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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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Rollstuhl auf den Korridor hinaus. Plötzlich befanden sie sich inmitten eines fast 488
    hysterischen Besucherstroms, der von Angehörigen der Vatikanpolizei in weißen Hemden vorwärts dirigiert wurde.
    »Durch die Tür am anderen Ende«, verlangte Danny.
    »Verstanden«, sagte Elena. Sie fühlte ihr Herz jagen, als sie Danny im Rollstuhl durch den Lärm und die dichter werdenden Rauchschwaden schob. Plötzlich mußte sie ohne bestimmten Grund an Harry denken, wie er sie wortlos angesehen hatte, kurz bevor er gemeinsam mit Herkules die Wohnung vor Tagesanbruch verlassen hatte. Aus seinem Blick hatten weder Sorge noch Angst, sondern nur Liebe gesprochen. Eine tiefe Empfindung, die sich kaum in Worte fassen ließ, außer daß sie dagewesen war, daß sie allein Elena gegolten hatte und ihr für den Rest ihres Lebens bleiben würde, wo sie auch war und was sie auch tat.
    »Hier raus!« befahl Danny plötzlich.
    Sein drängender Tonfall holte sie augenblicklich in die Gegenwart zurück. Elena befolgte seine Anweisungen und schob Danny energisch durch die Menschenmenge auf einen Innenhof hinaus, während Sirenengeheul die aufgeregten Schreie der aus zahlreichen Türen ins Freie strömenden Menschen übertönte. Sie beobachtete, wie Danny seine Fototasche öffnete und drei zusammengerollte Brandbeschleuniger und Zündholzbriefchen herausnahm, in die er zuvor filterlose Zigaretten geklemmt hatte, die als Lunten dienen würden.
    »Dort drüben.« Er zeigte auf den ersten von drei großen Abfallbehältern, die mit ungefähr zwanzig Metern Abstand aufgestellt waren.
    Aus allen offenen Fenstern und Türen quollen jetzt Rauchschwaden. Und überall wälzten sich Menschenmassen ins Freie, schiebend, stoßend, ängstlich, durcheinanderschreiend.
    Danny griff mit öligen Fingern nach den Zündholzbriefchen und steckte sie einzeln in die zusammengerollten Stoffetzen.
    »Nicht so schnell«, verlangte er, als sie sich dem ersten Abfallbehälter näherten. Elena ging langsamer. Danny hielt ein Streichholz an die erste als Lunte dienende Zigarette, überzeugte sich davon, daß sie anbrannte, sah sich kurz um und ließ dann den Brandsatz in den Be-hälter fallen.
    »Weiter.«

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    Sie fuhren zum zweiten Abfallbehälter, bei dem sich dieser Vor-gang wiederholte. Dann zum dritten.
    Hinter ihnen brannte die erste Zigarette bis zu dem Zündholzbriefchen durch. Es flammte mit einer winzigen Verpuffung auf und entzündete den Brandbeschleuniger, der seinerseits den Abfall in Brand setzte.
    »Wieder rein!« Danny mußte schreien, um die Alarmglocken und Sirenen zu übertönen.
    Elena schob den Rollstuhl auf die nächste offene Tür zu, aus der weiter aufgeregte Menschenmassen und noch dichtere Rauchschwaden als zuvor quollen.
    Über ihnen rannte ein halbes Dutzend Vigili del fuoco, vatikanische Feuerwehrleute, mit Helmen, Brandäxten und schweren Gummijak-ken die Dachkante entlang und hielten Ausschau nach Flammen.
    Anscheinend hatte noch niemand entdeckt, woher der Rauch kam.
    Plötzlich blieb einer der Männer stehen, deutete nach unten und rief etwas. Auch seine Kameraden sahen in dieselbe Richtung. Das zeigte ihnen, daß nun alle Abfallbehälter brannten.
    Die beiden erreichten den Eingang.
    »Sensit Scusi!« kreischte Elena die Menge an, durch die sie muß-
    ten. Wie durch ein Wunder machten ihr genügend Menschen Platz, so daß sie den Rollstuhl weiterschieben konnte. Und dann waren sie in dem Gebäude, folgten einem Korridor und schlossen sich dem Menschenstrom an, der anderen Ausgängen zustrebte. Elena sah, wie Pater Daniel das Mobiltelefon aus seiner Brusttasche zog und eine Kurzwahlnummer eingab.
    »Harry, wo bist du?«
    »Auf dem Hügel. Nummer zwei brennt.«
    Harry bewegte sich rasch durch ein dichtes Piniengehölz zur Nordwestecke des Parks und versuchte dabei, nicht daran zu denken, daß ihr Unternehmen zu klappen schien, obwohl sie im Augenblick nur zu dritt im Einsatz waren. Planung, Überraschung und Tatkraft des einzelnen, hatte Danny immer wieder betont, seien die Elemente jedes erfolgreichen Guerillaunternehmens, und bisher schien er recht zu behalten.

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    Fünfzig Meter hinter ihm ragte der Sendeturm von Radio Vatikan auf. In gleicher Entfernung rechts unterhalb seines Standorts begann jetzt starke Rauchentwicklung hinter einer hohen Hecke, wo er eben noch gewesen war. Und im Hintergrund sah er den Rauch seines ersten Feuers langsam in die Luft steigen.
    »Praktisch kein Wind, Danny«, sagte Harry ins Mobiltelefon.

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