Des Teufels Alternative
sie die Aussichtsterrasse mit ihren Ferngläsern ab. Beide hatten ein eingeschaltetes Funksprechgerät umhängen.
Irgendwo in der Masse der hundertköpfigen Menge auf der Terrasse stand Miroslaw Kaminski, der sich durch nichts von den harmlosen Neugierigen unterschied.
Einer der israelischen Beamten stieg die wenigen Stufen zur Kabine der Dominie hinauf und verschwand darin. Zwei Minuten später kam er wieder zum Vorschein; hinter ihm traten Lasareff und Mischkin aus der Maschine. Zwei junge Heißsporne von der Jüdischen Verteidigungsliga entrollten auf der Terrasse ein Spruchband, das sie unter ihren Jacken versteckt mitgebracht hatten, und hielten es hoch. Der hebräische Text bestand nur aus einem einzigen Wort: Willkommen! Die beiden begannen zu klatschen, wurden aber rasch von den Umstehenden aufgefordert, sich zu beruhigen.
Mischkin und Lasareff blickten zu den Menschen auf der Terrasse hinauf, als sie von den Regierungsbeamten und zwei Flughafenpolizisten zum Empfangsgebäude geführt wurden. Einzelne Zuschauer winkten; die meisten aber beobachteten die Angekommenen schweigend.
Aus der abgestellten Boeing heraus beobachteten die beiden Kriminalbeamten die Zuschauer in den ersten Reihen, die am ehesten ein Erkennungssignal mit den beiden Freigelassenen austauschen konnten.
Lew Mischkin sah Kaminski zuerst und murmelte etwas auf ukrainisch vor sich hin. Seine Worte wurden von einem Richtmikrofon aufgefangen, mit dem in einem fast 100 Meter entfernten Lieferwagen für Bordverpflegung ein Mann auf die beiden Ankömmlinge zielte. Der Mann, der mit dem gewehrähnlichen Mikrofon ihren Bewegungen folgte, hörte nicht, was Mischkin sagte. Dafür war sein Kollege zuständig, der mit aufgesetztem Kopfhörer neben ihm hockte. Dieser zweite Mann war für diese Aufgabe ausgewählt worden, weil er ukrainisch sprach. Jetzt sagte er ins Mikrofon seines Funksprechgeräts: »Mischkin hat eben mit Lasareff gesprochen. Er hat gesagt: ›Dort oben steht er – fast am Ende, mit der blauen Krawatte.‹«
Die beiden Beobachter in dem abgestellten Flugzeug konzentrierten sich auf das Ende des Besucherbalkons. Zwischen ihnen und dem Empfangsgebäude gingen die Freigelassenen und ihre Begleiter langsam an den wie zu einer Parade aufgereihten Zuschauern vorbei.
Mischkin, der Kaminski als erster erkannt hatte, sah nicht mehr zu ihm hinauf. Lasareff suchte die Gesichter der Menschen auf der Terrasse ab, entdeckte seinen Landsmann und blinzelte ihm zu. Das genügte Kaminski. Er wußte jetzt, daß die beiden dort unten keine Doppelgänger seiner Freunde waren.
»Ich hab ihn!« sagte einer der Männer in der Boeing und gab seine Beschreibung durch:
»Mittelgroß, Anfang Dreißig, braunes Haar, trägt graue Hose, Tweedjacke und blaue Krawatte. Steht als siebter oder achter in der vordersten Reihe am hinteren Ende des Besucherbalkons in Richtung Kontrollturm.«
Mischkin und Lasareff verschwanden im Empfangsgebäude. Da das Schauspiel offenbar zu Ende war, zerstreuten sich die Neugierigen. Sie strömten über die Treppe in die große Halle des Empfangsgebäudes hinunter. Am Fuß der Treppe kehrte ein grauhaariger Mann Zigarettenstummel zusammen. Er machte den Verdächtigen in der Tweedjacke und der blauen Krawatte aus, als der Zuschauerstrom sich an ihm vorbei in die Halle ergoß. Aber er kehrte zunächst ruhig weiter, bis feststand, in welche Richtung der andere ging.
Dann nahm der Grauhaarige ein Sprechfunkgerät aus seiner Jackentasche und sprach hinein: »Verdächtiger zu Ausgang fünf unterwegs.«
Vor dem Gebäude schwang Avram Hirsch einen Packen Zeitungen aus dem Lieferwagen und knallte ihn auf eine zweirädrige Karre, die einer seiner Kollegen hielt. Der Mann mit der blauen Krawatte ging dicht an ihnen vorbei, öffnete den Schlag eines geparkten Mietwagens und setzte sich ans Steuer.
Kriminalinspektor Hirsch schloß die Hecktüren des Lieferwagens, ging nach vorn und stieg auf der Beifahrerseite ein.
»Der VW Golf dort drüben auf dem Parkplatz«, sagte er zu Polizeisergeant Benzur, der am Steuer saß. Der Mietwagen fuhr in Richtung Tel Aviv davon, und der Liefervagen folgte ihm in 200 Meter Entfernung.
Zehn Minuten später verständigte Avram Hirsch die anderen Polizeifahrzeuge hinter ihnen: »Verdächtiger fährt auf den Parkplatz des Hotels ›Avia‹.«
Miroslaw Kaminski hatte seinen Zimmerschlüssel in der Tasche. Er durchquerte rasch die Hotelhalle und fuhr in sein Zimmer im fünften Stock hinauf. Dort setzte
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