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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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»Der Rauch verteilt sich ganz langsam.«
    »Du müßtest gleich bei den Absperrschiebern sein.«
    »Richtig.«
    Harry zwängte sich durch eine Öffnung in dem schützenden Hek-kenquadrat und hatte eine Betonwanne mit der freiliegenden Haupt-wasserleitung und zwei Absperrschiebern vor sich. Nach Dannys Beschreibung war dies nicht die eigentliche Absperrvorrichtung, sondern eine ehemalige Zwischensperre, die praktisch nicht mehr benutzt wurde. Falls die Techniker vom Dienst nicht zufällig alte Hasen waren, wußten sie vermutlich nicht einmal, daß sie existierte.
    Trotzdem ließ sich mit diesen Schiebern die gesamte Wasserversorgung des Vatikans abstellen, so daß alle tiefer gelegenen Gebäude, darunter die Peterskirche, die Museen, der Vatikanpalast und die Verwaltungsgebäude, ohne Wasser waren.
    »Ich habe sie vor mir. Zwei gegenüber angeordnete Schieber.«
    Elena kippte den Rollstuhl nach hinten und fuhr so mit Danny eine Treppe hinunter, noch tiefer in den Rauch hinein.
    »Wie schlimm verrostet?« Der Rauch ließ Danny bellend husten.
    »Weiß ich noch nicht«, sagte Harry knapp.
    Elena machte am Fuß der Treppe halt und öffnete ihre Fototasche.
    Hustend und sich ihre tränenden Augen wischend, nahm sie zwei feuchte Taschentücher heraus und entfaltete sie. Nachdem sie Danny das erste vor Mund und Nase gebunden und hinter seinem Kopf verknotet hatte, band sie sich das zweite um und schob dann den Rollstuhl weiter in die Chiaramonti-Skulpturengalerien. Die Porträtbüste von Cicero, Herakles mit seinem Sohn, die Statue des Tiberius und das Riesenhaupt des Augustus waren in den Rauchschwaden, in denen Menschenmassen nach beiden Richtungen durch die lange, schmale Galerie wogten, kaum zu erkennen. Alle Besucher waren auf der Suche nach einem Fluchtweg.

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    »Harry?« Danny hielt das Mobiltelefon an sein Ohr gepreßt.
    »Der erste Schieber ist geschlossen. Der zweite…«
    Harrys Gesicht war vor Anstrengung verzerrt. Das Handrad des zweiten Schiebers war festgerostet, so daß er seine gesamte Kraft aufwenden mußte, um es zu drehen. Dann gab es plötzlich nach. Er verlor das Gleichgewicht, fiel gegen den Absperrschieber und schlug sich dabei die Fingerknöchel auf. Das Mobiltelefon flog zwei, drei Meter weit weg.
    »Verdammt!«
    Elena, die mit dem vorgebundenen Taschentuch wie Danny einem Banditen aus dem Wilden Westen glich, drehte den Rollstuhl zur Seite und zog ihn zurück, um einem halben Dutzend japanischer Touristen auszuweichen, die sich an den Händen haltend, schreiend, würgend und mit wegen des beißenden Rauchs tränenüberströmten Gesichtern durch die Galerie trabten. Dabei warf sie einen Blick aus einem der schmalen Fenster und sah mit Gewehren bewaffnete Männer in blauen Hemden und mit Baretten auf den Innenhof stürmen.
    »Pater!« sagte sie besorgt.
    Danny sah hinaus. »Schweizergarden«, stellte er fest. Er sprach wieder ins Telefon, als Elena ihn weiterschob. »Harry?«
    »Was gibt’s?«
    Harry stand gebückt da, hatte eben das Mobiltelefon aufgehoben und saugte dabei an seinem blutigen Fingerknöchel.
    »Was ist passiert?«
    »Das verdammte Wasser ist abgedreht.«
    Danny hob eine Hand, als sie das andere Ende der Galerie erreichten. Elena hielt den Rollstuhl an. Vor sich hatten sie die geschlossene Eingangstür der nächsten Galerie. Die Galleria Lapidaria, die In-schriftengalerie. Soviel zu erkennen war, schien sie bereits menschenleer zu sein.
    Hier waren sie erstmals allein. Die Menschen, das Gedränge und die Panik bewegten sich in die entgegengesetzte Richtung.
    »Ich bin zum dritten Feuer unterwegs. Seid ihr draußen?« fragte Harry ins Telefon.
    »Noch zwei Halte.«
    »Beeilt euch, verdammt noch mal!«

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    »Draußen wimmelt es von Schweizergarden.«
    »Vergeßt die beiden letzten Halte.«
    »Tun wir das, hast du Farel und die Schweizergarden auf dem Hals.«
    »Dann laß das Gequatsche und mach weiter!«
    »Harry«, Danny sah sich um. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm Schweizergarden, die Gasmasken aufsetzten, und Feuerwehrmänner mit Äxten und Atemschutzgeräten.
    »Eaton treibt sich irgendwo hier herum. Er hat Adrianna Hall mitgebracht.«
    »Wieso zum Teufel ist er hier aufgekreuzt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Danny, vergiß Eaton. Sieh zu, daß ihr dort rauskommt!«

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    »Das ist ein Ablenkungsmanöver.« Thomas Kind stand auf der Zufahrtsstraße unterhalb des Turms, beobachtete die aus den Vatikanischen Museen quellenden Rauchschwaden und sprach dabei in sein

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