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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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besser sie also die Wünsche der
     Unternehmen |46| im Hinblick auf ihre Qualifikation erfüllen und je günstiger sie ihre Arbeitskraft anbieten, desto eher werden sie eine Beschäftigung
     finden und somit Einkommen erzielen. Dieses wird umso höher sein, je besser sie aus Sicht des Unternehmens für eine bestimmte
     Tätigkeit geeignet sind, denn umso höher ist das Gehalt, das sie verlangen können. Die gängigen theoretischen Ansätze führen
     zu dem Ergebnis, dass auf wohlfunktionierenden Märkten jeder genau das Gehalt bekommt, das seiner Produktivität entspricht. 7* Mit anderen Worten: Jeder wird exakt nach seiner Leistung bezahlt. Es ist also im Rahmen eines solchen Modells nur logisch, zu behaupten, dass hinter einem hohen Gehalt oder einem hohen Gewinn auch eine hohe
     Leistung steckt. Daher erscheint das Marktergebnis als gerecht, wenn man Leistungsgerechtigkeit zum Maßstab nimmt. So weit
     die Lehrbücher. 8*
    Dass etwas in diesen Standardüberlegungen fehlt, ist schnell klar. Aus eigener Erfahrung dürfte jeder wissen, dass sein Gehalt
     nicht so festgelegt wird, wie es in der grauen Theorie geschrieben steht. In der Regel hat der Arbeitgeber bei der Einstellung
     eine klare Einkommensgröße im Kopf, und der einzelne Arbeitnehmer hat lediglich die Wahl, das zu akzeptieren oder sich eine
     andere Stelle zu suchen. In Ausnahmefällen wie bei bekannten Künstlern, Fußballern, Unternehmensvorständen oder auch Investmentbankern
     ist das Gehalt jedoch durchaus verhandelbar. Häufig ist es dann der potenzielle Arbeitgeber, der eine bestimmte Gehaltsgröße
     akzeptieren oder sich einen anderen Bewerber suchen muss – was nicht ganz so einfach sein dürfte. Aber was ist dann dran an
     den Überlegungen aus dem Lehrbuch?
    Zwei wesentliche Aspekte fehlen in diesen Standardüberlegungen. Erstens sind die Leistungen in einem Unternehmen – anders
     als in der Theorie – in der Regel nicht individuell zurechenbar. Zweitens gehen die Theoretiker davon aus, dass es auf den
     Märkten keine Machtzentren gibt. Alle stehen schön gleichberechtigt im fairen Wettbewerb miteinander. Das aber ist eine Illusion
     und gehört ins Märchenreich.
     
    |47| Die individuelle Zurechenbarkeit von Leistung – eine sperrige sprachliche Wendung, die es aber genau trifft – ist eine notwendige
     Voraussetzung für Leistungsgerechtigkeit. Dieser Idealzustand kann relativ einfach erreicht werden, wenn es um wenig komplexe
     Produktionsvorgänge wie beispielsweise die Herstellung von Schrauben geht. In diesem Fall werden die Arbeitnehmer, die an
     den Maschinen arbeiten, entsprechend der Zahl der von ihnen individuell hergestellten Schrauben entlohnt. Das ist nichts anderes
     als ein Akkordlohn. Aber schon ein zweiter Blick auf den Produktionsprozess macht das Ganze etwas schwieriger. Was ist mit
     der Leistung derjenigen, die die Maschinen instand halten? Tragen sie nicht auch dazu bei, dass überhaupt Schrauben produziert
     werden können? Was ist mit der Putzkolonne, die die Arbeitsplätze sauber hält? Ist sie nicht auch ein wesentlicher Bestandteil
     der Gesamtleistung? Ohne sie würde auf Dauer die Produktion zusammenbrechen.
    Erst recht schwierig wird es, wenn es darum geht, eine individuelle Leistung für anspruchsvolle Dienstleistungen zu ermitteln,
     bei denen in der Regel in Teams gearbeitet wird. Es ist also in der Praxis in fast allen Fällen nahezu unmöglich, eine individuell
     adäquate Belohnung von Leistung zu erreichen. Viele Unternehmen behelfen sich mit komplexen Leistungsprämien, die zum Teil
     individuell und zum Teil teambezogen sind. Das sind jedoch bestenfalls Versuche, sich einer individuell erbrachten Leistung
     anzunähern und diese gerecht zu entlohnen. Die aus der ökonomischen Theorie so einfach abzuleitende Bedingung für eine leistungsgerechte
     Entlohnung ist jedenfalls in der ökonomischen Realität kaum herzustellen. Schon aus diesem Grund sind Zweifel an der Leistungsgerechtigkeit
     eines Marktergebnisses berechtigt – auch mich treiben diese Fragen immer wieder um.
    Eine Frage der Macht
    Woraus erklären sich aber nun die teilweise gewaltigen Unterschiede in der Einkommensverteilung? Steckt nicht doch im Kern
     auch ein |48| Leistungsgefälle dahinter? Die Antwort lautet: Es ist primär ein Machtgefälle, das die Unterschiede ausmacht. Aber Macht statt
     Leistung? Ich meine an dieser Stelle natürlich nicht politische Macht, sondern Marktmacht. Dazu noch mal etwas Theorie. Marktmacht
    

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