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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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grellen Rottönen gehaltenen Teppich das einzige Mobiliar der Zelle darstellte. Die Wände waren aus unerfindlichen Gründen über und über mit unterschiedlichen Flugblättern tapeziert; enge Querverstrebungen an den Gitterstäben der Tür würden der Gefangenen selbst in Krähengestalt ein Entkommen unmöglich machen.
    »Guten Morgen, Milena«, ich grüßte sie höflich und deutete eine Verbeugung an. »Das ist doch Ihr Name?«
    Mit ihrer verstümmelten rechten Hand strich sie sich eine nachtschwarze Haarsträhne aus der Stirn und lachte ihr leises, kehliges Lachen. »Namen«, antwortete sie voll Verachtung. »Namen haben keine Macht. Sie, Baron, haben keine Macht über mich. Sie können mich bis in alle Ewigkeit einsperren, und werden dennoch nichts von mir erfahren.«
    Ich nickte, als würde ich ihre Äußerung akzeptierten. Wie oft hatte ich derartige Beteuerungen schon vernommen? Wie viele zwielichtige Gestalten, waren es nun Menschen oder Kreaturen der Schattenwelt, hatten mich wissen lassen, dass ich keinen Weg finden würde, ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken, so sicher waren sie sich ihrer Unbezwingbarkeit. »Und ich dachte, Sie wollten sich vielleicht noch ein wenig mit dem Herrn von Zdar unterhalten?« Ich sah sie freundlich an.

    Milena hob den Kopf. Mirko wich einen Schritt zurück.
    »Damals wusste ich noch nicht, dass er zu Ihnen gehört«, erklärte sie.
    »Sie irren sich«, fiel Mirko ihr hitzig ins Wort. »Wenn ich zu jemandem nicht gehöre, dann ist es Baron Sirco.«
    »Einerlei.« Milena streckte sich auf ihrer Récamiere aus, strich ihr mittlerweile arg zerknittertes Debütantinnenkleid an ihren Hüften glatt. »Sie stehen auf der falschen Seite dieses Gitters, mein Freund.«
    »Herr von Zdar ist ein hübscher Deckname«, fuhr ich fort.
    Sie hob eine perfekt geschwungene Braue. »So?«
    »O ja, eine unaufdringliche, geradezu elegante Art, den Heilsbringer zu benennen.«
    Hinter mir hörte ich Mirko flüstern. »Zdar heißt auf Tschechisch so etwas wie Heil«, erläuterte er Dr. Rosenstein. »Oder Erfolg, oder Glück – je nachdem. Über den Namen habe ich mich auch schon gewundert.«
    »Namen haben keine Bedeutung«, wiederholte Milena langsam. »Und Sie langweilen mich sehr.«
    »Habe ich Sie auch gelangweilt, als Sie mich zu töten versuchten?«
    Das Lächeln, das sie mir schenkte, war so überwältigend und so falsch, dass es mir beinahe den Atem verschlug.
    »Nein. Ich wollte Sie eigentlich überhaupt nicht töten. Ich töte nicht gern«, fügte sie hinzu, »aber er bat mich so innig darum, dass ich ihm den Gefallen nicht ausschlagen konnte.« Gedankenverloren blickte sie auf ihre zarten, langgliedrigen Finger hinab. »Doch das sollten Sie eigentlich schon wissen, nachdem ich ungeschickt genug war, den Brief oben am Glockenturm liegenzulassen.«
    »Er?«, hakte ich nach. »Ist es der Fuchs, von dem Sie sprachen?«
    Milena schwieg.

    Ein gutes Zeichen und so fasste ich meine Schlussfolgerungen in Worte: »Er, das ist der Fuchs, dessen Ring der Mann, den er töten will, um den Hals trägt?«
    Sie hob beide Hände. »Ich bin sehr müde. Es macht mir kein Vergnügen, wach zu sein, wenn die Sonne scheint. Aber wenn Sie heute Abend ohne ihr kleines Gefolge wiederkommen, dann werde ich mich vielleicht weiter mit Ihnen unterhalten. Ich werde Ihnen nicht meine Geheimnisse verraten! Aber vielleicht revidiere ich mein Urteil über Sie. Ich weiß Männer zu schätzen, die einen Anschlag auf ihr Leben nicht persönlich nehmen.«
     
     
    Zurück im Hotel teilte man mir mit, dass seit gestern Abend an der Rezeption ein Kuvert für mich hinterlegt war; ein Blick auf die ordentliche Handschrift genügte, um zu wissen, dass es sich bei der Absenderin um Fräulein von Trubic handelte. Obschon ich mir keine Vorwürfe machte, dass ich mich seit gestern Nachmittag ihrer nicht weiter angenommen hatte, so war mir doch etwas unwohl, als ich den Brief an mich nahm. Was mochte ihr im Laufe einer Nacht widerfahren sein, das eine schriftliche Benachrichtigung notwendig machte?
    Meiner Erschöpfung zum Trotz riss ich das Kuvert auf, kaum dass Lysander und ich – Mirko war in der Centrale verblieben  – unsere Suite erreicht hatten.
    »Lies vor«, verlangte Lysander, der sich der Länge nach auf dem Diwan ausgestreckt hatte. »Wobei, sei so gut und lass mir vorher ein Frühstück kommen.«
    Mein Gesichtsausdruck musste Bände gesprochen haben, denn Lysander fügte anklagend hinzu: »Ein bisschen Komfort wird mir

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