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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zusammenstellung der Hindernisse berüchtigt war. Hier gab es keine Ruhepause für die Pferde sie mußten bis an den Rand ihrer Kräfte springen.
    Hartung hatte Laska am Vormittag geritten. Jetzt war Romanowski mit ihr auf dem Abreiteplatz, longierte sie und übte immer und immer wieder mit ihr die Cavaletti-Arbeit, das Gefühl für Schrittentfernungen, so wie ein Pianist jeden Tag stundenlang Fingerübungen macht oder ein Geiger über die Saiten streicht.
    Das heißt, Romanowski sollte mit Laska diese Übungen machen. In Wirklichkeit ließ er sie ein paarmal über die Cavalettis gehen, sprang vier Probehindernisse, klopfte Laska auf den Hals und sagte: »Det kannste doch alles, Olle, wa? Imma det sture Herumhüpfen. Ick weeß was anderes für uns. Wir bekieken uns det Galopprennen. Herrgottchen, wann hab ick det letzte Flachrennen jesehen? Vorm Krieg. Kannste dich det vorstellen, Laska? Und hier sind wir dichte bei. Komm, braucht keener zu wissen, wir vastecken uns hinterm Busch und gucken den Kameraden zu. Nur stille mußte sein, Olle. Keen Laut! Herrchen is ooch da. Na, komm!«
    Wie gesagt, irgendwie steckte der Teufel drin in diesen Tagen. Romanowski vollführte einen Rundritt um den Abreiteplatz, verließ ihn dann und bummelte auf Laska durch parkähnliche Anlagen hinüber zur Galopprennbahn. Hier fiel er überhaupt nicht auf. In dem Gewimmel von Pferden, die herumgeführt wurden, auf denen Bereiter saßen oder Jockeys, beachtete keiner Laska und Romanowski, nur ein Mann, mit einer großen Liste in der Hand, rannte auf sie zu und rief:
    »Welches Rennen? Wie heißt das Pferd?«
    »Reserve!« brüllte Romanowski zurück.
    »Danke. Rennen drei.«
    Romanowski wunderte sich. Ein Verrückter, dachte er. Die gibt es auch auf Rennplätzen, warum nicht? Daß es ein Pferd ›Reserve‹ gab, das im dritten Rennen mitlief – wie konnte Romanowski das wissen? Er kannte keine einzige Starterliste, er gehörte zu den Springreitern, die eine Welt für sich bildeten.
    Romanowski ritt ein paarmal hin und her, immer schön in Deckung, bis er einen guten Platz fand. Etwa dreißig Meter vor der Startmaschine, an einer weißlackierten Barriere, unter einem Baum mit überhängenden Zweigen. Ein vorzüglicher Platz, der für Zuschauer gesperrt war, weil hier eine provisorische Wasserleitung gelegt war. Laska stellte sich neben das Kunststoffrohr, spitzte die Ohren und wartete ab. Ihre klugen Augen musterten die edlen Rennpferde, die jetzt im Kreise herumgeführt wurden, um den Wettern die letzte Gelegenheit zur Begutachtung der Kondition und zur Erhöhung der Totoeinsätze zu geben. Auf der Tribüne saß, freudig erregt, die Prominenz Europas. Kleider, die Jahresgehälter kosteten. Brillanten von Tiffany und Van Clerf. Anzüge bester englischer Schneider.
    Laska senkte den Kopf und knabberte an den harten Grashalmen. Romanowski auf ihrem Rücken erklärte ihr, was er sah.
    »Jleich stupsen se de Jäule in die Startboxen, dann klingelt's, die Türen knallen, und ab jeht die Post. Die können jaloppieren, Olle. Da biste ne Schnecke jejen!«
    Laska hob den Kopf, drehte ihn, sah Romanowski aus ihren großen Augen strafend an und knabberte dann weiter am Gras. Es war, als habe sie überhaupt kein Interesse an der Leistung ihrer edlen Artgenossen, den Abkömmlingen berühmter Araber und englischer Vollblüter.
    Hartung hatte die Tribüne verlassen, um für Angela eine Erfrischung zu holen. Er hatte Luisa Gironi gesehen, sie saß ganz vorn auf den teuersten Plätzen, die Männer beachteten sie mehr als die Pferde. Ihr rotes Haar leuchtete herausfordernd. Ein riesiger Hut aus weißem Tüll lag auf der Brüstung ihrer Loge.
    Hartung suchte den Verkaufsstand und kam dabei an den Wettschaltern vorbei. Er blieb plötzlich stehen, ging zur Seite und stellte sich hinter einen hölzernen Sichtschutz, der den Schalter – er war der letzte in der Reihe – gegen das freie Gelände abschirmte.
    Piero Camerino war an den Schalter getreten und beugte sich jetzt vor. Seine Worte verstand Hartung ganz klar, und Piero sprach sogar deutsch.
    »Guten Tag, Barthke«, sagte er. »Tausend Mark auf ›Silberpfeil‹, erstes Rennen. Und dann das übliche. Zehntausend.«
    »Aber ›Silberpfeil‹ hat doch gar keine Chancen, Herr Camerino.«
    »Ich weiß. Ich will verlieren. Sie nehmen tausend an, dann zwei Quittungen. Eine über tausend, die andere über zehntausend. Zehntausend unter uns. Ich muß nur etwas Schriftliches haben. Fünfhundert für Sie,

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