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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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untergestellt hatten.
    Den Wirt fand ich dann, als ich die unpassierbar anmutende Dornenhecke abschritt, um nach einer undichten Stelle Ausschau zu halten. Er lag zusammengeschnürt und geknebelt unter einer kräftigen Eiche, die im hinteren Winkel des Grundstücks wuchs. Während ich seine Fesseln durchtrennte, gewahrte ich ein dickes Seil, das vom oberen Stamm des Baumes über die Hecke führte. Weil ich wusste, dass auf der anderen Seite kein entsprechendes Gehölz in Heckennähe war, benötigte ich keine prophetische Gabe, um zu wissen, dass das Tau, das jetzt schlaff herabhing, dort von einem weiteren Mann, vermutlich mit Hilfe einer Stange als Hebel, auf Spannung gehalten worden war, sodass die Vermummten bei ihrer Flucht daran hinüberhangeln konnten. Der Hausherr hatte in weiser Voraussicht außen alle Bäume in der Nähe der Hecke beseitigt, aber nicht damit gerechnet, dass der verbotene Weg in sein umfriedetes Reich auch von innen geebnet werden konnte.
    Dies brachte mich zu folgenden Annahmen: Erstens, der vorausschauende Wirt war nicht vorausschauend genug. Zweitens und viel wichtiger, die vier waren mindestens zu fünft, wobei ich eher auf sechs tippte, nämlich noch einen Stangenhalter und einen Mann mit den Pferden.
    Der zum Gefangenen auf seinem eigenen Grund und Boden Gewordene hatte sich inzwischen von den Resten seiner Umschnürung befreit und wurde nicht müde, mich mit Dankesbezeugungen zu überschütten. Da mir diese in flüssiger Form weitaus lieber waren und ich überdies begierig war zu erfahren, wie er in seine hilflose Lage gekommen war, schlug ich vor, mich über die Umstände seiner Überrumpelung besser drinnen bei einem Glas Wein aufzuklären, als hier ungedeckt im Dunkeln herumzustolpern.
    Wulf, so hieß mein dankbarer Herbergsvater, war froh, sich auf diese Weise erkenntlich zeigen zu können, und komplimentierte mich mit vielen Bücklingen zu dem Platz, auf dem ich beim Abendbrot gesessen hatte. Nachdem er mir einen vollmundigen Weißen eingeschenkt hatte, pustete er die Glut im Kamin wieder an und legte ein paar dürre, lange Scheite nach, sodass nach wenigen Augenblicken ein Feuer hell aufloderte, das nicht nur Wärme spendete, sondern auch so viel Licht, dass wir auf eine Kerze verzichten konnten.
    Er nahm sich selbst einen Humpen Bier und gab mir den gewünschten Bericht, der weniger gehaltvoll war als sein Rebensaft. Auch er war vom unwiderstehlichen Drang geplagt worden, den Abtritt aufsuchen zu müssen. Als er eben die Tür des besagten Örtchens öffnen wollte, hatte er von hinten eins über den Schädel bekommen, und seine Erinnerung setzte erst wieder ein, als ich ihn von seiner Fesselung erlöste.
    Kaum ergiebiger war das, was er mir über die vier Gäste sagen konnte, die nun verschwunden und ganz ohne Zweifel mit seinen Überwältigern identisch waren. Er hatte sich zwar auch gewundert, dass sie – im Übrigen bloß kurz vor unserer eigenen Ankunft – unberitten bei ihm aufgetaucht waren, doch zählte er nicht zu der neugierigen Art von Wirten, die ihre Nasen gerne und tief in die Angelegenheiten ihrer Gäste steckten. Weil auch er keine Waffen bei ihnen bemerkt hatte, war er geneigt gewesen, sie für die Mitglieder einer ihm unbekannten Bruderschaft zu halten, die auf einer Pilgerreise werweißwohin waren.
    Nachdem ich mich mit einer Schilderung von Stapelmanns Beinahe-Entführung revanchiert hatte, gab es für mich eigentlich keinen Grund mehr, im Schankraum zu verweilen, sieht man von dem allerdings sehr überzeugenden ab, der mir wie die goldene Sommersonne selbst aus meinem Glase entgegenlachte. Und da ich ohnehin dabei war, mich wieder in mein altes Leben einzufügen, hieß ich meinen großzügigen Spender, fleißig nachzuschenken.
    Dies schien ganz in seinem Sinne zu sein, denn als langjähriges Mitglied eines Berufsstandes, in dem die Lebenserfahrung mit einer kaum vergleichbaren Geschwindigkeit wächst, hatte er in mir schnell einen Mann erkannt, für den Situationen wie die heutigen nichts Ungewöhnliches darstellten. Somit war für ihn und seinen Seelenfrieden meine Ansicht von großer Beruhigung, dass die Angreifer an ihm kein besonderes Interesse hätten, sondern ihn nur aus dem Weg haben wollten, um sich ungestört meines lieben Rodger annehmen zu können.
    Dermaßen erleichtert, schaffte Wulf unverzüglich eine zweite Flasche herbei und kam bei der dritten auf einen Punkt zu sprechen, der ihm schon seit längerem Kopfschmerzen bereitete. Als Betreiber

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