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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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Gebiet von wenigen Quadratkilometern Fläche konzentrierte. Nachteilig war jedoch, daß sie es nun mit unterschiedlichen Flüchtigen zu tun hatten: mit der Gruppe um Addison und mit dem blonden Killer. Sie alle hatten sich ihrer Festnahme bisher mit außergewöhnlichem Geschick, Hilfe durch Dritte oder einfach viel Glück entzogen. Roscanis Aufgabe war es, diese Sache zu Ende zu bringen, ihnen jeden denkbaren Fluchtweg abzuschneiden und alle Beteiligten möglichst schnell zu verhaften.
    Während der Pilot in der Abenddämmerung nach Norden flog, konnte Roscani vor ihnen den Aufmarsch starker Kräfte der Gruppo Cardinale beobachten, die er zusammenzog, um dieses Ziel zu erreichen: Hunderte von Soldaten, Carabinieri und Polizisten aus den Uferstädten, die sich im Bereitstellungsraum auf dem Hügel über der Grotte versammelten.
    Plötzlich wies Roscani den Piloten an, ihn zur Villa Lorenzi zu-rückzubringen, in der sich seit mehreren Stunden ihre Einsatzzentrale befand. Die Gruppo Cardinale jagte jetzt verschiedene Flüchtige. Die Amerikaner und die Nonne kannte er, aber er hatte keine Ahnung, 328
    wer dieser aggressive blonde Killer war. Es wurde höchste Zeit, daß er das herausbekam.

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    Das Lenkrad in Harrys Händen vibrierte unbarmherzig. Der ganze Lastwagen zitterte, und unter den Reifen spritzte Schotter weg, während das Fahrzeug sich den Steilabschnitt der Forststraße hinaufquäl-te und dabei seitlich abrutschte, so daß sie dem Straßenrand in über hundert Meter Höhe über dem See gefährlich nahe kamen. Dann lag die Schotterstrecke hinter ihnen, die Reifen fanden auf festem Boden besseren Halt, und Harry lenkte den Wagen in die Straßenmitte zu-rück.
    »So weit, so gut.« Er lächelte zu Elena hinüber, die an die Beifahrertür gepreßt saß und sich bemühte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Danny, der völlig erschöpft zwischen ihnen hockte, starrte blicklos nach vorn, als habe er ihre gefährliche Situation gar nicht wahrgenommen. Harry warf einen Blick auf das primitive Instrumentenbrett des Lastwagens. Der Tank war nur noch zu gut einem Viertel gefüllt, und er wußte nicht, wie weit sie damit kommen würden.
    »Mr. Addison, Ihr Bruder braucht so schnell wie irgend möglich was zu trinken und eine leichte Mahlzeit.«
    Inzwischen war es fast dunkel, und sie konnten in einiger Entfernung die Autoscheinwerfer auf der Straße nach Bellagio sehen. Diese nach Süden führende Straße würde sie um den See herum nach Co-mo bringen, das Harrys Ziel war. Wie weit es dorthin war und wie viele Kleinstädte entlang der Strecke lagen, wußte er so wenig wie Elena.
    »Gewährt die katholische Kirche noch immer Kirchenasyl?« fragte Harry plötzlich, weil er sich daran erinnerte, daß Kirchen für Flüchtlinge und Verfolgte jahrhundertelang ein sicherer Zufluchtsort gewesen waren.
    »Das weiß ich nicht, Mr. Addison.«
    »Würde uns eine wenigstens für diese Nacht Unterschlupf gewähren?«
    »In Bellagio steht oben in der Nähe der Treppe die Kirche Santa Chiara. Ich kenne sie, weil sie eine Franziskanerkirche ist. Wenn irgendwo Hilfe zu finden wäre, dann am ehesten dort.«

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    »Bellagio.« Das gefiel Harry nicht. Es war zu gefährlich. Da war es besser, den See entlang nach Süden zu fahren, wo die Polizei vielleicht noch nicht war.
    »Mr. Addison«, sagte Elena mit einem besorgten Blick zu Danny hinüber, als habe sie Harrys Gedanken erraten, »wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Harry betrachtete Danny. Sein Kinn war auf die Brust herabgesun-ken, und er war vor Erschöpfung eingeschlafen. Elena hatte recht, sie durften keine Zeit verlieren.

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    Der Hubschrauber setzte mit eingeschalteten Landescheinwerfern in einer großen Staubwolke auf der Zufahrt zur Villa Lorenzi auf. Roscani lief gebückt unter den sich noch drehenden Rotorblättern weg, durchquerte den gepflegten Park und betrat das rauchige Chaos der Einsatzzentrale, die die Gruppo Cardinale im Ballsaal des verstorbe-nen Schriftstellers eingerichtet hatte. Der prächtige Saal mit Stuckdecke, Vergoldungen und Kronleuchtern war ein Raum, den eine Invasionsarmee für ihre Zwecke hätte nutzen können, und genau das waren sie eigentlich auch.
    Roscani bahnte sich einen Weg durch das Getümmel, beantwortete unterwegs zahlreiche Fragen, sah zu der riesigen Wandkarte mit den durch kleine italienische Fahnen markierten Straßensperren auf und überlegte sich wie schon zuvor besorgt, ob alles, was sie taten, trotz seiner

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