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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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spät kommt.«
    Nach einem Blick zu Castelletti hinüber beobachtete Roscani wieder die Rangierlok. Worauf er sich eingelassen hatte, machte ihm immer mehr Sorgen. Vielleicht hatte er sich aus einem übergroßen Wunsch nach Gerechtigkeit selbst eingeredet, die Brüder Addison könnten ihm irgendwie dazu verhelfen. Aber je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß sie verrückt waren. Und am verrücktesten war er selbst, weil er sie hatte gewähren lassen. Die 485
    Addisons glaubten, auf alles vorbereitet zu sein, aber wie wollten sie gegen Farels Männer in Schwarz bestehen, von Thomas Kind ganz zu schweigen? Das Dumme war nur, daß Roscanis Einsicht zu spät kam, weil das Unternehmen bereits angelaufen war.
    10.17 Uhr

    Danny saß mit unbeholfen seitlich weggestreckten blauen Beinver-bänden auf dem Fußboden. Vor sich hatte er einen halben Quadratmeter zerknüllter Zeitungen, auf denen er im Rollstuhl gesessen hatte. Auf den Zeitungen breitete er acht der mit Rum und Olivenöl getränkten Stoffetzen aus, die jetzt direkt vor dem Haupteinlaß des Lüftungssystems der Vatikanischen Museen lagen.
    »Oorah!« murmelte Danny. »Oorah!« Das war der alte keltische Schlachtruf, den die Marineinfanterie übernommen hatte. Dieser alte Schrei war anspornend und erschreckend zugleich. Bisher hatte alles nur zur Vorbereitung ihres Unternehmens gedient; an dieser Stelle würde es im Ernst beginnen.
    »Oorah!« wiederholte er halblaut, als er die Stoffetzen gleichmäßig ausgelegt hatte. Er sah über die Schulter hinweg zu Elena hinüber, die mit einem verbeulten Blecheimer, der ein Dutzend wasserge-tränkte Papierhandtücher enthielt, an dem Emailwaschbecken an der Wand stand.
    »Fertig?«
    Sie nickte.
    »Gut.«
    Nach einem Blick auf seine Armbanduhr riß Danny ein Zündholz an und entzündete einen Stoffetzen nach dem anderen. Sie fingen augenblicklich Feuer, qualmten dabei ölig-braun und setzten das Zeitungspapier in Brand. Danny drehte sich rasch nach links, wo weitere zerknüllte Zeitungen lagen, und warf sie auf das Feuer. Sekunden später loderte es hoch auf.
    »Jetzt!« rief er.
    Elena war sofort bei ihm. Sie kniff die Augen zusammen, als die Hitze des Feuers ihr entgegenschlug, nahm die nassen Papierhandtü-
    cher aus dem Eimer und breitete sie nebeneinander über dem Brand-herd aus.

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    Die Flammen erloschen fast augenblicklich. Wo sie eben noch ge-lodert hatte, stiegen jetzt dichte braun-graue Rauchschwaden auf, die aber nicht den Kellerraum füllten, sondern in das Lüftungssystem gesaugt wurden Danny rutschte befriedigt zurück, und Elena half ihm in seinen Rollstuhl. Dabei sah er zu ihr auf.
    »Weiter«, sagte er.

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    10.25 Uhr
    Harry stand im tiefen Schatten der Pinien unmittelbar nordöstlich des Kutschenmuseums und wartete, bis ein Gärtner auf seinem Elektro-karren vorbeigefahren war. Dann kam er unter den Bäumen hervor, leise fluchend, weil der Reißverschluß der Gürteltasche klemmte. Als er ihn endlich aufbekam, zog er einen Plastikbeutel heraus, nahm einen der zusammengerollten Brandbeschleuniger heraus und steckte den Beutel wieder ein.
    »Los!« sagte er laut. Dann kniete er nieder, raffte einen großen Berg Piniennadeln zusammen, steckte den mit Öl und Rum getränkten Stoffetzen darunter und zündete ihn an. Die trockenen Nadeln brannten wie Zunder. Er zählte langsam bis fünf, bevor er das Feuer mit weiteren Nadeln bedeckte. Es rauchte kurz, brannte dann aber mit heller Flamme weiter. Nun bedeckte Harry es mit mehreren Armen voller klatschnasser Blätter, die er unter der nächsten Hecke, die erst morgens gegossen worden war, herausholte.
    In diesem Augenblick hörte er die ersten Alarmsirenen in den Vatikanischen Museen losheulen. Nachdem er eine letzte Ladung Blätter auf das Feuer geworfen und die starke Rauchentwicklung beobachtet hatte, sah er sich nochmals um und ging dann rasch den Hügel zur Viale Centrale del Bosco hinauf.
    Elena starrte blicklos ins Leere, während sie darauf wartete, daß der Aufzug hielt. Sie versuchte, das Sirenengeheul zu überhören und nicht an eine mögliche Panik unter den Museumsbesuchern zu denken oder daran, daß der Rauch unersetzliche Kunstwerke beschädigen könnte. »Nicht sehr wahrscheinlich«, hatte Pater Daniel ihr er-klärt. Dann hielt der Aufzug, und die Tür öffnete sich. Jetzt vermeng-te starker Brandgeruch sich mit Sirenengeheul und dem Schrillen von Alarmglocken.
    »Los, weiter!« drängte Danny. Sie schob ihn mit dem

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