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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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Haarsträhnen aus der Stirn zu streichen und ihm den Trost der Berührung zu schenken, wo Worte versagten.
    »Dejan.« Felix regte sich, seine Lider flatterten. »Was für eine lächerliche Art zu sterben.«
    Es kostete mich schier übermenschliche Selbstbeherrschung, als ich heiter zurückgab: »Wie die Heldin eines melodramatischen Romans! Du solltest besser gesund werden, sonst verlierst du für alle Zeiten das Gesicht.«
     
     
    Ich schickte einen Diener nach Lysander, ehe ich hinabstieg in die Kellergewölbe des Palais Trubic. Ich wollte den Gefangenen verhören. Sorgfältig gefesselt und geknebelt, mit einem ordentlichen Verband um die Stirn, lehnte er an einer leeren Stellage, an der ihn der findige Simon mit Hundehalsband und -kette festgebunden hatte.

    Er spuckte aus, als ich ihm den Knebel abnahm. »Ich habe Sie unterschätzt, Baron. Man sagte mir, Sie hätten bei dem Rennunfall erheblichere Verletzungen davongetragen, als es der Fall sein dürfte.« Er ließ seine Kette rasseln.
    »Wer sind Sie?«, fragte ich.
    Seine Antwort gestaltete sich eine Nuance kryptischer, als ich erwartet hatte: »Bin ich denn?«
    Jahrelange Routine im Umgang mit den unterschiedlichsten Geschöpfen, deren Existenz die Weltbevölkerung weitgehend negierte, hatte mich sensibilisiert hinsichtlich der Abstufungen des Seins und Nichtseins. Weh dem, der einen Vampir fragte, wie er seine Nächte verlebte! Schande über dich, der du die Mirakel des Daseins eines Geisterwesens ergründen willst!
    In Ermangelung einer bequemeren Sitzgelegenheit nahm ich auf einer umgedrehten Holzkiste Platz und versuchte das Pochen meiner während der Handgreiflichkeiten abermals in Mitleidenschaft gezogenen, lädierten Rippen zu ignorieren. »Sie könnten uns beiden sehr viel Zeit ersparen, wenn Sie mir einfach nur sagten, wo ich den Fuchs finde, damit ich ihn aufhalten kann.« Ich wollte die Möglichkeit, dass ein Appell an die Vernunft bei meinem Gefangenen Früchte tragen könnte, nicht von vornherein kategorisch ausschließen.
    Doch dieser schnaubte verächtlich. »Aufhalten? Ja, wie wollen Sie das denn anstellen?«
    Niemals hatte ich mich rühmen können, ein guter Kartenspieler zu sein: Mochte ich auch noch so sehr danach streben, meine Mimik zu beherrschen, ein Zucken der Mundwinkel verriet jeden Bluff.
    Mein Gesprächspartner war ein guter Beobachter. »Ah«, sagte er leise. »Kann es denn sein, dass Sie darüber gar nicht nachgedacht haben, Baron?«

    Ich lehnte mich nach vorn, stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und sah ihm geradewegs ins Gesicht.
    »Mit Verlaub, dies sollten Sie meine Sache sein lassen.« Irgendeinen Weg fand ich immer. »Sie bluten«, wechselte ich das Thema.
    »So? Und das soll weshalb von Belang sein?« Seine gelangweilte, gedehnte Sprechweise erinnerte mich beinahe ein wenig an Felix.
    »Nun, es spricht dafür, dass Sie vielleicht doch sind«, antwortete ich mit einem breiten Lächeln.
    »Auch Vampire bluten«, warf er ein.
    »Auch Vampire sind«, erwiderte ich und überlegte: Wie hatte Leo Vlcek in seinen Tagebüchern den geheimnisvollen Fremden, der die neuen Mitglieder der Bruderschaft rekrutierte, genannt?
    »Ctirad«, sagte ich versuchsweise.
    Er zog eine Augenbraue hoch, dann murmelte er: »Wie lange bin ich schon hier?«
    »Knappe zwei Stunden«, informierte ich ihn nach einem Blick auf meine Taschenuhr.
    Er seufzte. »Zwei Stunden in diesem dunklen Loch. Könnten Sie Ihrem gräflichen Freund bitte nahelegen, mich an einer etwas zivilisierteren Lokalität zu verwahren?«
    »Sie wissen, dass ich Sie auf der Stelle freiließe, wenn Sie meine Fragen beantworteten?«, log ich schamlos.
    »Nein. Das würden Sie nicht tun. Weil Sie nämlich wider Erwarten kein Idiot sind.«
    Felix’ Wortwahl, Felix’ Tonfall; nur seine Stimme war etwas höher, etwas rauer als der melodische Bass meines Freunds. Dennoch meinte ich für einen irrwitzigen Augenblick, Felix vor mir zu sehen, die Hände gefesselt, den Kopf hoch erhoben, während die Hundekette an der Narbe an seiner Kehle rieb. Ich schüttelte die Illusion ab. Eine schlanke, nicht eben hochgewachsene
Gestalt mit dunklem Haar, feinen Zügen und einer Nase, die sich das Attribut »klassisch« redlich verdient hatte, blieb zurück.
    »Vampire bluten«, nahm ich den Faden wieder auf. »Und verbrennen im Sonnenlicht zu Staub. Womit zweifelsfrei bewiesen ist, dass Sie kein Vampir sind.«
    Vielleicht war es die Art, wie er den Kopf senkte; vielleicht lag es an dem tiefen

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