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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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die Ungleichheit auf Dauer wieder zu vermindern.
     So weit das Versprechen des ökonomischen Mainstreams. Es war also alles gut gemeint. Und es war falsch. Aber warum?
    Vom Wert der Arbeit
    Die gesamte Argumentation basiert auf falschen und vor allem unvollständigen Annahmen. Das geht schon los mit der Annahme,
     dass Erwerbsarbeit ein Übel ist. Diese Sichtweise von Arbeit widerspricht den gesellschaftlichen Normen einer Arbeitsgesellschaft
     diametral. Arbeit zu haben ist in einer Arbeitsgesellschaft gleichbedeutend mit der Mitgliedschaft in und der Teilhabe an
     dieser Gesellschaft. Wer keine Arbeit hat, ist ausgegrenzt. Er ist nicht Teil der Gesellschaft. Das ist auch der Grund, warum
     viele Arbeitslose sehr schamhaft mit ihrer Arbeitslosigkeit umgehen, sie teilweise sogar verschweigen. Sie fühlen, dass sie
     gegen allgemein akzeptierte Normen verstoßen, und versuchen diesen Verstoß zu vertuschen. Das ist zwar nicht gut, aber realistisch.
    Daran ändert auch der immer wieder in den Talkshows präsentierte selbstbewusste Arbeitslose nichts, der stolz darauf ist,
     nicht zu arbeiten. Er ist ein Außenseiter, der gegen die geltenden Normen verstößt, und macht durch sein offensives öffentliches
     Auftreten einen Skandal daraus. Genau das ist auch seine Funktion für die entsprechenden Medien; und genau daraus zieht er
     wiederum seine Bedeutung. |66| Würde sein Tun in Übereinstimmung mit den gängigen Normen stehen, dann wäre sein öffentliches Auftreten allerdings schlicht
     langweilig und man würde ihn nicht mehr einladen. Man kann also gerade die Medienpräsenz dieses Arbeitslosen als schlagenden
     Beweis für die Gültigkeit der Normen einer Arbeitsgesellschaft sehen.
    All dies hat zunächst noch nichts mit der finanziellen Lage von Arbeitslosen zu tun, sondern allein mit ihrem Verhältnis zu
     gesellschaftlichen Werten. Allerdings sind diese Normen nicht folgenlos, was unsere Löhne und Gehälter betrifft. Auf der Basis
     dieses Wertesystems würden verzweifelte Arbeitsuchende nahezu jede Beschäftigung annehmen – selbst wenn sie dafür einen hohen
     Preis zahlen müssten. Oft sind sie bereit, zu niedrigsten Löhnen zu arbeiten: Hauptsache Arbeit. Das macht ihre Verhandlungsposition,
     die ohnehin für Arbeitslose alles andere als gut ist, gegenüber einstellenden Unternehmen sehr schwach und führt zu massivem
     Druck auf die Löhne.
    Dieser kann nur dort einigermaßen aufgefangen werden, wo tarifvertragliche Regelungen bestehen, die die Unternehmen binden.
     Das ist aber gerade in vielen Dienstleistungsbereichen und vor allem in Ostdeutschland häufig nicht der Fall. Zudem haben
     die Arbeitsmarktreformen den Druck in Richtung Niedriglöhne verstärkt. Das geschieht durch verschärfte Zumutbarkeitsregeln
     für Arbeitslose, die schneller zu Sanktionen führen, wenn ein Arbeitsloser ein Stellenangebot ablehnt. Dann gibt es ja noch
     die Möglichkeit, ein niedriges Gehalt, das unterhalb gesetzlicher Ansprüche aus dem Arbeitslosengeld II (Hartz IV) oder der
     Grundsicherung liegt, durch entsprechende Zahlungen seitens des Staates auf die Höhe dieser Ansprüche aufzustocken. Dieses
     Verfahren öffnet dem Lohndumping Tür und Tor.
    Aus juristischer Sicht ist die Möglichkeit zur Aufstockung nur logisch – wenn Mindestansprüche bestehen, müssen sie auch erfüllt
     werden. Es ist auch sozialpolitisch logisch – wenn dieses Mindesteinkommen das Existenzminimum markiert, dann muss der Staat
     finanziell eingreifen. Ökonomisch ist es aber eine Einladung zum Lohndumping durch Plünderung der Staatskasse. Denn: Den Betrag, |67| den das Unternehmen nicht zahlt, holen sich die Arbeitnehmer – vom Arbeitgeber hierzu ermuntert – vom Staat. So funktioniert
     das.
    Die Situation ist paradox und das Ergebnis unerfreulich. Auf der einen Seite werden die Normen der Arbeitsgesellschaft von
     breiten Teilen der Bevölkerung – einschließlich der Arbeitslosen – nach wie vor überzeugt vertreten. Bezahlte Erwerbsarbeit
     ist für sie ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität, ihres Lebens. Auf der anderen Seite unterstellen die Arbeitsmarktreformen
     genau das Gegenteil, und das gilt insbesondere bei Arbeitslosen, die angeblich nicht arbeiten wollen. Die so motivierten Reformen
     führen zu einem massiven finanziellen Werteverfall von Arbeit, gleichsam zu einer Abwertung von Arbeit im Vergleich zu Kapital.
     Die Wertschätzung von Arbeit wird materiell herabgesetzt, obwohl sie normativ sehr hoch bewertet

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