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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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bekannt.
    Carl Taylor stand auf. »Okay, Bob, dann knipse ich also fröhlich weiter.«
    »Carl!« rief der DCI ihm nach, als Taylor schon im Begriff war, das Zimmer zu verlassen. »Hübsche Bildchen genügen nicht. Ich will, daß die Condors ab ersten Juli wieder Militärziele überwachen. Machen Sie mir die genaueste Ernteschätzung, die bis Ende dieses Monats möglich ist – und seien Sie lieber etwas zu vorsichtig damit. Und falls Ihre Leute irgend etwas entdecken, das eine Erklärung für dieses Phänomen sein könnte, nehmen Sie’s sofort noch mal auf. Wir müssen irgendwie rauskriegen, was zum Teufel mit dem russischen Weizen los ist!«
    Präsident Matthews’ Condor-Satelliten sahen fast alles in der Sowjetunion. Aber sie konnten nicht Harold Lessing, einen der drei Ersten Sekretäre in der Handelsabteilung der Britischen Botschaft in Moskau, am nächsten Morgen an seinem Schreibtisch beobachten. Das war vielleicht ganz gut so, denn Lessing selbst hätte als erster zugegeben, daß er keinen erbaulichen Anblick bot. Er war leichenblaß und fühlte sich todkrank.
    Das Hauptgebäude der Britischen Botschaft ist ein schönes altes Herrenhaus aus der Zeit vor der Oktoberrevolution, das am Maurice-Thorez-Kai an der Moskwa genau gegenüber der Südmauer des Kremls steht. In der Zarenzeit Eigentum eines reichen Zuckerhändlers, wurde es kurz nach der Revolution von den Briten für billiges Geld gekauft. Seither bemüht sich die sowjetische Regierung, die Briten da wieder hinauszubefördern. Stalin haßte das Gebäude; jeden Morgen sah er beim Aufstehen den Union Jack auf dem anderen Flußufer in der Morgenbrise flattern und ärgerte sich.
    Was die Handelsabteilung betrifft, so hat sie nicht das Glück, in diesem eleganten beige-goldenen Herrenhaus zu residieren. Sie arbeitet in einem nach dem Krieg errichteten häßlichen Bürohaus, das sich drei Kilometer von der Botschaft entfernt am Kutusow-Prospekt erhebt, fast genau gegenüber dem im Zuckerbäckerstil erbauten Hotel Ukraina. Auf demselben Grundstück, dessen einziger Eingang von mehreren aufmerksamen Milizsoldaten bewacht wird, stehen noch ein paar heruntergekommene Apartmenthäuser, in denen die Mitarbeiter von über zwei Dutzend Botschaften wohnen. Der ganze Komplex wird Korpus Diplomatik oder Diplomatenlager genannt.
    Harold Lessing hatte sein Büro im obersten Stock des Verwaltungsgebäudes. Als er an diesem strahlenden Maitag schließlich gegen 10   Uhr   30 ohnmächtig wurde, riß er sein Telefon mit sich zu Boden und alarmierte auf diese Weise seine Sekretärin im Nebenzimmer. Die Sekretärin, eine ruhige und tüchtige Person, verständigte den Leiter der Handelsabteilung. Auf dessen Veranlassung hin wurde Lessing, der inzwischen wieder zu sich gekommen, aber noch benommen war, auf seinem Weg aus dem Gebäude über den Parkplatz zu seiner 100   Meter entfernten Wohnung im fünften Stock des Korpus 6 von zwei jungen Attachés begleitet. Außerdem informierte der Abteilungsleiter den Kanzler in der Botschaft am Maurice-Thorez-Kai und bat ihn, den Botschaftsarzt herüberzuschicken. Nachdem Lessing in seiner Wohnung untersucht worden war, wollte der Arzt kurz nach 11   Uhr den Leiter der Handelsabteilung unterrichten. Zu seiner Überraschung schnitt ihm dieser das Wort ab und schlug vor, in die Botschaft hinüberzufahren und den Kanzler zu dem Gespräch hinzuzuziehen. Erst später erkannte der Mediziner – ein einfacher praktischer Arzt aus England, der sich für drei Jahre nach Moskau verpflichtet hatte und im Rang eines Ersten Sekretärs stand –, warum dieser Umzug nötig war. Der Botschaftskanzler ging mit ihnen in einen bestimmten Raum des Hauptgebäudes, der im Gegensatz zu den Büros der Handelsabteilung abhörsicher war.
    »Lessing hat ein aufgebrochenes Magengeschwür«, erklärte der Arzt den beiden Diplomaten. »Er scheint seit Wochen, vielleicht Monaten an etwas herumgedoktert zu haben, das er für Magensäureüberschuß gehalten hat. Hat es auf Überarbeitung zurückgeführt und massenweise Tabletten geschluckt. Natürlich Unsinn; er hätte zu mir kommen sollen.«
    »Muß er ins Krankenhaus?« fragte der Kanzler, während er angelegentlich die Zimmerdecke betrachtete.
    »Unbedingt!« antwortete der Arzt. »Ich werde dafür sorgen, daß er noch heute nachmittag aufgenommen wird. Bei den russischen Kollegen ist er in guten Händen.«
    Schweigend wechselten die beiden Diplomaten einen Blick. Der Leiter der Handelsabteilung schüttelte den

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