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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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man dies zum Anlass, ihn an den Rand der offiziellen Geschichtsschreibung zu drängen? Das erscheint mir recht nachvollziehbar …« Rosenstein beendete den Satz nicht; schon begriff er, welchen Fehler er begangen hatte. Mit Blick
auf Lysander nahm er in einem reichlich gekünstelten Hustenanfall Zuflucht.
    »Ja. Das wäre wohl … verständlich«, entgegnete dieser kalt.
     
     
    Ein Wachposten in einer Uniformierung, die halb an einen französischen Gendarmen und halb an ein phantasieloses Karnevalskostüm erinnerte, musterte Rosenstein unter buschigen Brauen. »Ich wüsst’ aber nicht, was Sie mit der Gefangenen zu schaffen hätten, Doktor. Und ich wüsst’ schon gar nicht, wie Sie dazu kommen, den Herrn Baron …«, er schien meinen eben von Dr. Rosenstein genannten Namen schon wieder vergessen zu haben, »allein mit der Gefangenen sprechen zu lassen.« Und gewichtig schloss er: »Das geht nämlich nicht. Da bräucht’ ich schon eine Bestätigung vom Herrn Major Bachmann. Sonst passiert irgendwas, und ich bin dann schuld, weil ich Sie hereingelassen habe.«
    Wie um die Endgültigkeit dieser Mitteilung zu unterstreichen, steckte er sich seine Pfeife in den Mundwinkel und wandte sich wieder dem volkstümlichen Wochenmagazin zu, das er vor sich ausgebreitet hatte.
    Rosenstein dachte nicht daran, zu gehen. »Herr Hoff«, begann er so nachsichtig, dass sich eine gewisse Routine in derartigen Unterhaltungen ahnen ließ. »Angenommen, ich hätte nichts zu tun. Angenommen, mir wäre langweilig.«
    Hoff kaute an seiner Pfeife. »Dann würden’S in Ihrem Schreibzimmer sitzen und komische Sachen lesen, Herr Doktor«, gab er zu bedenken.
    Rosenstein verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja, schon gut. Aber nehmen wir an, mir stünde der Sinn nach Gesellschaft und ich hätte das Bedürfnis, gerade Sie auf ein Glas Wein in das Kaffeehaus um die Ecke einzuladen.«
    Hoff glotzte misstrauisch.

    »Dann dürften Sie mir, dem Ranghöheren, diese Einladung natürlich nicht ausschlagen.« Rosenstein zwinkerte mir zu; gemeinsam sahen wir Hoff beim Denken zu – ein langwieriger Prozess.
    »Ja«, entschied er schließlich.
    »Ausgezeichnet.« Rosenstein grinste. »Dann kommen Sie nur mit. Und Ihnen, Baron, darf ich raten, sich zu beeilen. Sie möchten wirklich nichts mit Major Bachmann zu tun haben, das verspreche ich Ihnen!«
     
     
    Die Vilja lag bäuchlings auf ihrer Récamiere; das Kinn auf ihre verschränkten Arme gestützt, blickte sie auf die Flugblätter und Zeitungsseiten an der Wand. Eine Weile beobachtete ich sie, wie sie abwesend mit ihrem dichten, schwarzen Haar spielte, eine Strähne um ihren Zeigefinger wickelte, wieder löste, sich mit gespreizten Fingern die Locken aus der Stirn strich. Ein jedes Mal, wenn sie die Arme bewegte, klimperten die zahlreichen Goldreifen an ihren Handgelenken.
    »Ein Geschenk Ihres Fuchses?«, durchbrach ich die Stille.
    Milena hob den Kopf. »Ich habe nachgedacht«, verkündete sie in ihrem tadellosen, wenn auch stark akzentbehafteten Deutsch. »Wenn ich Ihnen erzähle, was ich weiß, werden Sie mich dann gehen lassen?«
    Ich widerstand meinem ersten Impuls, ihr zu sagen, dass ich selbst nur Gast in der Centrale war und ihr Schicksal demnach nicht in meinen Händen lag. »Würden Sie mir denn erzählen, was Sie wissen, wenn ich Sie freiließe?«
    Milena setzte sich auf. Wie ein wohlerzogenes Schulmädchen legte sie die Hände in ihren Schoß und senkte den Blick. »Nein. Aber ich hätte mir größere Mühe mit meinen Lügen gegeben.« Trotz der Leichtigkeit dieser leise gesprochenen Worte war der Klang ihrer Stimme bitter.

    Ich vergaß all die subtilen, kleinen Fragen zum Fuchs, zum Herrn von Zdar, zu ihrem Schmuck und ihrem Auftrag, die ich mir auf dem Weg zu ihr zurechtgelegt hatte; keine von ihnen schien nach dieser Eröffnung mehr angemessen. Also musste ich meine Gegenspielerin überraschen: »Sie sollten mich töten, weil ich nach Einschätzung Ihres Sie ewig liebenden Auftraggebers zu große Erfolge in meinen Ermittlungen um Felix Trubic erzielt hatte?«
    Sie lachte. »Erfolge?«, wiederholte sie, den Kopf in den Nacken geworfen. Strahlend lächelte sie mir zu. »Jetzt will ich Ihnen doch etwas erzählen, Baron: Nur weil Sie so herzlich erfolglos waren, wollte ich Sie nicht ermorden.« Sie leckte sich selbstzufrieden die Lippen. »Ich habe mich lange bitten lassen, und Sie hätten auch besser daran getan, allen Bitten zum Trotz den Fall nicht anzunehmen.«
    Ich wartete,

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