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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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nach mir schlug. Da ich immer noch die leere und damit nutzlose Pistole in der Hand hielt, ließ ich mich nach links aus dem Sattel und die Waffe zu Boden fallen. Und dabei genau vor die Füße des ersten Wegelagerers, der mich vorhin mit seinem Schwert so knapp verfehlt hatte. Jetzt hatte er einen sicheren Stand und bereits zum Schlag ausgeholt.
    Während ich noch hilflos nach der zweiten Pistole fingerte, wurde mir im Bruchteil einer Sekunde klar, dass das dümmliche, narbenentstellte Gesicht des Halunken das letzte Bild sein würde, das mich auf meiner Reise in eine angeblich bessere Welt begleiten würde, als dieser plötzlich wie von der Faust eines Riesen zurückgeschleudert wurde.
    Oben auf der Kante sah ich gerade noch eine schemenhafte Gestalt mit einer Armbrust abtauchen, einen Vermummten, der mit einem Fehlschuss seinen Gefährten getötet und mir damit das Leben gerettet hatte, als auch mein letzter Widersacher sein Beil fallen ließ und mit einem Stöhnen in die Knie sank, hinterrücks durchbohrt von Degustis Dolch.
    Endlich hatte ich Zeit, meine Pistole zu ziehen und die Umgebung auszuspähen, den Rücken durch mein Pferd gedeckt.
    Degusti war ebenfalls aus dem Sattel und hielt eine Armbrust in der Hand. »Wenn Ihr mir freundlichst Deckung geben wollt!« Dann war er mit drei Sprüngen den Hang hinauf.
    Wenig später war er wieder da, ein Lächeln auf den Lippen. »Scheint, als hätten wir das Pack in die Flucht geschlagen. Jedenfalls sind wir die einzigen auf der Walstatt. – Ich danke Euch übrigens für die Warnung. Ohne Euch hätte mich gleich der Erste dieser Halunken erledigt.«
    »Oh, den Dank gebe ich gerne zurück.« Dabei zeigte ich auf den Toten, dessen Beil halb unter seinem Körper lag.
    »Es war mir ein Vergnügen.« Und dabei feixte er, dass ich mir sicher war, dass er es genauso meinte, wie er es ausgedrückt hatte, und dass es für ihn bedeutend unangenehmere Dinge gab, als glücklose Räuber aufzuschlitzen.
    »Trotzdem brauche ich Euch nach einem solchen Erlebnis wohl nicht mehr zu fragen, ob Ihr Euch noch mit mir zusammentun wollt.«
    »Weit gefehlt, mein Herr.« Ich hielt ihm meine Hand hin. »Jetzt bin ich erst recht begierig zu erfahren, was wir beide zusammen vollbringen können.«
    Diesmal war es an ihm, ohne zu zögern einzuschlagen.

Zweierlei Mörder?
    Du bist wirklich mitunter ein komischer Kauz, weißt du das? Gestern bist du den ganzen Tag über nicht auffindbar, und heute liegst du bald bis mittags im Bett.«
    Ossenstert marschierte wie ein wütender Kommandeur in meinem Zimmer auf und ab, den Finger anklagend auf mich gerichtet, während ich dabei war, mir im hellen Sonnenlicht, das auf mein Bett fiel, den Schlaf aus den Augen zu blinzeln.
    »Dabei ging es dir mit der Untersuchung doch angeblich gar nicht schnell genug. Nun, hier habe ich das Ergebnis. Das heißt, ich hatte auch gestern schon das Ergebnis, aber mein kluger Freund war ja nicht da, um es sich anzuhören. Muss ja ausgesprochen wichtig sein, meine Arbeit, wenn man so begierig auf sie ist. Da müht man sich und hetzt, um einem Freund ...«
    »... hoffentlich nicht mit solchem Weibergekeife Hirn und Gehör zu zerstören, du gekränkte Jungfrau. Lass mir lieber«, und niemand wunderte sich über meine schlaftrunkene Bestellung mehr als ich, »ein Glas Milch und etwas Brot mit Honig bringen, und ich werde dir erklären, warum ich wo gewesen bin und welche Strapazen ich auf mich genommen habe. Und dann darfst du mir endlich in der vollkommenen Breite, die der Bedeutung deiner Forschungen angemessen ist, darlegen, was du herausgefunden hast.«
    Das Essen war schnell verzehrt, doch noch schneller war Ossenstert mit seinem Bericht, mit dem er dem meinen zuvorkam. Ich hatte mir kaum den letzten Krümel vom Mund gewischt, als er die ganze Geschichte doppelt und dreifach heruntergehaspelt hatte, so aufgeputscht war er noch immer von seiner Entdeckung.
    »Wenn der Täter also nicht mit zwei verschiedenen Waffen zugestochen hat, dann haben wir es hier mit zwei Mördern zu tun.«
    Ossenstert hatte nämlich zunächst, was offenkundig war, zwei Einstiche von identischer Breite vorgefunden, einen zum Herzen, den anderen auf der rechten Seite in die Lunge. Doch die nähere Examination ergab, dass die rechte Wunde einen etwas schmaleren Einstich überlagerte, der von einer geringfügig schmaleren Klinge herrührte, die überdies in einem etwas anderen Winkel eingedrungen war. Ein Faktum, das von einem durchschnittlichen Medicus

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