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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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nur allzu früh schlagen, das verspreche ich dir.« Ich war starr vor Angst gewesen, doch den Sinn seiner Worte hatte ich nicht begriffen. »Ich könnte dich beschützen«, hatte er gelockt. »Ich könnte dir die Ewigkeit schenken, wenn du mit mir gehst.«
    Es war nicht die Ewigkeit gewesen, die ich haben wollte, sondern František, den Klavierspieler mit seinen sanften Augen – und mein Engel hatte mich verlassen, in Stille und Traurigkeit, wie er gekommen war.
    Es wird Sie nicht überraschen, dass ich ihn noch einmal wiedersah. Lysander hat mir heute Nachmittag erzählt, dass Sie mein dunkelstes Geheimnis erfahren haben. Es war ein Missverständnis – und doch bereue ich es nicht!
    Als ich erfahren hatte, welches Schicksal mein Vater für mich vorgesehen hatte, hatte ich tage- und nächtelang um Rettung gebetet; eines Nachts hatte ich ein vertrautes Kratzen an der Fensterscheibe vernommen. »Ich habe dir versprochen, ich würde dich beschützen«, hatte mich Alvin Buckingham begrüßt. Ich hatte ihm mein Leid geklagt, und der Handel war geschlossen worden, wie im Märchen, wie im Traum: »Was gibst du mir, wenn ich dich vor den Fesseln deiner Zukunft errette?« »Alles, alles will ich geben.«
    Was darauf gefolgt war, wissen Sie bereits. Alvin hatte getan, was er glaubte, tun zu müssen: Sosehr ich Rechtfertigungen und Spitzfindigkeiten auch verabscheue, so will ich dennoch anmerken, dass ich ihn nicht gebeten hatte, den Oberst zu ermorden. Ich hatte ihn gebeten, mir zu helfen, mich des Obersts zu entledigen. Er hatte gesagt, er würde einen Weg kennen, und ich war ängstlich und erleichtert genug gewesen, keine weiteren Fragen zu stellen.

    Nun kennen Sie die Geschichte, die ich Ihnen vor Tagen schon hätte erzählen sollen.
     
    Es ist Zeit, von jenen Wahrheiten zu sprechen, die Sie mir nicht hätten verschweigen dürfen, Baron: Ich kenne meinen Vater kaum, sicherlich sind viele andere mit seinem Charakter und seinem Leben weit mehr vertraut als ich, dennoch hätten Sie mich über die Todesdrohungen gegen ihn – und darüber, dass Sie in jenem Zusammenhang für ihn arbeiten – in Kenntnis setzen müssen!
    Denken Sie denn nicht, zu wissen, dass das Leben meines Vaters auf dem Spiel steht, hätte mich weitaus eher als Ihre Überredungskünste dazu veranlasst, meine Geheimnisse aufzugeben? Hatte ich Ihrer Meinung nach kein Recht darauf, davon zu erfahren?

AUS DEN AUFZEICHNUNGEN BARON SIRCOS, WIEN, 29. JUNI 1909
    »Lysander?« Ungläubig ließ ich die eng beschriebenen Briefbögen sinken, sah zu meinem alten Freund und Kameraden, der sein extravagantes Fischgericht verschlang. »Woher wusste Lili von unserem Auftrag?«
    Lysander blickte in seinen Teller. »Vielleicht hat Trubic ihr davon erzählt?«, schlug er leise vor.
    Ich murmelte einen Fluch, den ich zuletzt als Leutnant im Dienste Seiner Majestät gebraucht hatte.
    Lysander stieß einen Pfiff aus. »Baron Sirco, ich muss schon bitten! Also schön, ich habe Lili davon erzählt; irgendwann in dem Durcheinander nach deinem Unfall, als wir uns in einen ruhigen Winkel hinter den Tribünen zurückgezogen hatten, weil wir die Temperamentsausbrüche des Marchese nicht mehr ertragen konnten.«
    Ich runzelte die Stirn und zwang mich, ihn schweigend anzuhören.
    »Lili sprach mich auf die Krähe an … ob es in meinen Augen ebenfalls nach einem gezielten Angriffsflug ausgesehen hätte«, fuhr er fort, den Blick weiterhin auf die Reste seiner Mahlzeit gerichtet. »Und schon ergab sich eine harmlose Konversation über okkulte Kreaturen, und …« Nervös klopfte er mit dem Schwanz auf den Boden. »Mein Gott, Dejan! Ich war außer mir vor Sorge, wer konnte denn ahnen, dass du mit ein paar Schrammen und angeschlagener Selbstachtung davonkommst?
In solchen Situationen pflegen selbst die größten Geister Fehler zu machen. Und eine Frage zuviel zu beantworten.«
    »Es gibt eine Grundregel in unserem Metier«, erinnerte ich ihn müde.
    »Nenne niemals Namen«, vervollständigte Lysander meinen Satz und sah mich endlich an. »Ich weiß, Dejan, ich weiß. Auch ich kenne die Geschichten, die Trubic so amüsant erzählen konnte und in denen ungeschickte Spitzel, die nicht verstanden, wann sie zu schweigen hatten, unter mysteriösen Umständen mit zerschnittenen Kehlen in der Gosse gefunden wurden. Könntest du jetzt bitte weiterlesen?«
    Ich überlegte, ob und wie ich Lysander begreiflich machen sollte, wie schwer ein Vertrauensbruch gegenüber Felix für mich noch immer

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