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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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offenbar auf Land zu abgedrängt, während es vorher um freien Seeraum gekämpft hatte: ein bis zur Erschöpfung gehetztes Wild, dessen Widerstandswille erlahmt war.
    Irgendjemand stellte fest: »Wir holen verdammt schnell auf.«
    Ein anderer rief: »Und sie haben uns noch nicht mal gesehen!«
    Die Küste gewann zunehmend Gestalt, hier und da reflektierte ein Fenster die Morgensonne; die Farbe des Vorlandes wechselte von dunklem Violett zu saftigem Grün.
    »An Deck!« Das kam vom Ausguck, an den keiner mehr gedacht hatte. »Es sind zwei französische Lugger, Sir! Beim dritten Schiff bin ich nicht sicher, aber es sieht böse aus: Segel durchlöchert, Maststenge weggeschossen!«
    Bolitho wanderte auf und ab. Also zwei Lugger, die vielleicht einen Schmuggler jagten. »Wenn die Franzosen ihn schnappen, erfahren wir überhaupt nichts.« Die anderen starrten ihn schweigend an. »Noch mehr Segel, Mr. Queely.
    Ich will mich zwischen sie schieben.«
    Queely nickte dem Master zu, dann flüsterte er dringlich: »In einer halben Stunde sind wir in französischen Gewässern, Sir! Das werden die beiden nicht hinnehmen.« Er spielte seinen letzten Trumpf aus. »Und auch dem Admiral wird’s nicht gefallen.«
    Bolitho sah den Toppgästen nach, die mit bloßen Füßen in den Webleinen aufenterten. »Der Admiral ist zum Glück in Chatham und weit weg, Mr. Queely.« Er fuhr herum, als wieder eine Salve über die See krachte. »Während wir unleugbar nahe dran sind.«
    »Ich habe das Recht zu protestieren, Sir.«
    »Sie haben auch die Pflicht, mit Ihrem Schiff nach besten Kräften zu kämpfen!« Damit schritt er davon, wütend darüber, daß Queely ihn gezwungen hatte, seine Autorität gerade jetzt auszuspielen, da er vor allem Kooperation brauchte.
    »Der eine hat uns gesehen, Sir!«
    Der zweite Lugger luvte an und schüttete den Wind aus den Segeln, um langsamer zu werden und sich der anstürmenden
Wakeful
entgegenzuwerfen.
    Queely beobachtete es mit steinerner Miene. »Klar Schiff zum Gefecht.«
    Mit fragendem Blick kam Kempthorne vom Großmast nach achtern. »Sir?«
    »Und danach klar zum Segelkürzen!«
    Bolithos Blick fand ihn über die ganze Breite des Achterdecks hinweg. »Rufen Sie Ihren Stückmeister, Mr. Queely, ich will ihn sprechen.« Er spürte das Mißbehagen, den Widerstand des Kommandanten.
    Irgendetwas zupfte an seinem Rock, und er blickte nach unten. Seinen alten Familiendegen mit beiden Händen umklammernd, stand da der kleine Matthew und starrte zu ihm empor.
    Bolitho griff nach seiner Schulter. »Das hat du gut gemacht, Matthew.«
    Erschreckt blinzelnd beobachtete der Junge die hastigen Vorbereitungen für das Gefecht. Diesmal drückte seine Miene weder Ehrfurcht noch Erregung aus. Seine Lippen zitterten, und Bolitho wußte, daß Angst alles andere verdrängt hatte. Dennoch klang Matthews Stimme fest, und nur Bolitho ahnte, was es ihn kostete, als er sagte: »Es ist nur das, was
er
von mir erwartet hätte, Sir. Weil er’s nicht selber tun kann.«
    Wieder einmal glaubte Bolitho, Alldays Schatten neben sich zu fühlen.
    Luke Teach,
Wakefuls
Stückmeister, wartete geduldig, während Bolitho ihm seinen Plan schilderte. Er war ein vierschrötiger, scharfäugiger Mann aus Bristol, der sich rühmte, ein direkter Abkömmling von Edward Teach – genannt Blackbeard – zu sein. Bristol war auch die Heimat dieses Freibeuters gewesen, der nur zu bald entdeckte hatte, daß Piraterie auf hoher See einem Mann zu Reichtum verhelfen konnte. Bolitho fand die Geschichte durchaus glaubhaft, denn der Stückmeister hatte so blauschwarz schimmernde Kinnbacken, daß er sich gewiß mit einem mächtigen schwarzen Rauschebart hätte schmücken können, hätte das Marinereglement dies nicht untersagt.
    Bolitho schloß: »Ich beabsichtige also, mich zwischen die Lugger und das andere Fahrzeug zu schieben. Wenn die Franzosen uns daran zu hindern suchen, dann …«
    Teach drückte seinen geteerten Hut tiefer in die Stirn.
    »Dann mache ich sie fertig, Sir.« Er grüßte und verschwand, nach allen Seiten Namen rufend, denn besser als jeder andere kannte er die Tüchtigsten unter der Besatzung.
    »Das verfolgte Schiff ist schwer beschädigt«, stellte Queely fest, aufmerksam die Vorbereitungen an den Karronaden beobachtend. »Ich fürchte, daß wir zu spät kommen.«
    Bolitho griff wieder nach dem Teleskop und studierte den Gejagten.
    Die Lugger würden den englischen Kutter durchaus mit Vorsicht behandeln, denn obwohl sie seemännisch

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