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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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wenn ich euch durch meine Worte verletzt habe. Ich weiß nicht, in welcher Beziehung ihr zu dieser Gertrudis steht und welche Meinung ihr von ihr habt. Aber seid versichert, mir hat sie übel mitgespielt.«
    Ossenstert, den ich vorsichtshalber unter dem Tisch angestoßen hatte, äußerte sich glücklicherweise nicht, und ich entgegnete bloß: »Wir sind ihr nur einmal kurz auf der Burg des Grafen begegnet und können eigentlich nichts zu ihrer Person sagen.«
    Ich hoffte, dass Karl genug getrunken hatte, um Ossensterts blumige Schilderung der Besagten schon wieder vergessen zu haben. Aber unser Gast war nicht dumm und hatte wohl verstanden, doch er winkte nur ab.
    »Glaubt mir, sie ist eine falsche Schlange. – Ich komme öfters auf der Burg vorbei, denn ich handele mit Büchern und besorge dem Grafen gelegentlich einige ausgewählte Exemplare für seine Bibliothek. Dabei ist sie mir über den Weg gelaufen.«
    Sein verschleierter Blick wanderte zwischen Johannes und mir hin und her. »Euch brauch ich doch wohl nichts zu erzählen von den Weibern. Ihr habt sie doch gesehen, so wie sie aussieht und wie sie tut. Und wie sie genau weiß, wie sie auf uns Kerle wirkt. Na ja, da bin ich eben etwas um sie herumscharwenzelt. Ich bin nicht verheiratet, wer will es mir also verübeln? Gut, sie tat am Anfang ein bisschen spröde, aber bestimmt nur, weil ich jünger bin als sie. Aber ich kann ganz schön beharrlich sein, und ... ja, auf Eure Gesundheit, Ihr Herren, und danke für das Bier ... und dann ... wo war ich gleich? ... Ja, und dann, als ich schon gar nicht mehr damit gerechnet habe, lädt sie mich auf einmal zu sich ein.«
    Der Alkohol hatte jede Tarnung abgewaschen. Man sah ihm jetzt noch die Vorfreude auf sein amouröses Abenteuer an, die ihn damals gepackt hatte. Hier saß ein enttäuschter Mann, der uns unverhohlen sein Herz ausschüttete.
    »Na ja, ihr könnt Euch sicherlich ausmalen, wie mir zumute war. Ich habe auch extra ein schön besticktes Mundtuch mit feinstem Spitzenrand als Geschenk besorgt. Und dann? Sie heißt mich Platz zu nehmen, kredenzt mir süßen Wein, und dann? Dann glotzt sie mich bloß noch an, als wäre ich ein Kalb mit zwei Köpfen. Ich erzähle meine lustigsten Geschichten, um sie zum Lachen zu bringen. Aber ihr schales Grinsen ist gezwungen, nicht echt. Sie schenkt immer wieder nach, ohne selber mitzutrinken. ›Mir ist nicht wohl‹, dieser Quatsch, ihr kennt das ja. Verdammt, bei ihrem Gestarre hatte ich auf einmal die Idee, sie hat mir da ein betäubendes Mittel oder so eingeflößt, aber zum Glück war nichts dergleichen. Also noch einen Becher. Vielleicht wollte sie, dass ich umfalle, aber ich kann einiges vertragen.«
    In der Tat, für die Richtigkeit dieser Behauptung lieferte er uns gerade einen überzeugenden Beweis.
    »Je nun, ich trinke auch den noch und denk mir so, noch einen und es klappt wirklich nichts mehr. Deshalb will ich sie endlich in den Arm nehmen. Doch sie stößt mich weg, als wäre ich aus einer Jauchegrube geklettert, und fängt das Schreien und Krakeelen an. Schwupp, sind auch gleich zwei andere Weiber da, und ich steh vor der Tür. – Als Erstes hab ich dann mein Geld gezählt, war jedoch alles da. Bloß schade um das Mundtuch. – Die Weiber, sag ich euch, die Weiber sind ...«
    Bedauerlicherweise habe ich nie erfahren, was seiner Ansicht nach die Weiber sind, denn unser Philosoph, der nun doch die Grenze seiner Trinkfestigkeit erreicht hatte, glitt ganz gemächlich von seinem Schemel und war eingeschlafen, bevor er sich zur vollen Länge auf dem Boden ausgestreckt hatte.
    Ossenstert beeilte sich, den Umhang unseres Saufkumpans zusammenzurollen und ihm als Kissen unter den Kopf zu schieben.
    Hatte mein weichherziger Johannes eben noch in ihm einen niveaulosen Konkurrenten gesehen, waren sie jetzt plötzlich Brüder aus Enttäuschung. Mir sollte es recht sein, war damit zumindest erreicht, dass mein Freund kurzfristig auf andere Gedanken gekommen war. Mir dagegen würde allenfalls ein weiteres Glas helfen.

Im Hexenhaus
    Es muss wohl ein Glas zu viel gewesen sein, denn als es am nächsten Vormittag an meine Außentür polterte, lag ich noch immer im Bett. Ossenstert musste über ein wirksames Mittel verfügen, die Nachwehen einer durchzechten Nacht in Grenzen zu halten. Jedenfalls machte er einen weitaus muntereren Eindruck als ich, und selbst das Erklimmen der Hühnerleiter hatte ihm diesmal nicht zugesetzt.
    »Während du in Morpheus Reich noch deine

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