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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Frösten.«
    Poklewski, der die Angewohnheit hatte, beim Sprechen auf und ab zu wandern, löste sich vom Schreibtisch und ging auf die leicht geschwungenen, wandhohen Fenster hinter dem Sessel des Präsidenten zu.
    Von der Pennsylvania Avenue aus ist das Ovale Zimmer auf der Rückseite des kleinen Westflügels nicht einzusehen. Aber die nach Süden gehenden Fenster sind von dem etwa einen Kilometer entfernten Washington Monument gerade noch zu erkennen. Sie wurden für den Fall, daß ein Scharfschütze sein Glück vom Denkmal aus versuchen könnte, schon vor langem mit 15   Zentimeter dickem, grün gefärbtem Panzerglas gesichert. Als Poklewski sie erreichte, wirkte sein blasses Gesicht in dem grünlichen Licht noch blasser. Er machte kehrt und kam zurück, als Matthews sich eben mit seinem Drehsessel nach ihm umwenden wollte.
    »In den ersten Dezembertagen des vergangenen Jahres hat es in der Ukraine und am Kuban überraschend getaut. Das hat es auch früher gegeben – aber so warm ist es um diese Zeit noch nie gewesen. Eine Warmluftfront ist vom Bosporus über das Schwarze Meer nach Nordosten in die Ukraine und das Kubangebiet vorgedrungen. Nach einer Woche hatte sich die fünfzehn Zentimeter hohe Schneedecke in Wasser verwandelt. Die jungen Weizen- und Gerstenhalme waren ungeschützt. Wie’s der Teufel will, trat zehn Tage später das andere Extrem auf: strenger Frost mit fünfundzwanzig bis dreißig Grad unter Null.«
    »Was dem Weizen bestimmt geschadet hat«, ergänzte der Präsident.
    »Mr.   President«, mischte sich Robert Benson von der CIA ein, »unsere besten Landwirtschaftsexperten sind sich darüber einig, daß die Sowjets von Glück sagen können, wenn sie fünfzig Prozent dieser Ernte retten können. Die schweren Schäden sind praktisch irreparabel.«
    »Also das haben Sie mir eben vorgeführt?« fragte Matthews.
    »Nein, Sir«, antwortete Poklewski. »Der Film zeigte den Anlaß für diese Besprechung. Die restlichen sechzig Prozent der sowjetischen Getreideernte, etwa hundertvierzig Millionen Tonnen, kommen aus neuen Anbaugebieten. Sie wurden Anfang der sechziger Jahre unter Chruschtschow erstmals unter den Pflug genommen. Es handelt sich dabei um das Schwarzerdegebiet, das an den Ural grenzt, und um kleine Regionen jenseits des Gebirges in Sibirien. Diese Anbauflächen haben wir Ihnen gezeigt.«
    »Und was ist mit denen los?« fragte Matthews.
    »Etwas ist merkwürdig, Sir. Mit dem sowjetischen Getreide stimmt irgendwas nicht. Bei diesen restlichen sechzig Prozent handelt es sich um Sommerweizen, der nach dem Tauwetter im März und April ausgesät worden ist. Er müßte jetzt frisch und grün auf den Feldern stehen. Statt dessen ist er dünn und verkümmert, als sei er von einer Art Mehltau befallen.«
    »Ist daran auch das Wetter schuld?« fragte Matthews.
    »Nein. Das Frühjahr ist in diesem Gebiet zwar ziemlich feucht gewesen, aber das war nicht weiter schlimm. Jetzt ist das Wetter ideal – warm und trocken.«
    »Wie verbreitet ist dieser – Mehltau?«
    Benson meldete sich wieder zu Wort. »Das wissen wir nicht, Mr.   President. Wir haben ungefähr fünfzig Filme, auf denen dieses eigenartige Phänomen zu erkennen ist. Normalerweise konzentrieren wir uns auf Militäreinrichtungen, Truppenverschiebungen, neue Raketenstellungen und Rüstungsfabriken. Aber aus unseren Unterlagen geht hervor, daß die Sache ziemlich weit verbreitet sein muß.«
    »Was haben Sie also vor?«
    »Wenn Sie einverstanden sind, möchten wir uns ausführlicher mit diesem Problem befassen, um herauszubekommen, was es für die Sowjets bedeutet«, sagte Poklewski. »Wir müßten versuchen, sowohl Delegationen als auch Geschäftsleute in die Sowjetunion zu schicken. Wir sollten einige Beobachtungssatelliten von weniger wichtigen Zielen abziehen. Wir sind überzeugt, daß es für Amerika von lebenswichtigem Interesse ist, genau festzustellen, was da auf Moskau zukommt!«
    Matthews überlegte, während er auf seine Uhr sah. In zehn Minuten sollte er eine Gruppe von Umweltschützern empfangen, die ihm eine weitere Plakette überreichen würde. Und für den späten Vormittag hatte sich der Justizminister wegen Ergänzungen zum Arbeitsrecht angesagt. Er stand auf.
    »Gut, meine Herren, ich bin einverstanden. Das scheint eine Sache zu sein, über die wir informiert sein sollten. Aber in spätestens vier Wochen will ich Ergebnisse sehen!«
    Zehn Tage später saß General Taylor in Robert Bensons Büro im sechsten Stock in

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