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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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Frau in der Blüte ihrer jungen Jahre.
    Als ich wie von selbst meinen Schritt verhielt, um dieses Meisterwerk zu betrachten, ließ die Alte erneut ihr meckerndes Lachen hören. »Sic transit gloria mundi, mein gebildeter Meuchler! Überfordert es Eure Phantasie, Euch vorzustellen, dass ich die Frau auf diesem Gemälde bin?«
    Mein beredter Blick war ihr Antwort genug, denn sie fuhr fort: »Schon gut, schon gut, dass ich die Frau auf diesem Gemälde
war
. – Das ist viele Jahre her, und das Schicksal hat mich nicht geschont. Eine schlimme Verbildung meiner Knochen, Hand in Hand einhergehend mit einer leprösen Zersetzung meines Fleisches, und in kürzester Zeit wurde aus dem schönen Schwan das hässliche Entlein. Wie stolz war mein Mann gewesen, eine Schönheit wie mich zum Altar führen zu können. Ha, wie eitel war ich und wie hoffärtig! – Dann hat der Himmel mir gezeigt, dass die Bäume nicht bis zu ihm hinauf wachsen. Nun, ich habe schnell gelernt, und schließlich wollte ich meinem Gemahl nicht im Wege stehen. Und ich wollte auch sein Mitleid nicht. – Ich habe meinen Weg gefunden. Doch genug mit dem Beweinen der Vergangenheit. Was also kann ich für den hohen Herrn tun?«
    »Dann ohne Umschweife, besitzt du die Radix Pedis Diaboli?«
    »Ohohoh, gleich nach dem Teufelsfuß gelüstet es Euch. Bisweilen, mein Schöner, bisweilen besitze ich ihn. Er ist sehr selten, sehr wertvoll. Ich erlange ihn von Zeit zu Zeit im Tausch gegen ein Mittel, das sich förderlich auf gewisse Absichten gewisser Männer auswirkt, die in die Jahre gekommen sind und die es sich erlauben können, ihre Vergnügungen nicht durch Knauserigkeit einzuschränken.«
    »Und du hast auch jetzt etwas davon?«
    »Ich kann es nicht verleugnen, mein scharfsichtiger Herr, etwas davon ist noch da.«
    »Und du weißt natürlich auch, was es bewirken kann?«
    »Nur zu gut, mein Herr, im Bösen wie im Guten.«
    »Was meinst du damit, im Guten? Es ist, selbst in geringster Dosierung, ein schleichendes Gift, das süchtig macht.«
    »Gleichwohl, mein Herr, gleichwohl. – Und, bevor Ihr danach fragt, ich brauche es für einen Trank, den sich Gertrudis von Zeit zu Zeit von mir erbittet.«
    »Soso, Gertrudis. In der Tat, ich wollte dich auch danach fragen. Da kannst du mir gleich ...«
    Ihre Augen blitzten mich an wie die eines betrügerischen Hütchenspielers, der genau weiß, dass sein Gegner seine Absicht kennt und es dennoch auf ein Kräftemessen ankommen lassen will. »Was soll ich groß berichten? Kostet selbst, wenn Ihr es wagt. Kostet, mein Herr, es ist amüsant!«
    Sie wartete meine Antwort gar nicht erst ab, sondern verschwand durch eine niedrige Klappe, die sich im Schatten der Regale befand, in einen hinteren Raum. Dort hörte ich sie eine Weile rumoren, das Klicken von Gläsern und das Knirschen eines Mörsers. Dann war sie zurück, einen dickwandigen Glasbecher in der Hand und ein sardonisches Lächeln im Gesicht.
    »Hier ist das, was Gertrudis von mir erstrebt. Jetzt ist es an Euch, die eigene Erkenntnis daraus zu gewinnen.« Damit schob sie den Becher vor mich hin.
    »Was hältst du davon, wenn du den ersten Schluck nimmst, Alte?«
    »Es wäre Verschwendung, mein schöner Jüngling, denn bei meinesgleichen bleibt mein Sud ohne Wirkung. Doch wenn es dich beruhigt ...«
    Dabei ergriff sie mein Glas und tat einen genügend langen Zug. Indessen, meine Skepsis wollte nicht weichen.
    »Und wenn du nun gegen dein eigenes Gift immun bist?«
    Ihr Lachen hatte genau den meckernden Ton, der zu ihrem Äußeren passte. »Dann lasst es doch einfach. Wer zwingt Euch überhaupt, davon zu trinken?
    Ja, wer zwang mich überhaupt dazu? Was veranlasste mich, auf das Gewäsch dieser wandelnden Mumie zu hören, diese zweifelhafte Mixtur zu versuchen und dieser senilen Giftmischerin meine Gesundheit und mein Leben anzuvertrauen?
    Ihr wisst es längst, meine vom Forscherdrang beseelten Freunde. Es war einer der stärksten Antriebe, die die Menschheit kennt, ohne den nicht das Feuer entdeckt und nicht das Rad erfunden worden wäre. Ohne den Adam nicht in den Apfel gebissen hätte und ich in meiner Profession nicht so erfolgreich gewesen wäre. Es war die Neugier, nichts als die schiere Neugier, die einen bisweilen härter zu peinigen vermag als der brutalste Folterknecht.
    Also zog ich das Glas wieder zu mir heran.
    Das Gebräu war von klarer, jedoch schlieriger Konsistenz und etwas dickflüssig. Sein Aroma von südländischen Früchten, gepaart mit dem Hauch eines

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