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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Niedergang, über dessen Stufen jedesmal, wenn
Wakeful
ihren Bugspriet in einen Wellenkamm bohrte, ein kleiner Wasserfall prasselte.
    Bolitho packte eine Relingstütze und wartete, bis seine Augen sich an die graue Morgendämmerung gewöhnt hatten.
    Der Himmel war fast wolkenlos und versprach wieder einen schönen Tag.
    Die Wachgänger bewegten sich an Deck mit der Sicherheit langer Übung, das heftige Rollen und Stampfen des Kutters mühelos ausbalancierend. Einige trugen rauhe Ölzeugmäntel, andere den von Gischt glänzenden Oberkörper nackt bis zum Gürtel. Letztere waren wohl die Hartgesottenen, wie jede Besatzung sie hatte.
    Bolitho fragte sich, was sie von dem Neuzugang, der
Four Brothers,
hielten. Zwar hatten sie bis tags zuvor keinerlei Kontakt zu
Telemachus
gehabt, aber er wußte aus Erfahrung, daß sich die Marine ihre eigenen Kanäle für den Informationsfluß schuf: Fakten und Gerüchte in bunter Mischung verbreiteten sich schneller, als ein Flaggschiff signalisieren konnte.
    »Haben Sie einen guten Mann im Ausguck?«
    Queely beobachtete den Rücken seines Vorgesetzten, die Hakennase wie einen Schnabel vorgereckt. »Aye, Sir«, antwortete er, und es klang wie ›natürlich‹.
    »Schicken Sie ihm bitte ein Fernglas hinauf.« Bolitho ignorierte den verärgerten Blick, den Queely seinem Ersten zuwarf, und nahm ein Teleskop aus dem Ständer neben der Kompaßsäule. »Ich muß gleich Bescheid wissen, wenn sich heute morgen etwas Ungewöhnliches tut«, ergänzte er und wischte die Linse mit dem Taschentuch trocken.
    Er wartete, bis eine besonders hohe See von Backbord unter ihrem Rumpf durchgelaufen war, dann stellte er sich breitbeinig hin und schob das Fernglas durch die Webleinen.
    Da war das Land, nur ein Schatten zunächst, dann gewellt wie die See rundum, aber unbeweglich. Er wischte sich das Gesicht trocken und reichte das Teleskop an Kempthorne weiter.
    Frankreich … Der alte Feind. Und so nahe. Im grauen Morgenlicht wirkte es ganz ruhig und still – und wurde doch vom blutigen Terror der Revolution zerrissen.
    Des Masters rauhes Flüstern drang bis zu ihm: »Wir kommen etwas zu nahe für meinen Geschmack.«
    Queely hob sein Sprachrohr und spähte zum Krähennest empor. »Kannst du was sehen?
Wach auf,
Mann!« Das klang gereizt. Vielleicht hielt er es für Verschwendung, ein gutes Fernrohr in die Takelage zu schicken, wo es Schaden nehmen konnte.
    »Nichts, Sir!«
    Queely wandte sich Bolitho zu. »Hier ist auch nicht viel Schiffsverkehr zu erwarten, Sir. Die Franzosen patrouillieren an der ganzen Küste, von der holländischen Grenze bis Le Havre. Die meisten Skipper halten es für klüger, die französische Marine gar nicht erst auf sich aufmerksam zu machen.
    «
    Bolitho lehnte am Schanzkleid und dachte an Delaval und den toten Skipper der
Four Brothers.
Die Schmuggler jedenfalls schienen ungehindert zu kommen und zu gehen und sich keinen Deut um Marinepatrouillen zu scheren.
    Queely erläuterte: »Die Franzmänner haben eine Routine entwickelt: stellen, durchsuchen und beschlagnahmen. Es werden schon mehrere britische Schiffe vermißt, aber von Paris ist keine Auskunft über ihren Verbleib zu bekommen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht für alles Geld der Welt möchte ich dort leben.«
    Bolitho musterte ihn gelassen. »Dann müssen wir dafür sorgen, daß bei uns nicht das Gleiche geschieht, nicht wahr?«
    »Bei allem Respekt, Sir: Wenn wir nicht mehr Schiffe bekommen, nehmen die Schmuggler uns nicht weiter ernst.
    Die Marine ist bis auf eine Handvoll Fahrzeuge abgerüstet, und da sie mit dem Schmuggel viel Geld verdienen, werden auch die erfahrenen Seeleute für uns rar.«
    Bolitho schritt zu der vibrierenden Pinne hinüber, die von drei Rudergängern bedient wurde, während ein Steuermannsgehilfe danebenstand und den Blick zwischen dem Kompaß und dem Achterliek des Großsegels hin und her wandern ließ.
    »Deshalb müssen unsere drei Kutter eng zusammenarbeiten.
    « Bolitho sah den kleinen Matthew zur Reling rennen und sich würgend außenbords beugen, obwohl er schon lange nichts mehr im Magen haben konnte. Ein Seemann ging vorbei, packte ihn grinsend beim Gürtel und warnte: »Paß auf, Kleiner, bis zum Grund ist’s ein ziemlich langer Weg.«
    Abermals sprach Queely Bolitho an. »Sie haben unser Logbuch studiert, Sir?«
    »Ist das eine Frage?« Bolitho hielt den Blick auf das ferne Land gerichtet, obwohl ihn Spritzwasser bis auf die Haut durchnäßte. »Jedesmal, wenn ich mit einem

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