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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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trug, und fühlte sein Herz jagen.
    Dann stand er vor den Pflanzentrögen am Fuß der gewaltigen Pinie.
    Nach einem weiteren besorgten Blick in die Runde kniete er davor nieder. Als seine Hand das Nylonmaterial ertastete, atmete er unwillkürlich auf.
    Mit einem erneuten Blick über das Gebäude stand er auf und trat in den Schatten der Pinie. Er knöpfte sein Hemd auf, befestigte die Gürteltasche um seine Taille, steckte die Pistole dahinter und knöpfte das Hemd wieder zu. Unter seinem weiten Hemd, das er über der Hose trug, war die Gürteltasche gut getarnt, als Harry jetzt wieder die Treppe hinunterging. Das Ganze hatte kaum dreißig Sekunden gedauert.

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    St.-Johannes-Turm.
    9.57 Uhr
    Das grausame Knirschen, mit dem das Schloß aufgesperrt wurde, ließ Marsciano hochschrecken. Dann öffnete sich die Tür des Turmapartments, und Thomas Kind trat ein. Auf dem Flur hinter ihm war Anton Pilger zu sehen, der mit verschränkten Armen dastand und in den Raum starrte. Er blieb draußen, während Kind den Raum durchquerte.
    »Buon giorno, Eminenz«, sagte er. »Sie gestatten?«
    Marsciano beobachtete schweigend, wie Kind sich gründlich in seinem Zimmer umsah und dann im Bad verschwand. Gleich darauf kam er wieder heraus und ging zu der Glastür. Er öffnete sie, trat auf den winzigen Balkon, legte beide Hände auf das glatte Geländer, blickte in den Park hinunter und sah dann die glatte Ziegelmauer entlang zum Dach auf.
    Dann kam er befriedigt zurück, schloß die Glastür und musterte Marsciano einige Sekunden lang.
    »Danke, Eminenz«, sagte Kind schließlich. Er durchquerte den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Das Knirschen, mit dem das alte Schloß zugesperrt wurde, ließ Marsciano einen kalten Schauder über den Rücken laufen. Dieses Geräusch war ihm unerträglich geworden.
    Während er sich abwandte, fragte er sich, warum der Killer ihn in den letzten vierundzwanzig Stunden dreimal aufgesucht und jedesmal dieselben Kontrollen vorgenommen hatte.

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    146
    »Hinter der gegenüberliegenden Tür rechts«, sagte Danny, als Elena ihn durch das Papstzimmer, den letzten Raum der Borgia-Apartments, schob.
    Aus Pater Daniels ganzer Art sprach nervöse Ungeduld, die Elena bisher nicht an ihm kannte. Der drängende Unterton, der jetzt in seiner Stimme lag – das war mehr als nur Konzentration auf die vor ihnen liegende Aufgabe. Das war Angst.
    Sie bog zu der Tür wie angewiesen rechts ab und schob Danny einen langen Korridor hinunter. Etwa in der Mitte befand sich links ein Aufzug.
    »Dort halten«, sagte Danny knapp.
    Sie blieben vor dem Aufzug stehen, und Elena drückte auf den Rufknopf.
    »Was ist los, Pater? Irgend etwas ist passiert. Was?«
    Danny beobachtete einige Sekunden lang die Leute, die an ihnen vorbeigingen, um von einer Galerie zur anderen zu gelangen, und sah dann zu Elena auf. »Ich habe Eaton und Adrianna Hall hier gesehen.
    Sie sind auf der Suche nach uns. Aber sie dürfen uns auf keinen Fall finden.«
    Nun öffnete sich die Aufzugtür. Während der Aufzug sich mit ihnen nach unten in Bewegung setzte, zog Danny den Schlüsselbund heraus, den Pater Bardoni ihm in Lugano gegeben hatte. Er steckte einen Schlüssel in die Öffnung unter den beleuchteten Knöpfen und drehte ihn nach rechts.
    Elena beobachtete, wie der Aufzug das Erdgeschoß passierte und weiter in die Tiefe sank. Als er hielt, lag vor der Tür ein nur schwach beleuchtetes Kellergeschoß. Danny zog den Schlüssel ab und betätigte einen roten Kippschalter, auf dem »Halt« stand.
    »Okay. Erst etwas nach links, dann scharf rechts den Korridor entlang.«
    Zwanzig Sekunden später erreichten sie den großen Maschinen-raum, in dem die Belüftungsanlage der Vatikanischen Museen arbeitete.

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    10.10 Uhr
    Marmorboden, gepolsterte Holzbänke, ein halbkreisförmiger Mar-moraltar mit einem Bronzekruzifix, die Decke aus leuchtendfarbigen Glassegmenten – die Privatkapelle des Heiligen Vaters.
    Wie oft war Palestrina schon in diesem Raum gewesen? Um mit dem Papst oder den auserlesenen Gästen zu beten, die hierher eingeladen worden waren. Könige, Präsidenten, Staatsmänner.
    Aber dies war das erste Mal, daß er ohne Vorankündigung aufgefordert worden war, sich hier mit dem Heiligen Vater zum Gebet zu treffen. Als er jetzt hereinkam, sah er den Papst mit zum Gebet gebeugtem Haupt in seinem Bronzesessel vor dem Altar sitzen.
    Leo XIV. sah auf, als Palestrina näher trat. Er ergriff die Hände des Kardinals und sah ihm mit

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