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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Norweger knurrte nur. Drake warf ihm einen interessierten Blick zu.
    »Ich kann’s mir leisten, großzügig zu sein«, sagte er, »weil ich der Sieger bin. Ich habe die Regierungen ganz Westeuropas mit einer Drohung herausgefordert, vor der sie kapitulieren mußten, und einen Handel gefordert, auf den sie eingehen mußten. Sie haben es getan, weil ich ihnen keine Alternative gelassen habe. Aber Sie hätten mich beinahe besiegt – Sie sind ganz dicht davor gewesen.
    Seit heute morgen um sechs Uhr hätte ein Prisenkommando dieses Schiff jederzeit entern können, ohne auf großen Widerstand zu stoßen. Ohne den Oszillator, den Sie mir genommen haben, war ich machtlos. Zum Glück wußten das die anderen nicht. Aber sie hätten das Schiff gestürmt, wenn Sie sie hätten verständigen können. Sie sind ein tapferer Mann, Captain. Kann ich Ihnen irgendeinen Wunsch erfüllen?«
    »Verschwinden Sie von Bord«, verlangte Larsen.
    »Bald, sehr bald, Captain.«
    Hoch über Venedig nahm Oberstleutnant Jarvis eine geringfügige Kursänderung vor, und der durchs Himmelblau rasende silberne Pfeil flog parallel zur italienischen Küste über der Adria nach Südosten.
    »Wie geht’s unseren Gästen?« fragte er den Sergeanten.
    »Sie sitzen ruhig da und genießen die Aussicht«, berichtete der Quartermaster Sergeant.
    »Gut, sorgen Sie dafür, daß es dabei bleibt«, verlangte der Pilot. »Bei ihrem letzten Flug haben sie den Captain erschossen.«
    Der QMS lachte meckernd.
    »Ich paß schon auf!« versicherte er Jarvis.
    Der Kopilot hatte inzwischen die verbleibende Flugdauer berechnet.
    »Noch drei Stunden bis zur Landung«, sagte er.
    Die Live-Berichte aus Gatow waren auch anderswo auf der Welt gehört worden. In Moskau wurde die Meldung ins Russische übersetzt und in eine Wohnung im Prominentenviertel am Ende des Kutusow-Prospekts gebracht, in der kurz nach 14   Uhr Ortszeit zwei Männer beim Mittagessen saßen.
    Marschall Nikolai Kerenski las den maschinengeschriebenen Text und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Sie haben sie freigelassen!« rief er wütend. »Sie haben nachgegeben! Die Deutschen und die Engländer haben schlappgemacht. Die beiden Judenbengel sind nach Tel Aviv unterwegs.«
    Jefrem Wischnajew nahm ihm schweigend das Blatt aus der Hand und las die Meldung. Dann trat ein eisiges Lächeln auf sein Gesicht.
    »Das bedeutet, daß Rudin erledigt ist, wenn wir heute abend Oberst Kukuschkin vor dem Politbüro berichten lassen«, sagte er. »Unser Mißtrauensantrag findet die Mehrheit, das steht außer Zweifel. Noch vor Mitternacht gehört die Sowjetunion uns, Nikolai. Und in einem Jahr auch Europa.«
    Der Marschall der Roten Armee schenkte zwei große Gläser Stolitschnaja ein. Er schob dem Chefideologen ein Wodkaglas hin und hob sein eigenes.
    »Auf den Sieg der Roten Armee!«
    Wischnajew hob sein Glas, obwohl er so gut wie nie Alkohol trank. Das war eine der seltenen Ausnahmen.
    »Auf den Weltkommunismus!«

Kapitel 20
    16.00 bis 20.00   Uhr
    Vor der israelischen Küste südlich von Haifa nahm die Dominie zum letztenmal einen Kurswechsel vor, ging in den Sinkflug über und steuerte den landeinwärts von Tel Aviv gelegenen Ben-Gurion-Flughafen an.
    Sie landete nach genau viereinhalb Stunden Flugzeit um 16   Uhr   15 mitteleuropäischer Zeit. In Israel war es bereits 18   Uhr   15. Die Aussichtsterrasse des Flughafengebäudes war dicht mit Neugierigen besetzt, die darüber staunten, daß sie in ihrem sonst auf strengste Sicherheitsmaßnahmen bedachten Land dieses Schauspiel ungehindert miterleben durften. Die Schaulustigen wurden – wie es die Terroristen an Bord der Freya verlangt hatten – nicht kontrolliert. Dennoch waren Dutzende von Mossad-Agenten und Kriminalbeamten im Einsatz. Manche liefen in Uniformen der israelischen Luftfahrtgesellschaft El Al herum; andere verkauften Limonade, leerten Papierkörbe oder saßen am Steuer von Taxis. Kriminalinspektor Avram Hirsch stand vor einem Lieferwagen mit Zeitungen und sortierte Packen, die offensichtlich für den Kiosk in der Haupthalle bestimmt waren.
    Nach der Landung rollte die RAF-Maschine hinter einem Follow-me-Wagen zu ihrem Abstellplatz auf dem Vorfeld des Empfangsgebäudes. Dort wartete eine kleine Gruppe von Regierungsbeamten auf die Passagiere aus Berlin.
    Ganz in der Nähe war eine Boeing der El Al abgestellt, hinter deren geschlossenen Fenstervorhängen zwei Männer Posten bezogen hatten. Durch schmale Schlitze zwischen den Vorhängen suchten

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