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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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weiß ich auch nicht«, sagte Walentina einfach. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Vielleicht darum, weil diese Bestien den Flugkapitän Rudenko, einen Familienvater, ermordet haben.«
    »Walentina, wir haben die Debatten im Politbüro jetzt ein Dreivierteljahr lang verfolgt. Der Dubliner Vertrag ist für die Sowjetunion lebenswichtig. Warum sollte Rudin ihn wegen dieser beiden Männer gefährden?«
    »Das hat er nicht getan«, widersprach sie. »Der Westen kann die Ölpest bekämpfen, falls das Schiff gesprengt werden sollte. Die Kosten lassen sich aufbringen. Der Westen ist reich.«
    »Liebling, an Bord sind noch neunundzwanzig Mann Besatzung. Auch diese Männer sind Familienväter. Neunundzwanzig Menschenleben sollen geopfert werden, damit zwei Männer in Haftbleiben? Es muß einen schwerwiegenden Grund geben.«
    »Ich kenne ihn nicht«, versicherte Walentina ihm. »Im Politbüro ist darüber nicht gesprochen worden. Das weißt du so gut wie ich.«
    Munro starrte niedergeschlagen durch die Windschutzscheibe. Er hatte wider besseres Wissen gehofft, Walentina werde die Anfrage aus Washington beantworten können, weil sie möglicherweise im ZK-Gebäude irgend etwas aufgeschnappt hatte.
    Dann entschloß er sich, ihr die Wahrheit zu sagen. Als er zu Ende war, starrte sie ihn mit großen runden Augen an, in denen Tränen glitzerten.
    »Sie haben es mir versprochen«, flüsterte sie. »Sie haben versprochen, mich und Sascha rauszuholen. In vierzehn Tagen.«
    »Sie haben ihr Wort gebrochen«, sagte Munro. »Sie verlangen diesen letzten Gefallen.«
    Walentina ließ den Kopf sinken, bis ihre Stirn auf den behandschuhten Händen ruhte, die auf dem Lenkrad lagen.
    »Sie werden mich erwischen«, murmelte sie. »Ich hab solche Angst, Adam!«
    »Niemand erwischt dich«, versicherte er ihr beruhigend. »Das KGB arbeitet viel langsamer, als ihr Russen denkt, und je prominenter ein Verdächtiger ist, desto behutsamer und langsamer muß es vorgehen. Wenn du uns diese letzte Information verschaffst, werde ich bestimmt erreichen, daß man euch schon in ein paar Tagen statt erst in zwei Wochen herausholt. Bitte versuch es, Walentina. Es ist unsere einzige Chance, wenn wir für immer zusammensein wollen.«
    Walentina starrte in die Nacht hinaus.
    »Heute abend ist das Politbüro zu einer Sitzung zusammengetreten«, sagte sie schließlich. »Ich bin nicht im Sekretariat gewesen. Es war eine kurzfristig anberaumte Sondersitzung. Normalerweise fahren die Politbüromitglieder am Freitagabend aufs Land. Die Wortprotokolle werden morgen … nein, heute ab zehn Uhr geschrieben. Wir alle müssen auf unser Wochenende verzichten, damit sie am Montagmorgen fertig sind. Vielleicht ist auf dieser Sitzung über die Angelegenheit gesprochen worden.«
    »Kannst du ins Büro, um die Stenogramme zu lesen oder dir die Tonbänder anzuhören?« fragte er.
    »Mitten in der Nacht? Das wäre zu auffällig.«
    »Denk dir eine Ausrede aus, Liebling. Irgendeine Ausrede. Du willst so früh wie möglich fertig werden, um doch noch aufs Land fahren zu können.«
    »Gut, ich will’s versuchen«, sagte Walentina. »Aber nur für dich, Adam – nicht für diese Männer in London.«
    »Ich kenne diese Männer in London. Sie holen dich und Sascha heraus, wenn du ihnen noch einmal hilfst. Es ist das letzte Risiko, das du auf dich nehmen mußt – das allerletzte!«
    Sie schien gar nicht zugehört zu haben, und als sie antwortete, klang ihre Stimme erstaunlich ruhig, als sei auf einmal alle Angst vor dem KGB von ihr gewichen.
    »Du kennst das Spielwarengeschäft ›Djetski Mir‹. Wir treffen uns im Erdgeschoß, wo die Plüschtiere verkauft werden. Morgen früh um zehn Uhr.«
    Munro stand auf dem schwarzen Asphalt und beobachtete, wie die Schlußlichter ihres Autos in der Dunkelheit verschwanden. Er hatte es getan. Man hatte ihm befohlen, es zu tun, und er hatte gehorcht. Er hatte einen Diplomatenpaß in der Tasche, der ihn davor bewahren würde, jemals die Lubjanka von innen kennenzulernen. Im schlimmsten Fall würde der britische Botschafter am Montagmorgen ins Außenministerium zitiert werden, wo Dmitri Rykow einen scharfen Protest loslassen und Munros Abberufung fordern würde. Und von Walentina verlangte er, Informationen aus dem Politbüro zu beschaffen, ohne daß sie die Möglichkeit hatte, um ihrer Sicherheit willen, wenigstens nach der üblichen Agentenroutine vorgehen zu können.
    Munro sah auf die Uhr. Noch sieben Stunden: sieben Stunden voller Anspannung

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