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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kommando betraut werde, sehe ich mir zuerst das Strafregister der Crew an. Das gibt mir einen guten Eindruck vom Verhalten meines Vorgängers und dem der Besatzung. Sie sollten dankbar sein, daß Ihr Schiff keine Aufsässigkeit kennt und deshalb auch nicht die harten Strafen dafür.«
    »Aye, Sir«, antwortete Queely unbehaglich.
    Die Wachgänger, die an den Fallen arbeiteten und schwatzten, verstummten jäh, als ihr Kommandant plötzlich ausrief: »Ruhe an Deck!« Aufmerksamkeit heischend, hob er die Hand. »Hört doch mal, ihr faulen Brüder!«
    Bolitho verschränkte die Hände auf dem Rücken. Scharfe, abgehackte Detonationen drangen an sein Ohr. Leichtes Kaliber, aber ernst gemeint.
    »Welche Richtung?«
    »Von Steuerbord achteraus, Sir«, rief der Master und bekräftigte, als die anderen ihn ungläubig anstarrten: »Ohne jeden Zweifel, Sir.«
    Bolitho nickte. »Ganz recht.«
    Queely eilte zum Kompaß. »Ihre Befehle, Sir?«
    Bolitho wandte den Kopf, als wieder eine Salve übers Wasser hallte. »Gehen Sie über Stag.« Er trat zu Queely an den Kompaß. »Bei diesem Wind können wir gut nach Südwesten ablaufen.« Das klang wie laut nachgedacht. Und schon waren sie wieder da, die Zweifel, das Zögern, der Widerspruch – wie auf
Telemachus.
Aber kein Protest wurde laut.
    Queely sah ihn von der Seite an. »Das bringt uns mit Sicherheit in französische Gewässer.«
    Bolitho blickte zum übergehenden Großsegel auf, zu dem langen Baum, der wie eine gigantische Sense auf die andere Seite schlug. »Möglich. Wir werden sehen.« Er hielt Queelys Blick fest. »Wie es scheint, ist hier doch jemand mit Kanonen zugange, oder?«
    Queelys Wangenmuskeln arbeiteten. Dann fixierte er den Master so wütend, als hätte dieser seinen Zorn erregt. »Steuern Sie Südwest.«
    »Aye, aye, Sir«, bestätigte der Navigator ungerührt.
    Bolitho sagte sich, daß der Mann Queelys Ungeduld wohl gewohnt war. Er schüttelte sich Gischt aus dem Haar und hätte beim Blick nach oben schwören können, daß die lange Maststenge sich bog wie eine Kutscherpeitsche.
    Queely war ebenso ungeduldig wie Paice stolz. »Komm auf!« brüllte er. »Recht so, Mann, recht so!«
    Wakeful
krängte jetzt nach der anderen Seite und reagierte wieder auf Wind und Ruder. Doch bei dem frischen Nordost, der ihre Segel bis zum Platzen füllte, lag sie jetzt stetiger auf Kurs, und die Bewegungen waren nicht mehr so rauh.
    Bolitho schritt zur Backbordseite und sah das Land unter den ersten schwachen Sonnenstrahlen erglühen. Es wirkte jetzt viel näher, aber das war nur ein Trick, den ihm die Beleuchtung spielte, wie so oft in Küstengewässern.
    Er schnappte sich abermals das Teleskop, als der Ausguck oben rief: »An Deck! Schiffe an Backbord voraus!« Das klang so atemlos, als hätte er sich eben beim Manöver nur mit Mühe auf seinem luftigen Sitz halten können.
    Sie standen immer noch zu weit entfernt. Sorgfältig richtete Bolitho das Glas in die angegebene Peilung und sah die Seen in der starken Linse riesengroß auf und nieder tanzen.
    Kleine Fahrzeuge, anscheinend insgesamt drei. Eines davon feuerte wieder, und er spürte das Knallen in seinen Fußsohlen; die Planken vibrierten, als hätten sie Treibgut gerammt.
    »An Deck! Es ist eine Verfolgungsjagd, Sir! Sie steuern Südwest!«
    Bolitho sah es im Geist vor sich: Jäger und Wild nutzten denselben Wind, der
Wakefuls
Segel manchmal wie scharfen Donner knattern ließ. Aber wessen Schiffe waren das?
    »Lassen Sie zwei Strich abfallen, Mr. Queely. Steuern Sie Südsüdwest.« Er zwang sich, des Leutnants stummen Protest zu ignorieren. »Und setzen Sie soviel Segel, wie sie gerade noch tragen kann. Ich will die da vorn einholen!«
    Queely öffnete schon den Mund, verschluckte aber seinen Widerspruch und gab Kempthorne einen Wink. »Setzt das Toppsegel!«
    Bolitho fand Zeit, sich an seinen toten Bruder zu erinnern, als der Kutter mit erhöhter Fahrt durch die kurzen steilen Seen preschte. Dessen Zollkutter
Avenger
war ein ebenso guter Segler gewesen. Kein Wunder, daß Hugh ihn geliebt hatte. Falls er überhaupt zu positiven Gefühlen fähig gewesen war. Das Bild verblaßte.
    Bolitho blickte nach oben, wo die Sonne jetzt ein Segel nach dem anderen erreichte; schon begann die Leinwand in der zunehmenden Wärme zu dampfen.
    Die Kanonen feuerten immer noch, doch als Bolitho wieder das Fernglas hob, fiel ihm auf, daß der Winkel, in dem die fremden Segel zu ihm standen, größer geworden war. Das erste Fahrzeug wurde jetzt

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