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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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auf
Telemachus
immer noch nicht überwunden hatte, erwiderte hastig: »Ich hatte ja keine Ahnung, Sir … Ich fuhr Patrouille wie befohlen, und als wir den Kontakt zu Ihnen verloren, hielt ich es für das Beste, hier auf Station zu bleiben.«
    Das war tags zuvor gewesen. Die Nacht über waren sie dann gesegelt und gut nach Südosten vorangekommen, obwohl sie gegen den Wind aufkreuzen mußten.
    Schon möglich, daß Queely von dem mörderischen Nahkampf mit der
Four Brothers
absolut nichts bemerkt hatte, überlegte Bolitho. Das hellwache Gesicht, die scharfe Hakennase und die tiefliegenden Augen schienen ihn als einen Mann auszuweisen, der sich selbst ein Urteil bildete und dann danach handelte.
Ich hielt es für das Beste …
Bolitho hätte genauso entschieden.
    Als Queely auf der Suche nach Kaffee wieder verschwand, blickte Bolitho sich nachdenklich in der Kajüte um.
Telemachus
und dieser Kutter hier waren auf derselben Werft erbaut worden, und zwar im Abstand weniger Jahre. Weshalb waren sie dann so verschieden? Die Kajüte machte einen leicht vernachlässigten Eindruck, als habe sich ihr Bewohner nur auf Zeit darin eingerichtet. Oder als sei der Kutter für Queely nur ein Mittel zum Zweck und nicht ein eigenständiges Wesen, das gehegt und gepflegt werden wollte. An einigen Wandhaken pendelten Uniformen, während Musketen, Bajonette und Degen haufenweise in eine halboffene Kiste geworfen waren. Nur Queelys Sextant hatte einen Ehrenplatz, er war sorgsam in eine Ecke der Koje gepackt worden, wo er auch bei schlimmstem Wetter sicher aufgehoben war.
    Bolitho fiel Paices schweigender Protest ein, als er ihn gleich nach
Telemachus’
erstem Gefecht wieder auf See hinaus befohlen hatte. War der Grund dafür, den er Queely genannt hatte, wirklich der einzige gewesen? Oder hatte er vielmehr Allday vor dem Gerede der Besatzung schützen wollen, das sie, einmal an Land, überall verbreitet hätte?
    Falls Allday überhaupt noch lebte … Verzweifelt fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. Er
mußte
noch am Leben sein. Etwas anderes durfte er nicht einmal denken.
    Die Tür ging auf, und der kleine Matthew kam mit einer Kanne Kaffee herein. Sein pausbäckiges Gesicht wirkte blaß, die Haut fiebrig und feucht. Wahrscheinlich lag er wieder in stummem Kampf mit seiner Seekrankheit. Auch in ihren Bewegungen unterschieden sich die beiden Kutter: Paice segelte seine
Telemachus,
während Queely die
Wakeful
mit derselben Ungeduld voranzuknüppeln schien, mit der er auch seine Alltagsgeschäfte betrieb.
    Bolitho dachte an Queelys Stellvertreter, einen hageren Leutnant namens Kempthorne. Er stammte aus einer alten Seefahrerfamilie, und sein Vater war Konteradmiral gewesen.
    Bolitho fürchtete, daß der junge Kempthorne nur aus Familientradition, nicht aus Neigung, zur Marine gegangen war. Mit Queely hatte er jedenfalls nicht viel gemeinsam.
    Letzterer hatte seine Kajüte mit so vielen Büchern ausstaffiert, wie Bolitho noch nie außerhalb einer Bibliothek gesehen hatte. Queely schien viele verschiedenartige Interessen zu haben, etwa an Tropenmedizin, an Astronomie, fernöstlichen Religionen und mittelalterlicher Poesie. Eben ein introvertierter, selbstgenügsamer Mann. Es mochte lohnen, ihn näher kennenzulernen.
    Über dem dampfenden Kaffeebecher blickte Bolitho zu Matthew auf. »Na, geht’s besser, mein Junge?«
    Der Kleine hielt sich würgend am Tischrand fest, als der Kutter wieder in ein Wellental sackte. Eine See rauschte übers Deck und entlockte den Wachgängern oben ärgerliche Rufe.
    »Ein bißchen, Sir.« Voller Verzweiflung sah Matthew zu, wie Bolitho genußvoll den Kaffee austrank. »Ich – ich möchte …« Er drehte sich um und floh aus der Kajüte.
    Seufzend zog Bolitho seinen alten Uniformrock über.
    Eine Weile betastete er die angelaufenen Knöpfe auf den abgescheuerten Manschetten. Diesen Rock hatte er um ihre von der Sonne verbrannten Schultern gelegt, als sie auf der Heckducht fiebernd gegen ihn sank. Und danach … Fast wäre er gestürzt, als das Schiff sich wieder heftig überlegte.
    Er stieß sich den Kopf, bemerkte aber kaum den Schmerz, sondern sah sich gequält in der engen Kajüte um. Würde er denn nie über Violas Tod hinwegkommen?
    Er blickte auf und merkte, daß Queely in der Tür stand und ihn beunruhigt musterte. Da wandte er die Augen ab.
    »Ja, was gibt’s?« Und jetzt, dachte er verzweifelt, hatte er auch noch Allday verloren.
    »Land in Sicht, Sir«, meldete Queely.
    Sie erklommen den

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