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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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wenn ich die menschliche Natur in ihren mannigfachen Spielarten bedachte, nur einen nachvollziehbaren Grund geben.
    Der larmoyante Karl kam mir in den Sinn mit seinem Klagelied über die Wankelmütigkeit des weiblichen Herzens. Er hatte nichts begriffen, der arme Tropf.

Offene Geheimnisse
    Willst du mich nicht dafür loben, wie schnell und elegant ich in Erfahrung gebracht habe, was dich bewegt?«
    Ossenstert, der sich mittlerweile auf meiner Hühnerleiter mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegte, hatte diesmal einen etwas größeren Weinkrug mitgebracht. Es war kaum Mittag vorbei, doch für einen prächtigen Schluck gibt es keine Schonzeit. Und während Johannes einschenkte, wartete er mit seinen Neuigkeiten auf.
    »Unser Rodger schleicht sich gerne zu einer Grete Dreven. Sie ist eine Witwe, die auf der anderen Seite des Dorfes in einem kleinen Kotten lebt und sich mühsam mit einer Kuh und ein paar Ziegen über Wasser hält. Obwohl das eine ganze Weile so geht, glaubt unser freundlicher Narr noch immer, ihr Verhältnis sei geheim. Dabei spricht bloß niemand darüber, weil es niemanden interessiert. Die Frau soll trotz ihrer bescheidenen Lebensumstände besonders mildtätig sein und auch das Wenige, das sie besitzt, mit den Menschen teilen, die noch ärger dran sind als sie. Insbesondere füttert sie elternlose Kinder durch, die sich regelmäßig bei ihr einstellen. Ich komme eben von ihr und hab das selbst gesehen. Kleine, verlauste Bälger toben da herum, und ein besonders zotteliger mit scharfen Zähnen hat mir in die Hand gebissen, weil ich ihm einen Apfel nicht schnell genug hingehalten habe. Nur gut, dass ich einen Handschuh getragen habe. – Der herzensgute Rodger unterstützt sie, wo er nur kann. Nachts bringt er die Reste aus der Burgküche rüber. Der Graf weiß natürlich davon und lässt extra immer etwas mehr bereitstellen, ohne dass Stapelmann etwas davon weiß. Das macht die Sache für unseren abenteuerlustigen Rodger nur spannender, und alle haben ihren Spaß dabei. Ich habe einfach Gernot gefragt, und der hat mir alles ohne Umschweife berichtet. – Und wenn du mir jetzt nichts Tolles von der Hexe erzählen kannst, dann sollten wir das Pergament wohl besser ins Feuer werfen. Dann hat sich nämlich jemand mit uns einen derben Scherz erlaubt, der obendrein sehr makaber war.«
    »Tja, die Hexe. Die ist in der Tat ein wundersames Geschöpf.« Und ich erzählte ihm ausführlich von meiner Begegnung, wobei ich auch meinen Tagtraum nicht aussparte. Anschließend zeigte Ossenstert mehr Begeisterung, als ich erwartet hatte.
    »Da siehst du es! Ich habe es ja gleich gesagt. Torquisium hat Bertram getötet, und die Alte hat alle dafür nötigen Zutaten. Der Fall ist gelöst. Wir brauchen sie nur noch zu fassen und dem Grafen zu übergeben.«
    Jetzt kannte ich meinen Freund schon, ich weiß nicht, wie viele Jahre, und es gelang ihm immer noch, mich mit der Offenbarung ganz neuer Facetten seines Charakters in Erstaunen zu versetzen.
    »Immer langsam, Herr Meisterdetektiv! Zum einen hat anfangs nicht viel gefehlt, und du hättest selbst der Meinung zugeneigt, dass der Teufel Bertram getötet hat. Zum anderen genügt es nicht, jemanden einer Tat zu überführen, bloß weil er über das mögliche Tatwerkzeug verfügt. Oder bist du etwa ein Notzüchtiger?« Ich konnte mir nicht verkneifen, zur Unterstreichung meiner letzten Worte mit dem ausgestreckten Finger zwischen seine Beine zu zeigen.
    »Welches Motiv sollte die alte Stiena haben? Wie sollte sie Bertram in der Burg das Gift verabreicht haben? Wie sollte sie wieder aus der Burg hinausgelangt sein?«
    Doch Ossenstert war in der Begeisterung für seine Idee nicht zu halten. »Dann hat sie eben nur das Gift geliefert. Oder willst du diese Möglichkeit etwa ausschließen?«
    »Mir wäre wohler, ich könnte wenigstens mit Sicherheit davon ausgehen, dass Bertram überhaupt ermordet worden ist. Dann hätte ich zumindest eine feste Basis. Aber du konntest ja keine rechtzeitige Examination der Leiche vornehmen.«
    Kaum hatte ich den Satz heraus, da verwünschte ich ihn auch schon. Mein empfindsamer Freund wurde rot im Gesicht, ehe er ein erstes Wort herausbringen konnte, und ihm schwoll buchstäblich der Kamm wie einem streitlustigen Hahn. Ich beeilte mich, seinem Lamento zuvorzukommen.
    »Schon gut, beruhige dich! Es sollte kein Vorwurf sein. Du kannst ja nichts dafür, dass du nicht rechtzeitig vor Ort warst. Doch das Ergebnis bleibt das gleiche. – Aber wenn es

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