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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von einem Pedro Romanowski.«
    »Pedro? Ein Spanier?«
    »Ein Deutscher. Stoßen Sie sich nicht an dem Namen Pedro, Grazioli. Es gibt Italiener, die heißen Siegfried. Also Romanowski pflegt sie. Ihn zu überwinden ist schwerer, als eine Stahlkammer aufzubrechen.«
    »Na also.«
    »Aber Sie kennen Adriana nicht, Signori.« Bonelli glänzte wie eine Sonnenölreklame.
    »Wer ist Adriana?«
    »Adriana Lucca. Rothaarig, mit Kurven wie die Rennbahn von Monza, Blicke wie Laserstrahlen. So etwas kennt auch ein Romanowski nicht. Adriana wird ihn ausschalten. Sie hat schon mehrmals für mich gearbeitet, und immer mit einem kompletten Sieg. Sie ist nicht ganz billig, aber ihr Erfolg bringt das Geld wieder herein.«
    »Eine gute Idee, Bonelli. Legen Sie Adriana auf diesen Pedro. Und dann?«
    »Dann schleicht sich Luciano Pavese in den Stall der Deutschen und gibt Laska ein Spritzchen.«
    »Wer ist Luciano?«
    »Ein Arztgehilfe. Er arbeitet für mich auf den Galopp-Plätzen und dopt die Renner. Bisher hat noch niemand was gemerkt – ein Fachmann, wie Sie sehen, Signori.«
    »Und nach der Spritze wird diese verdammte ›Laska‹ umfallen?«
    »Das wäre zu offensichtlich. Nein, sie wird müde.« Bonelli hob lächelnd beide Hände. »Die römische Hitze. Der Sommer. Die dicke Luft. Der Klimawechsel. So ein Pferd ist wie eine Primadonna, die im Durchzug steht. Wer kann es ›Laska‹ verübeln, wenn sie klimakrank wird? Wenn sie schläft, statt zu hüpfen? Bisher hat es noch keinen Tierarzt gegeben, der Lucianos Injektionen richtig diagnostiziert hätte. Am Morgen des Turniertages wird ›Laska‹ müde herumhumpeln und gegen Mittag sich zufrieden ins Stroh legen und die Äuglein schließen. Wer will dann ›Franco‹ hindern zu gewinnen?«
    »Niemand.« Grazioli klatschte in die Hände. »Wir akzeptieren Ihren Plan, Bonelli.« Die anderen nickten wortlos. »Und wenn etwas schiefgeht?«
    »Ausgeschlossen bei Adriana.«
    Zehn Minuten später verließen drei gepflegte Männer das Hotel ›Michelangelo‹. Bonelli nahm das Schild ›Bitte nicht stören‹ von der Klinke, warf es in den Vorraum und ging hinunter an die Bar, um einen eiskalten Campari zu trinken. Vorher aber hatte er noch Adriana, die rothaarige Sexbombe, angerufen.
    »Neue Arbeit, mein Liebling«, sagte er. »Ein leichter Fall. Hunderttausend Lire auf die Hand. Handle nicht mit mir, ein unbedarfter Deutscher, bei dem brauchst du nichts weiter als kräftig mit dem Hintern zu wackeln.«
    Zufrieden saß Bonelli später an der Bar und unterhielt sich mit dem Keeper über den neuesten Gesellschaftsklatsch. Zehn Millionen Lire sind mir sicher, dachte er dabei. Man muß eben Fachmann sein.
    Die deutsche Equipe war eingetroffen. Fallersfeld war als Quartiermeister schon seit einer Woche in Rom und empfing seine Reiter mit einem Fäßchen kühlem deutschem Bier. Die stehende heiße Luft war unerträglich geworden. Bei der geringsten Bewegung brach der Schweiß aus den Poren. Die Schiebetüren der Spezialgüterwagen standen weit offen, trotzdem dampften die Pferde und ließen die Köpfe hängen.
    »Schwierigkeiten?« fragte Fallersfeld. »Hat alles geklappt?«
    »Soweit ja.« Hans-Günther Winkler winkte ab. Die obligate Sonnenbrille verdeckte sein Mienenspiel. »Laska …« Er drehte sich um und ging zu dem Waggon, aus dem seine Pferde gerade über die hölzerne Rampe auf den Boden geführt wurden.
    Fallersfeld ahnte Böses. Er seufzte und tupfte sich den Schweiß vom Gesicht. Immer diese Laska. Ein Aas von einem Gaul! Zänkisch, widerborstig, stur, undiszipliniert, unberechenbar – nur wenn Hartung bei ihr war, konnte sie sich benehmen wie ein Osterlämmchen.
    »Was hat sie wieder angestellt?« fragte Fallersfeld, als er die Güterwagen erreicht hatte. Schockemöhle und Steenken wechselten einen schnellen Blick. »Nun redet schon!«
    »Sie fährt allein«, sagte Steenken und deutete auf den übernächsten Wagen. »Es war nicht mehr auszuhalten. Wo wir sie auch hinsteckten, sie beißt, donnert gegen die Wände, rennt die anderen Pferde um, ein richtiger Satan.«
    »Wo ist Horst?« schrie Fallersfeld. »Das geht zu weit, das geht entschieden zu weit!«
    Horst Hartung und Pedro Romanowski blickten aus ihrem Waggon mit solch unschuldigen und fragenden Gesichtern, daß Fallersfeld, impulsiv wie immer, seine Sportmütze auf die Erde schleuderte.
    »Willkommen in Rom«, sagte Hartung und sprang aus dem Waggon. »Das Klima bekommt Ihnen, Baron! Sie sind ja mit Temperament

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