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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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schwindelnd, frierend, beschämt.
    Ich danke dir.
    »Dejan? Geht es dir gut?« Lysander stupste mich vorsichtig mit der Schnauze an.
    »Machen Sie sich keine Gedanken, der Blutverlust ist keineswegs bedenklich«, sagte Buckingham, der sich affektiert mit einem Taschentuch die Lippen betupfte.
    »Alles in Ordnung«, schnappte nun auch ich, während ich, die behandschuhten Finger ins Erdreich vergraben, zitternd darauf wartete, dass der Schmerz endlich nachließ.
    Lysander knurrte. Nicht zum ersten Mal war er Zeuge meiner Demütigung durch den Vampir geworden, der sich Master Buckingham nannte. Natürlich war dies nicht sein richtiger Name, niemand kannte diesen. In eingeweihten Kreisen mutmaßte man, der Nosferatu wäre deutlich älter als das Haus Buckingham. Doch über sein wahres Alter sprach kein Vampir.
    »Sie sollten Prag wirklich verlassen, Master Buckingham«, warf Lysander nun ruhig ein. »Ich bin mir sicher, Sie selbst erinnern sich am allerbesten, wie knapp – und vor allem, mit wessen Hilfe – Sie das letzte Mal den selbst ernannten Vampirschlächtern entkommen sind. Eine neuerliche Mordserie und Sie sind wieder der Gejagte, die Beute.«
    Buckingham ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Mit nachlässiger Geste streifte er sich den Hut vom Kopf, spielte mit dem Federbesatz.
    War es klug, den Vampir an die Nacht seiner Niederlage zu
erinnern? Vor drei Jahren, als seine neuerliche Rückkehr nach Prag ruchbar geworden war, hatte sich eine Vielzahl fragwürdiger wissender Subjekte, vom gewöhnlichen Abenteurer bis zum pensionierten Geheimagenten, in der Stadt eingefunden, um das Monstrum unschädlich zu machen. Da meine Sympathien stets auf Seiten des Wolfs lagen, war es mir leichtgefallen, Partei für Buckingham zu ergreifen; in der Jagdgesellschaft hatte man mich dafür verachtet.
    »Wie gekonnt er seine Worte zu setzen weiß, der kleine Otter«, sagte der Vampir zuletzt und bleckte die Fangzähne.
    Vielleicht war Lysander der Einzige von uns, dem es dann und wann wirklich gelang, zu dem Vampir vorzudringen.
    Mühsam hatte ich mich indes auf die Beine gekämpft, ein wenig schwankte ich noch, übersah demonstrativ Buckinghams süffisant dargebotenen Arm.
    »Es wäre doch äußerst tragisch, wenn Sie ausgerechnet jener Stadt, die Sie zu Ihrer Wahlheimat auserkoren haben, schlussendlich zum Opfer fielen«, spottete Lysander sanft – und brachte mich damit auf eine Idee.
    »Master Buckingham, ich muss Sie mit einer Frage behelligen«, begann ich.
    »Ich bin gegenwärtig in zu süßer Stimmung, als dass ich sie mir mit Ihren Fragen verderben lassen wollte, Baron Sirco«, entgegnete der Nosferatu.
    Ich verzichtete darauf, ihn daran zu erinnern, wessen Blut seine Laune derart gehoben hatte, und fuhr ungerührt fort: »Sagen Sie mir, wann kamen Sie zum ersten Mal nach Prag?«
    Die Augen des Vampirs wurden schmal. Raubtieraugen. »Weshalb fragen Sie?«, zischte er.
    »Weil ich Ihre Hilfe brauche.«
    Buckingham lachte schallend. »Baron, wirklich! Es sind Wesen wie Sie, die mich die jämmerliche Menschheit, dieses rastlose Ameisenpack, lieben machen. Da stehen Sie vor mir, taumelnd,
atemlos und bitten mich um Hilfe. Fürchten Sie den Tod denn so wenig?«
    Ich biss die Zähne zusammen. »Nicht mehr.« Worte, unbedacht, dumm. Worte, die ihn zu Recht amüsierten, diesen arroganten Unsterblichen.
    »Erinnern Sie sich an die Schlacht am Weißen Berg?«, warf Lysander nun ein.
    Buckingham gähnte. »Ich habe mich niemals für Politik interessieren können.«
    »Ist Ihnen der Name Trubic bekannt?«, fuhr mein Freund unbeirrt fort.
    Der Vampir bleckte die Zähne zu einem abschätzigen Lächeln, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Eine kleine Ewigkeit schien es in Anspruch zu nehmen, ehe er antwortete, und die Antwort gestaltete sich in der Tat wenig aufschlussreich: »Möglich«, sagte er.
    »Es wäre durchaus opportun, würden Sie sich etwas mehr Mühe in der Präzisierung Ihrer Aussagen geben.« Obgleich ich mich noch immer schwer auf den Sockel der Herrscherstatue stützen musste, um überhaupt auf den Beinen zu bleiben, kehrte meine Lebenskraft allmählich zurück.
    Tatsächlich fühlte ich mich stark und gefasst genug, um eine kleine Finte zu riskieren. »Von jenem Trubic spreche ich, der für die Freiheit Böhmens focht.«
    Angespannt erwartete ich Buckinghams Reaktion – doch wollte er wirklich etwas verheimlichen, war er ein deutlich kundigerer Schauspieler als ich ein Menschenkenner war.
    Für einen

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