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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    »Horst!« Fallersfeld streckte den Arm aus – ein Pfahl, der auf Laska zeigte. Ihr schöner Kopf erschien neben Romanowski in der Tür, die klugen großen Augen begrüßten die Sonne. Nur die Ohren spielten unruhig vor und zurück. »Was höre ich da?«
    »Es stimmt. Ein eigener Waggon.« Hartung nahm ein Glas eisgekühltes Bier in Empfang, das ihm vom Fäßchenwagen herübergebracht wurde. Romanowski winkte mit beiden Armen.
    »Hierher!« schrie er. »Leute, det Faß steht falsch. Rollt man was näher!«
    »Wer bezahlt den Waggon?« fragte Fallersfeld gefährlich leise. »Ich denke nicht daran, meinen Etat deines wilden Gaules wegen zu überschreiten. Kein Wort mehr, Horst. Die Gesänge kenne ich! Und wenn Laska siebenmal ein Wunderpferd ist – das ist ihr letzter Parcours, wenn sie keine Disziplin lernt. Ich schwöre es dir.«
    »Polizei!« schrie Romanowski aus dem Waggon. »Polizei! Hier schwört einer Meineide!«
    »Die Waggonmiete geht auf meine Kosten«, sagte Hartung. Er wartete, bis alle Pferde der deutschen Equipe ausgeladen waren, und winkte dann Romanowski. »Ich halte nur die Hand auf, wenn Laska die Coppa d'Italia gewinnt.«
    »Das ist Erpressung, Horst!« Fallersfeld wandte sich abrupt zum Gehen. Dann fiel ihm noch das Wichtigste ein, er starrte Laska an, die zögernd über die schräge Rampe den Eisenbahnwagen verließ und die Nüstern hob, als sie den Baron anblickte. »Sie mag mich nicht«, sagte Fallersfeld fast beleidigt.
    »Wundert Sie das, Baron?« Hartung lachte und tätschelte Laskas Hals.
    »Was ist mit dem Stall? Benötigt dein Bock etwa auch einen eigenen Stall?« Fallersfeld reckte das Kinn kampfeslustig vor. »Sie bekommt ihre Box neben ›Feuerwind‹. Die letzte in der Reihe. Da hat sie eine Steinwand, um Pauke zu spielen.«
    Es wurde Abend, bis die deutsche Equipe mit dem Einrichten fertig war. Die Pferde wurden gefüttert und getränkt, abgerieben und vom Tierarzt untersucht. Dr. Rölle, der Equipenarzt, betrachtete Laska von weitem. Sie hatte den Kopf zurückgewandt und stand unbeweglich.
    »Nicht mit mir!« sagte Dr. Rölle. »Ich falle nicht drauf 'rein. Pedro, wie fühlt sie sich?«
    »Verdreht wie imma, Herr Dokta. Ick hasse det Biest. Se kostet mir zehn Jahre Leben.« Romanowski ballte die Fäuste.
    »Aber jede Nacht schlafen Sie neben ihr, und wenn einer den anderen eine Stunde lang nicht sieht, fangen beide zu weinen an!«
    »Det is es ja, Dokta.« Romanowski wischte sich über die Augen. »Wir hassen uns so, det wir uns jejenseitig brauchen, um jlücklich zu sein.«
    Dr. Rölle bückte sich und betrachtete Laskas Hufe und Sprunggelenke.
    »Keine Schwellungen?«
    »Nich die Bohne.«
    »Transportschäden?«
    »Nervös wie imma.«
    »Schon bewegt?«
    »Dokta, bin ich'n Penner? Natürlich hab ick det Luder bewegt.« Romanowski klatschte Laska auf den Schenkel. Sie hob den Kopf, wieherte verhalten und musterte mit ihren großen sprechenden Augen den Arzt. Ich bin fit, sagte dieser Blick. Laßt mich jetzt in Ruhe. »Ick hab se uff'n Platz jeführt und jedacht, jetzt fällt se um, von wejen die Hitze. Und wat macht se? Reißt sich von der Longe los, ick rolle in'n Sand, und ab jeht die Post. Immer rund im Galopp wie 'n Mustang aus Wildwest. Erst als der Chef kam und schnauzte: ›Hierher! Sofort!‹, legt det Biest die Ohren an und ist zahm wie'n Karnickel. Von wejen Hitze! Die schluckt alles.«
    Dr. Rölle zog die Augenbrauen hoch, blickte Laska in die braunen Augen und zuckte mit den Schultern.
    »Ich werde aus dem Pferd nicht klug«, murmelte er. »Irgendwo hat es einen Hirnfehler. So benimmt sich kein normaler Gaul.«
    Er hob seine Medikamententasche vom Boden und verließ den Stall.
    Romanowski baute sein Schlafzimmer auf: eine Wolldecke über einen Haufen auseinandergezogenes Stroh, eine Batterielampe an einem Nagel in der Wand, Laskas Sommerdecke als Kopfkissen. Dann zog er den Rock aus, hängte ihn an Laskas Boxentür, zerrte sich die Stiefel von den Beinen, rieb sich die Zehen, warf sich auf sein Lager und seufzte laut.
    »Gute Nacht, olles Luder!« sagte er zärtlich.
    Endlich Ruhe, endlich lang liegen, endlich schlafen. Gibt es etwas Schöneres, als in einem Pferdestall zu schlafen? Der Geruch der Tiere, des Heus und des Strohs, die wohlige Wärme, die den Pferdeleibern entströmt, das behutsame Scharren der Hufe, das Schnauben und Rumoren, ab und zu ein leises Wiehern, als wenn eines der Pferde träumt – eine kleine glückliche nächtliche Welt, die

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