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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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wird. Das ist nichts anderes
     als eine massive Schwächung der Verhandlungsposition von Arbeitslosen. Das Ergebnis ist Ungleichheit zulasten der Unter- und
     Mittelschichten. Das sind genau die Schichten, die im Wesentlichen von ihren Arbeitseinkommen leben müssen. Dies ist in meinen
     Augen nicht nur ein eklatanter Verstoß gegen Gerechtigkeitsprinzipien, es verstößt auch gegen die Normen der Arbeitsgesellschaft.
    Dass die vorherrschende ökonomische Lehre in Deutschland gesellschaftliche Normen vernachlässigt, ist aber nur der eine Fehler.
     Bedenklich ist auch, dass soziale Risiken nicht berücksichtigt werden. Was das heißt, lässt sich an den Themen »Anreize zur
     Aufnahme von Arbeit« und »Lohnzurückhaltung« gut aufzeigen. Ein soziales Risiko tritt ein, wenn die gesamte Wirtschaft von
     einem negativen Einfluss betroffen wird, der die wirtschaftliche Aktivität lähmt. Man kann das auch als gesamtwirtschaftlichen
     Schock bezeichnen. Es kann sich dabei um einen weltwirtschaftlich bedingter Nachfrageeinbruch oder eine massive und plötzliche
     Verteuerung der Rohstoffpreise handeln – also einen Nachfrageschock oder einen Angebotsschock. Die Ursache für die Schwäche
     ist in beiden Fällen jedenfalls nicht in der Binnenwirtschaft zu suchen. Was schlagen die Lehrbücher in diesen Fällen vor?
     Nichts anderes als die erwähnten Maßnahmen, als da |68| wären: Die Arbeitslosen müssen unter Druck gesetzt werden, dann finden sie schneller eine neue Beschäftigung, und die Beschäftigten
     müssen ihre Löhne nur hinreichend senken, dann können sie ihren Arbeitsplatz höchstwahrscheinlich behalten. Klingt eigentlich
     ganz gut – und logisch.
    Der Blick auf das Ganze
    In dieser Argumentation steckt jedoch ein weiterer grundlegender Denkfehler: Die gängigen Lehrmeinungen haben immer nur das
     einzelne Unternehmen im Blick. Ein soziales Risiko besteht aber vielmehr darin, dass es mehr oder minder alle betrifft. Wenn
     also als Folge solcher allgemeinen Entwicklungen alle Unternehmen unter Absatzmangel oder Kostendruck leiden, sind die Zusammenhänge
     einfach anders als bei einer einzelwirtschaftlichen Betrachtungsweise. Ich bin sicher: Wenn Arbeitslose bei einem Nachfrageeinbruch
     stärker unter Druck gesetzt werden, nützt dies überhaupt nichts. Denn hierdurch steigt der notleidende Absatz der Unternehmen
     um keine einzige Einheit an. Folglich wird auch die Nachfrage nach Arbeit um keine einzige Minute steigen. Der Druck auf die
     Arbeitslosen geht also ins Leere. Ist der Druck zu stark, wird die Krise sogar verschärft. Dann geraten die Löhne der Beschäftigten
     auch unter Druck und damit deren Einkommen. Sie müssen ihre Nachfrage reduzieren, so verschärft sich der Absatzmangel der
     Unternehmen und sie müssen sogar mehr Beschäftigte entlassen, als der ursprüngliche Schock erfordert hätte. Ein echter Teufelskreis.
    Nun könnte man einwenden, dass diese Überlegungen nur in einer geschlossenen Volkswirtschaft, also einer Volkswirtschaft ohne
     Außenhandel und ohne internationale Konkurrenz, gültig wären. In der Realität stünde die deutsche Wirtschaft aber im internationalen
     Wettbewerb. Gerade durch Lohnzurückhaltung würde die internationale Wettbewerbsfähigkeit gestärkt. Dadurch ließe sich bei
     Preisvorteilen, die durch Lohnzurückhaltung erzielt wurden, der |69| Gesamtabsatz sehr wohl durch vermehrte Exporte steigern – selbst wenn der inländische Absatz aufgrund der gedrückten Einkommen
     dort zurückginge. Das Fazit aus dieser Argumentation: Die einzelwirtschaftliche Betrachtungsweise fände vor dem Hintergrund
     der internationalen Handelsverflechtungen quasi eine Rechtfertigung auf höherer Ebene. Es gehe zwar nicht mehr um das einzelne
     Unternehmen oder den einzelnen Haushalt, aber es gehe um die einzelne Volkswirtschaft im globalen Wettbewerb. Kann man das
     so stehen lassen?
    Zweifellos steht die deutsche Volkswirtschaft im globalen Wettbewerb. Gelten dann also für die gesamte Volkswirtschaft die
     gleichen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten wie für einzelne Unternehmen? Die Antwort muss immer noch »Nein« lauten. Eine einzelne
     Volkswirtschaft kann nur dann auf dem beschriebenen Weg die erhofften Vorteile erlangen, wenn die anderen Volkswirtschaften
     nicht in gleicher Weise agieren. Nur wenn es keine globale Lohnzurückhaltung gibt, lässt sich durch nationale Lohnmäßigung
     der Absatz zulasten der anderen Volkswirtschaften steigern. Da frage ich mich doch:

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