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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Barthke.«
    »Wenn das Ihre Braut erfährt!«
    »Wie soll sie?« Piero lachte. »Sie wird sagen: ›Armer Liebling, hast du wieder verloren? Zehntausend Mark? Komm, trink einen Campari.‹ Was sind zehntausend für sie?«
    Der Totoeinnehmer Rudolf Barthke nahm die Zahlung von tausend Mark an. Dann schob er Piero den Wettschein zu und eine zweite, nicht registrierte Quittung über zehntausend. Er schien das nicht zum erstenmal zu machen – dazu geschah alles zu schnell, zu routiniert.
    Hartung wartete, bis Camerino die beiden Scheine eingesteckt hatte, dann kam er plötzlich um die Holzwand herum wie jemand, der den Totalisator überfallen will. Camerino erschrak, Barthke schloß das Holzfenster, Hartung lächelte böse.
    »Zehntausend Mark sind für Luisa kein Problem, ein Problem aber wird es sein, sie zu überzeugen, daß sie einen Betrüger liebt.«
    Piero sah sich um. Sie waren allein. Die Pferde des ersten Rennens wurden zur Startmaschine geführt, alle Augen starrten nur auf die Bahn.
    Camerino griff schnell in die Rocktasche, aber Hartung war schneller. Ein Reiter muß gut reagieren können. Mit einem Handkantenschlag auf den Unterarm verhinderte er, daß Piero seine Pistole herausriß. Camerino verzog das Gesicht, taumelte gegen die hölzerne Wand und hielt sich den Arm fest. Plötzlich stand dicker, perlender Schweiß auf seiner Stirn.
    »Sie – Sie haben mir den Arm gebrochen«, stammelte er.
    »Ich möchte Ihnen sämtliche Knochen brechen, Sie Schuft!« Hartung klopfte an das Fensterchen. »Hören Sie nur zu, mein Lieber. Sie können auch weglaufen, es nutzt Ihnen nichts mehr. Ihre Konzession sind Sie los, und einen Prozeß wird es auch geben.«
    »Er hat mich erpreßt!« stammelte Barthke. »Er – er weiß, daß ich anders bin … homosexuell. Er hat mich mal beobachtet.«
    »Das waren jetzt zehntausend«, sagte Hartung kalt zu Camerino. »Ein guter Tageslohn für Liebesgeflüster. Wieviel hat Luisa Ihnen auf diese Art schon gegeben, ohne es zu wissen?«
    »Es ist der erste Versuch«, knirschte Piero.
    Hartung atmete tief ein. Ich bin es Luisa schuldig, dachte er, auch wenn es ungesetzlich und brutal ist. Aber dieses Schwein da hat nichts anderes verdient, heuchelt Liebe bei der schönsten Frau dieser Welt, die daran zerbricht, eine verbrannte Augenpartie zu haben. Eine Frau, die so unendlich glücklich ist, wenn man ihr trotzdem sagt »Ich liebe dich«, und die es auch glaubt. Und hier ist ein Kerl, der daraus Kapital schlägt, der liebt und stiehlt in einem, der lügt, um sich die Taschen zu füllen, und sich hinterher lustig über die Tragik dieser Frau macht.
    Hartung schlug ein paarmal zu, rechts und links, daß der Kopf Pieros herumflog wie ein Gummiball.
    »Wieviel?« fragte er eisig.
    »Ich schwöre …«
    Wieder Schläge. Mitten hinein in das hübsche Playboygesicht, genau auf die edle römische Nase und auf die dunklen Liebhaberaugen.
    Die Nase begann zu bluten, ein rotes Rinnsal lief über das Kinn und die Brust mit dem Goldkettchen. Die Augen schwollen zu.
    »Wieviel?«
    »Bis heute vierundfünfzig«, stöhnte Camerino. »Aber ich bringe Sie um. Ich schwöre es – bei der Madonna!«
    »Auch noch die Madonna beleidigen!« Noch ein Schlag gegen das rechte Ohr. Piero schwankte. Er hielt sich an der Holzwand fest und preßte den linken Arm gegen sein Gesicht. »Hör mal zu, du Saukerl!« sagte Hartung. »Mit einem Skandal ist Luisa nicht gedient. Deshalb lauf weg, verschwinde spurlos! Wenn ich dich irgendwo wiedersehe, liefere ich dich bei der Polizei ab. Los! Ab mit dir!«
    Er riß Camerino von der Wand, stieß ihn auf den Weg und hielt ihn fest. Aus seiner Rocktasche holte er eine kleine Pistole und ein Klappmesser.
    Er steckte die Waffen ein und drehte Piero herum. Das hübsche Gesicht war zugeschwollen. In diesem Zustand würde sich keine Frau mehr nach ihm umdrehen. »Wir verstehen uns – noch eine Begegnung zwischen uns, und du bist aus dem Verkehr gezogen. Für Jahre!«
    Camerino nickte. Er schwankte etwas, als er davonging. »Komm ja nie nach Italien«, sagte er aus sicherer Entfernung und ballte die Fäuste. »Ich zerstückele dich.«
    Hartung wandte sich ab. Rudolf Barthke streckte den runden Kopf durch den Schalter. »Und ich?« fragte er weinerlich.
    »Sie vergesse ich.«
    Mit schnellen Schritten ging Hartung zurück zur Tribüne. An Angelas Erfrischung dachte er nicht mehr. Er schleppte ein fast unlösbares Problem mit sich: Wie sagt man einer Frau, daß sie betrogen wurde? Wie

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