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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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er sich auf die Bettkante, nahm den Telefonhörer ab und verlangte ein Amt. Als das Freizeichen ertönte, begann er zu wählen.
    »Er hat eben ein Amt verlangt«, erklärte die Telefonistin Inspektor Hirsch, der neben ihr stand.
    »Können Sie feststellen, welche Nummer er anruft?«
    »Nein, Inlandsgespräche können durchgewählt werden.«
    »Scheiße!« sagte Hirsch. »Los, kommen Sie mit!« Er hastete mit Benzur durch die Halle zum Lift.
    Nach dem dritten Klingeln meldete sich das Jerusalemer BBC-Büro.
    »Sprechen Sie Englisch?« fragte Kaminski.
    »Ja, natürlich«, sagte die israelische Sekretärin am anderen Ende.
    »Dann hören Sie gut zu«, forderte er sie auf. »Was ich Ihnen mitzuteilen habe, ist äußerst wichtig. Wenn der Supertanker ›Freya‹ unbeschädigt geräumt werden soll, muß in der ersten Meldung, die heute abend um achtzehn Uhr mitteleuropäischer Zeit vom BBC World Service ausgestrahlt wird, der Ausdruck ›keine Alternative‹ vorkommen. Wird dieser Ausdruck nicht gleich in der ersten Meldung benützt, wird das Schiff gesprengt. Haben Sie das?«
    Am anderen Ende herrschte einige Sekunden lang Schweigen, während die Sekretärin des BBC-Korrespondenten mitschrieb. »Ja, ich hab’s – ›keine Alternative‹. Und wer sind Sie?« fragte sie.
    Avram Hirsch stand mit zwei Männern vor Kaminskis Zimmertür. Einer der beiden hielt eine abgesägte Schrotflinte schußbereit. Beide trugen die Uniform von Flughafenangestellten. Hirsch war noch immer wie ein Zeitungsausfahrer gekleidet – grüne Hose, grüne Jacke und grüne Schirmmütze.
    Er horchte an der Tür, bis er hörte, daß drinnen der Hörer aufgelegt wurde.
    Dann trat er zurück, zog seinen Dienstrevolver und nickte dem Mann mit der Schrotflinte zu.
    Der Schütze zielte sorgfältig und schoß das Türschloß heraus.
    Avram Hirsch stürzte an ihm vorbei und baute sich mit schußbereiter Waffe vor Kaminski auf.
    Hirsch gehörte zu den Sabras, den im Lande geborenen Israelis, aber er hatte als kleiner Junge zu Hause stets Jiddisch oder Russisch gesprochen, denn seine Eltern waren emigrierte russische Juden.
    Er hielt den Mann vor sich für einen Russen, denn er hatte keinen Grund, etwas anderes zu vermuten. Deshalb befahl er ihm auf russisch: » Stoi – keine Bewegung!« Seine Stimme hallte durch das kleine Hotelzimmer.
    Miroslaw Kaminski stand vor seinem Bett und hielt das Telefonbuch in der Hand. Als die Tür aufgesprengt wurde, ließ er es fallen, damit niemand feststellen konnte, auf welcher Seite es aufgeschlagen gewesen war.
    Als der Ruf » Stoi! «ertönte, hatte er nicht mehr das Hotelzimmer am Stadtrand von Tel Aviv vor sich. Statt dessen sah er ein kleines Bauernhaus in den Ausläufern der Karpaten und hörte wieder die Rufe der Männer in den grünen Uniformen, die das Versteck seiner Gruppe umzingelt hatten. Er starrte Avram Hirsch an, sah seine grüne Uniform und bewegte sich rückwärts auf die offene Balkontür zu.
    Er hörte sie wieder durchs Unterholz brechen, hörte ihre endlosen Rufe: » Stoi … stoi … stoi … « Er konnte nur noch flüchten wie ein Fuchs, der von den Hunden gehetzt wird – durch die Hintertür des Bauernhauses hinaus und in den schützenden Wald.
    Kaminski ging rückwärts auf den winzigen Balkon zu, prallte mit dem Kreuz gegen das Balkongeländer und kippte hinten über. Beim Aufprall auf den 15   Meter tiefer liegenden Parkplatz brach er sich Rückgrat, Becken und Schädel. Avram Hirsch beugte sich übers Geländer und rief zu seinem Kollegen hinunter:
    »Warum hat er das getan, verdammt noch mal?«
    Die Militärmaschine, mit der die beiden Spezialisten aus dem Labor des Verteidigungsministeriums am Vorabend aus Großbritannien nach Berlin gekommen waren, flog kurz nach dem Start der Dominie nach Westen zurück. Adam Munro sicherte sich einen Platz an Bord und veranlaßte auf Grund seiner Sondervollmachten, daß er in Amsterdam abgesetzt wurde, bevor die Maschine nach London weiterflog.
    Er hatte auch dafür gesorgt, daß der Hubschrauber der Argyll auf dem Flughafen Schiphol bereitstand, um ihn abzuholen. Um 16   Uhr   30 landete die Westland Wessex wieder auf dem Achterdeck des Lenkwaffenkreuzers. Der Offizier, der Munro begrüßte, betrachtete den ungepflegten Ankömmling mit sichtlicher Mißbilligung, brachte ihn aber sofort zu Kapitän Preston.
    Der Kreuzerkommandant wußte lediglich, daß sein Besucher dem Außenministerium angehörte und in Berlin gewesen war, um den Abflug der

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