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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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Achselzucken zu verstehen, dass ich noch keineswegs zu einem endgültigen Entschluss gelangt war. Das und mein zweifelnder Gesichtsausdruck entlockten ihm ein herzliches Lachen.
    »Oh, ich will Euch nicht drängen. Aber bedenkt, dass die Zeit nicht gerade unser Freund ist. Ein zu langes Zaudern könnte erneut das Leben Unschuldiger kosten. – Doch ich sehe schon, es ist besser, Euch noch ein wenig Ruhe zu gönnen.«
    Mit diesen Worten trieb er sein Tier leicht nach vorn und legte etwa vier Pferdelängen zwischen uns. »Möglich, dass etwas Musik den Geist beflügelt und ihn entschlussfreudiger macht.«
    Das Lied, das er dazu in italienischer Sprache anstimmte, war der Lobgesang auf das Dasein als Schmuggler, der keinem einen Tribut zollt und sich selbst ausgiebig an den Dingen bedient, die er bei Nacht und Nebel und den königlichen Booten vorbei in sein Höhlenversteck an der Küste schippert. Was er sich mit seinem ergaunerten Lohn für Weiber gefügig machte und was er mit ihnen anstellte, will ich euch, meine zart besaiteten Zuhörer, lieber verschweigen. Es mag insoweit ein beredtes Zeugnis ablegen, wenn ich offenbare, dass Degusti laut und mit offenkundigem Vergnügen an seinem Text sang. »Es ist eine Weise aus England, doch bin ich dieser Sprache nur unvollkommen mächtig. Deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, ihren Inhalt auf meine Weise zu interpretieren. Ich hoffe, es verletzt nicht Euer Schamgefühl.«
    Degusti, der sich selbst immer wieder durch ein Lachen unterbrach, schmetterte aus voller Kehle. Obwohl ich seinen Gesang durchaus beachtlich fand und er es sicherlich mit einem fahrenden Sänger aufnehmen konnte, ließ ich mein Pferd noch etwas weiter zurückfallen, denn wir erreichten soeben wieder einen Hohlweg, der den Schall verstärkt wiedergab und auf wahre Wirtshausstärke anschwellen ließ.
    Wie weise meine Entscheidung war, zeigte das nachfolgende Geschehen, welches bewies, dass es weiß Gott Gefährlicheres geben kann als ein unanständiges Lied.
    Weil ich durch den größeren Abstand nicht steil nach oben starren musste, wie es für Degusti nötig gewesen wäre, erblickte ich viel früher als er den Wegelagerer über ihm auf der Kante der sandigen Wand. Eine Pistole hätte ich nicht mehr rechtzeitig ziehen können, mir blieb kaum noch die Zeit zu einem Warnruf.
    Degusti reagierte mit der Geschwindigkeit eines zustoßenden Falken. Intuitiv riss er steil den Arm mit dem Dolch hoch, der wie durch Zauber in seiner Hand erschien, und erwischte den Schurken, der keine Chance mehr hatte, seine Richtung zu korrigieren, mitten im Sprung. Eine Meisterleistung auch für einen erfahrenen Kriegsmann, selbst wenn man bedenkt, dass er nach vorne freie Sicht hatte und nach hinten von mir abgedeckt war, ein Angriff folglich nur von oben kommen konnte.
    Zu einem entsprechenden Lob blieb mir jedoch keine Zeit. Denn im selben Moment rauschte ein weiterer Körper mit einem Fluch schräg hinter mir zu Boden. Das Schwert des Schurken bohrte sich in den Sand, ohne Schaden anzurichten. Reines Glück. Mein Leben war allein dadurch gerettet worden, dass ich zugleich mit meinem Schrei auch mein Pferd angetrieben hatte und dadurch vom Angreifer verfehlt worden war.
    Weil vor Degusti drei neue Schurken aufgetaucht waren, zwei im Hohlweg und einer links oben auf der Kante, kümmerte ich mich zunächst nicht weiter um den Feind in meinem Rücken, der nur mit einem Schwert bewaffnet war und mir also aus der Distanz nicht gefährlich werden konnte. Vielmehr zog ich meine Pistole und feuerte auf den Kerl links, bevor er herabspringen konnte. Einen Schuss auf die beiden im Hohlweg konnte ich bei der Streuung meiner Waffen nicht wagen, ohne Degusti und sein Pferd ebenfalls zu treffen.
    Weil ich nicht erkennen konnte, ob der Gauner unter seinem Wams eine Panzerung trug, hatte ich bewusst hoch angelegt. Weil der Kerl blitzartig seinen Kopf einzog, jagte die größere Menge der Ladung über ihn hinweg. Ein Teil der Wolke aus klein gehacktem Blei klatschte jedoch vor seine Stirn, was genügte, ihm den halben Schädel wegzureißen.
    Derweil hatte Degusti sein Pferd dazu gebracht, auf der Hinterhand emporzusteigen und einem seiner Feinde mit den Vorderhufen den Brustkorb zu zerschmettern. Der andere hatte sich zur Flucht gewandt, wurde von ihm aber mit einem Degenstich in den Rücken erledigt.
    Er hatte sein Tier noch nicht gewendet, als zu meiner Rechten ein neuer Angreifer den Hang herabrutschte und mit einem langstieligen Beil

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