Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
München an und verschwand im Blau des Himmels.
    Gleichzeitig berichteten alle vier Rundfunkreporter ihren Hörern live aus der Offiziersmesse in Gatow. Mischkin und Lasareff waren gestartet und befanden sich auf dem Flug nach Israel und in die Freiheit. Die Forderungen der Besetzer der Freya waren nach 48 Stunden erfüllt worden.
    Die Berichte wurden in aller Welt gehört, auch in den vier skandinavischen Ländern. In den Wohnungen von zwei Dutzend Offizieren und Seeleuten der Freya brachen Ehefrauen und Mütter in Tränen aus, und kleine Kinder fragten ängstlich: »Warum weinst du, Mami?«
    Auch an Bord der westlich der Argyll liegenden Flottille von Schleppern und Feuerlöschbooten wurde die Meldung mit Erleichterung aufgenommen. Weder die Wissenschaftler und Techniker an Bord noch die Besatzungen hatten sich auch nur die geringste Hoffnung gemacht, mit 100   000 Tonnen Rohöl fertig zu werden.
    In Texas vernahm der Ölmillionär Clint Blake die von der NBC verbreitete Meldung, als er am Sonntagmorgen in der Sonne frühstückte, und bemerkte kauend: »Wurde auch höchste Zeit, verdammt noch mal!«
    Harry Wennerström hörte die BBC-Reportage in seiner Dachterrassensuite hoch über Rotterdam und grinste zufrieden.
    In sämtlichen Zeitungsredaktionen von Irland bis zum Eisernen Vorhang wurden die Montagsausgaben vorbereitet. Ganze Redaktionsteams rekapitulierten noch einmal die Freya-Besetzung von den ersten Morgenstunden des Freitags bis zum gegenwärtigen Augenblick. Für die Berichterstattung über das Eintreffen Mischkins und Lasareffs in Israel und die Räumung der Freya wurde auf den Titelseiten Platz freigelassen. Mit den letzten Meldungen rechnete man noch vor Redaktionsschluß, der an diesem Tag hinausgeschoben werden sollte.
    Um 12   Uhr   20 mitteleuropäischer Zeit erklärte die israelische Regierung sich bereit, die von den Besetzern der Freya gestellten Forderungen zu erfüllen und dafür zu sorgen, daß die Ankunft Lasareffs und Mischkins auf dem Ben-Gurion-Flughafen sich in aller Öffentlichkeit vollzog, damit die Identität der freigelassenen Häftlinge festgestellt werden konnte.
    In seinem Zimmer im fünften Stock des Hotels Avia – fünf Kilometer vom Ben-Gurion-Flughafen entfernt – hörte Miroslaw Kaminski die Meldung im Radio. Mit einem Seufzer der Erleichterung lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Er war am Spätnachmittag des Freitags in Israel eingetroffen und hatte damit gerechnet, seine alten Mitverschworenen schon am Samstag in die Arme schließen zu können. Als er im Radio hörte, daß die deutsche Regierung ihren ursprünglichen Beschlug revidiert hatte und daß die Verhandlungen sich hinauszögerten, blieb ihm nichts anderes übrig, als in seinem Hotelzimmer herumzusitzen und nervös an den Nägeln zu kauen. Jetzt wartete auch er gespannt auf die Landung der Dominie, die um 18   Uhr   15 Ortszeit – 16   Uhr   15 MEZ – erfolgen sollte.
    An Bord der Freya nahm Andrew Drake die Nachricht vom Abflug der Dominie mit tiefer Befriedigung zur Kenntnis. Alle Müdigkeit war in diesem Augenblick vergessen. Daß die israelische Regierung 35   Minuten später auf seine Forderungen einging, war für ihn nur noch eine Formalität.
    »Sie sind unterwegs«, berichtete er Larsen. »In vier Stunden sind sie in Tel Aviv – und in Sicherheit. Nach weiteren vier Stunden – vielleicht schon früher, falls Nebel aufkommt – gehen wir von Bord. Die Marine befreit Sie dann. Man wird Ihre Hand richtig verbinden, und Sie bekommen Schiff und Besatzung zurück … Sie haben allen Grund, zufrieden zu sein.«
    Der Kapitän lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen. Er wußte, daß er dem Zusammenbruch nahe war. Der Schmerz in seiner Hand war zu einem dumpfen Pochen geworden, das bis zur Schulter zu spüren war, und immer wieder ließen Wellen von Schwindel Übelkeit in ihm aufsteigen. Aber er schloß trotzdem nicht die Augen. Für ihn war dieser Alptraum erst vorüber, wenn der letzte Terrorist sein Schiff verlassen hatte und die letzte Sprengladung entschärft war.
    Er warf dem Ukrainer einen verächtlichen Blick zu.
    »Und Tom Keller?« fragte er.
    »Wer?«
    »Mein Dritter Offizier, den Sie am Freitagmorgen an Deck erschossen haben.«
    Drake lachte.
    »Tom Keller ist unten bei den anderen«, sagte er. »Die Erschießung haben wir nur vorgetäuscht. Einer meiner Leute hat die Sachen Ihres Offiziers angezogen. Geschossen worden ist mit Platzpatronen.«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher