Des Teufels Alternative
Robert Benson.
»Warum?« fragte Matthews überrascht. »Ich habe ihn der britischen Premierministerin gesagt, und sie hat bestimmt Nigel Irvine einweihen müssen.«
»Das ist nicht dasselbe«, wandte der CIA-Direktor ein. »Die Engländer können die zur Abwendung einer Ölkatastrophe notwendigen Vorbereitungen treffen, indem sie ihre Experten zusammenrufen. Das Ganze ist ein technisches Problem, dessen Lösung keinen Kabinettsbeschluß verlangt. Im Gegensatz dazu soll der deutsche Bundeskanzler aufgefordert werden, Mischkin und Lasareff in Haft zu behalten, obwohl er damit riskiert, eine Katastrophe für seine europäischen Nachbarn heraufzubeschwören. Bevor er das tut, ruft er bestimmt sein Kabinett zusammen und …«
»Er ist ein geradliniger Mann«, warf Lawrence ein. »Wenn er weiß, daß der Dubliner Vertrag auf dem Spiel steht, fühlt er sich bestimmt verpflichtet, auch seine Minister zu informieren.«
»Das ist eben das Problem!« fuhr Benson fort. »Dann wüßten mindestens fünfzehn Leute davon. Manche würden mit ihren Frauen oder engen Mitarbeitern darüber sprechen. Wir haben den Fall Guillaume noch nicht vergessen. In Bonn gibt’s einfach zu viele undichte Stellen! Wenn die Geschichte bekannt wird, platzt der Dubliner Vertrag auf jeden Fall – unabhängig vom Verlauf der Ereignisse in der Nordsee.«
»Die Verbindung wird in einer Minute hergestellt«, drängte Matthews. »Was soll ich ihm also sagen?«
»Erzählen Sie ihm, daß Sie über Informationen verfügen, die so brisant sind, daß Sie sie nicht am Telefon weitergeben können nicht einmal über eine abhörsichere Leitung«, schlug Poklewski vor. »Erklären Sie ihm, daß die Freilassung Mischkins und Lasareffs eine größere Katastrophe auslösen würde, als wenn die Terroristen an Bord der ›Freya‹ einige Stunden länger hingehalten werden. Bitten Sie ihn vorerst nur um einen Aufschub.«
»Für wie lange?« fragte der Präsident.
»Möglichst lange«, antwortete Benson.
»Und wenn diese Frist abgelaufen ist?« wollte Matthews wissen.
Das Gespräch mit Bonn kam. Man hatte den Bundeskanzler zu Hause erreicht, und er telefonierte von dort aus. Die beiden Männer kamen ohne Dolmetscher aus, denn der deutsche Regierungschef sprach fließend Englisch. Präsident Matthews sprach zehn Minuten lang mit ihm, und sein Gesprächspartner hörte mit wachsendem Erstaunen zu.
»Aber warum denn?« fragte er schließlich. »Die Sache hat doch wohl kaum etwas mit den Vereinigten Staaten zu tun?«
Matthews hätte ihn am liebsten eingeweiht. Aber in Washington hob Robert Benson warnend den Zeigefinger.
Matthews redete beschwörend auf den Bundeskanzler ein: »Ich bitte Sie, mir zu vertrauen. Ich kann am Telefon nicht so offen sprechen, wie ich gern möchte. Inzwischen haben sich die Dinge entscheidend verändert. Wir haben neue Erkenntnisse über die beiden Häftlinge und wissen, daß ihre Freilassung zum gegenwärtigen Zeitpunkt katastrophale Folgen hätte. Ich bitte Sie um eine Verzögerung, damit wir Zeit haben, die entsprechenden Schritte zu tun.«
Der Bundeskanzler stand in seinem Arbeitszimmer und hörte leise Musik aus dem Wohnzimmer, wo er bei einer Zigarre ein Beethoven-Konzert genossen hatte. Er war mißtrauisch. Seines Wissens war das vor Jahren verlegte Atlantikkabel, das die Regierungschefs der NATO-Staaten miteinander verband, völlig abhörsicher, weil es regelmäßig überprüft wurde. Außerdem stand der amerikanische Präsident natürlich mit seiner Bonner Botschaft in Verbindung und konnte ihm mittels eines verschlüsselten Textes eine persönliche Nachricht zukommen lassen. Der Bundeskanzler kam nicht auf die Idee, daß Washington wegen der vielen in Bonn entlarvten Ostspione nicht Gefahr laufen wollte, daß er sein Kabinett in ein Geheimnis dieser Größenordnung einweihte.
Andererseits war der Präsident der Vereinigten Staaten kein Mann, der zu dramatischen nächtlichen Anrufen oder unsinnigen Vorschlägen neigte. Er mußte gute Gründe für seine Bitte haben. Aber der Bundeskanzler wußte, daß er die Entscheidung erst treffen konnte, wenn er sich mit seinen Ministern beraten hatte.
»Hier ist es jetzt kurz nach zweiundzwanzig Uhr«, erklärte er Matthews. »Wir haben bis Tagesanbruch Zeit. Nachts dürfte sich nichts Neues ergeben. Ich berufe eine Sondersitzung meines Kabinetts ein und trage Ihren Wunsch vor. Mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht versprechen.«
Damit mußte William Matthews sich zufriedengeben.
Der
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