
    Bolitho sah ihn an: ein junges, vom Leben noch nicht gezeichnetes Gesicht. Paices Worte fielen ihm ein:
ein Mann des Krieges.
War er das wirklich?
    »Gut«, nickte er. »Und halten Sie Ihre Leute von den Spirituosen fern.« Als er das empörte Gesicht des Leutnants sah, fügte er hinzu: »Es soll sogar Seesoldaten geben, die gerne mal einen trinken. Aber das bleibt Ihrer Verantwortung überlassen«, schloß er, als er sah, daß unten das Beiboot von
Telemachus
in die Rüsten einhakte.
    Während er sich zu dem verankerten Kutter rudern ließ, fiel ihm auf, wie neugierig ihn die Bootsgasten anstarrten, wenn sie glaubten, er merke es nicht. Was lag in diesen Blicken, Respekt, Angst oder die bange Frage, was das Schicksal noch für sie bereithielt?
    Paice erwartete ihn an der Pforte des Kutters und griff grüßend an seinen Hut. »Die Verwundeten sind alle an Bord, Sir«, meldete er. »Leider ist wieder einer gestorben, bevor sie ausgebootet wurden.« Bedrückt sah er auf. »Sein Name war Whichelo, aber das sagt Ihnen wohl nichts.«
    Bolitho musterte den hochgewachsenen Kommandanten.
    »Ganz im Gegenteil. Das war der Mann, der ohne jede Deckung neben seiner Kanone stand. Tut mir leid, daß die Quittung dafür gleich der Tod war.« Er schritt zum Niedergang.
    »Darf ich Ihren Schreiber ausleihen – oder fungiert er heute als Zahlmeister?« Er stieg die Stufen hinunter und erwartete beinahe, Alldays vertraute Gestalt wartend in der Kajüte vorzufinden. »Er muß mir Abschriften einiger Befehle anfertigen. Und danach«, er wandte sich zu dem Kommandanten um, »machen wir seeklar, Mr. Paice.«
    Paice starrte ihm nach, immer noch verblüfft darüber, wie kühl Bolitho die schrecklichen Ereignisse aufgenommen hatte. Und obwohl er erst so kurze Zeit zu ihnen gehörte, hatte er sich doch genau an den Verwundeten erinnert, der soeben gestorben war. Paice ballte die Fäuste. Irgendwie hatte Bolitho es geschafft, ihm mit diesem kurzen Wortwechsel eine Lektion oder sogar eine Warnung zu verpassen.
    Vielleicht war er seit seinem Eintritt in die Marine durch gräßliche Erlebnisse so verhärtet

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