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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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denkbar schlechtem Licht zu präsentieren, entscheidet er sich wie schon Millionen Liebende vor ihm, für den goldenen Mittelweg: Er lügt ein bisschen.«
    Endlich begriff ich. Er hatte die eigene Rolle in der Tragödie ein wenig heruntergespielt und sich selbst zum Opfer stilisiert, in der Hoffnung, eine willenlose Marionette sei leichter zu lieben als ein Übeltäter aus freien Stücken.
    »Wie scharfsinnig«, ätzte unser Gefangener, nur um fortan zu schweigen.

    Eine mühevolle halbe Stunde später gaben wir unsere Versuche, ihm weitere Hinweise zu Lišek, der Vilja oder dem Vampir zu entlocken, als gescheitert auf.
     
     
    In der Halle begegnete uns Lili. Sie war bleich, aber gefasst. Mit zweifelhaftem Resultat hatte sie etwas Puder aufgelegt, um Tränenspuren auf geröteten Wangen zu kaschieren. Eine Welle innigen Mitleids durchflutete mich – oder war es meine eigene Trauer? Lange standen wir einander stumm gegenüber; dann brach ich das Schweigen mit der denkbar ungeschicktesten Frage, die mir in den Sinn kommen konnte: »Haben Sie schon Zeit gefunden, Alvin Buckinghams Brief zu lesen?«
    Ihre Augen weiteten sich, und Lysander schnarrte verärgert.
    »Sie sollten ihn wirklich lesen«, fügte ich rasch hinzu. »Vielleicht wird er Sie traurig machen, vielleicht wütend, und nicht alle Einzelheiten der Geschichte scheinen der Wahrheit zu entsprechen, aber …«, ich brach ab.
    »Sie werden ihn verstehen«, kam mir Lysander unerwartet zu Hilfe.
    Trotzig reckte Lili das Kinn. »Verstehen?«, stieß sie hervor. »Sie verlangen viel von mir, meine Herren.«
    Wir schwiegen; kamen dann auf die andere Person in ihrem Leben zu sprechen, die so schwer zu verstehen, der so schwer zu vergeben war: ihrem Vater, dem es wieder etwas besser ging.
    »Ich will mich verabschieden, ehe wir aufbrechen«, sagte ich, und meinte allein .
     
     
    Gestützt von einem Polsterstapel, saß Felix halb aufrecht im Bett und blätterte in einem Journal. »Nun? Hat das Verhör zu bahnbrechenden Erkenntnissen geführt?«, erkundigte er sich mit unverhohlener Neugier.

    »Buckingham lügt«, sagte ich, in Ermangelung einer besseren Antwort.
    »Wie schade! Dabei war es so ein hübscher Brief.« Felix klopfte mit der flachen Hand auf das Bett, als wollte er einen Hund anlocken. »Komm, setz dich zu mir. Es sei denn, du fürchtest mittlerweile die Gefahr der Ansteckung.«
    »Du weißt doch, ich bin unsterblich«, kam ich seiner Aufforderung nach und wiederholte ein Scherzwort aus vergangenen Tagen, als wir unverschämt jung waren und die Welt nicht mehr kostete als ein Lächeln.
    Er sah mich an. Seine Augen hatten nichts von ihrem fiebrigen Glanz verloren. »Unsterblich, ja. Ebenso wie meine Ahnen«, sagte er, und setzte zu einer Erläuterung an, als er meine Verwirrung bemerkte: »Es muss meinen werten Vorfahren doch zuweilen aufgefallen sein, dass dem jeweiligen Grafen kein allzu langes Leben beschieden war? Dennoch fanden sich in jeder Generation Mutige, Träumer und Narren, die bereit waren, das Erbe mit all seinen tödlichen Gefahren anzutreten. Daraus folgere ich, dass nur derjenige Graf wurde, der an die eigene Unsterblichkeit glaubte.«
    Durch die geöffneten Fenster flutete Nachmittagssonne in den Raum. Ein warmer Wind trug den Duft von Sommer bis zu uns herüber. Felix ließ sich in die Kissen zurücksinken. »Habe ich dir jemals erzählt, dass Jindřich mich in seinem Testament ausdrücklich zu seinem alleinigen Erben ernannte?« , fragte er.
    »Vielleicht glaubte er, dass mit der Blutlinie auch der Fluch gebrochen sei?«, schlug ich vorsichtig vor; ich wollte mit meinen Worten weder werten noch verletzen.
    »Vielleicht.« Geistesabwesend faltete Felix die Zeitschrift. Sammelte er seine spärlichen Kräfte für eine neue Wahrheit?
    »Ich sorge mich um Lili«, sagte er zuletzt. »So vieles habe ich ihr angetan, so vieles wollte ich ihr zumuten. Und doch verzeiht
sie mir.« Er griff nach dem Zigarettenetui auf dem Nachttisch. Ich räusperte mich, und er ließ die Hand wieder sinken.
    »Dejan, Dejan! Manchmal wünschte ich mir wahrhaftig, du wärst nicht ebenso ein Narr wie ich. Dann könnte ich dich bitten, dich um Lili zu kümmern, wenn ich erst – aus diesem oder jenem Anlass – verschieden bin.«
    »So, wie die Dinge stehen, wäre es wohl eine grobe Fahrlässigkeit«, pflichtete ich ihm bei. Ihm zudem mitzuteilen, dass Lili Trubic eine Bevormundung durch meine Person nie kampflos hinnehmen würde, verbot mein Taktgefühl. »Ich

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