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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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gesehen habe ich den noch nie. Student war er wohl keiner, dafür war er zu jung. Sechzehn, siebzehn Jahre vielleicht, mehr nicht. Und ein ganz ein Schlauer noch dazu. Hat so getan, als wolle er eine Hausarbeit über den Fuchs als Symbol in unserer böhmischen Tradition schreiben. Wie ich ihm auseinandergesetzt hab’, dass es so was nicht gibt und dass das alles Unfug ist, ist er sehr rasch verschwunden.«
    Mehr war Nemec in dieser Sache nicht zu entlocken. Und obgleich wir uns anschließend ungeduldig durch allerlei historische Werke blätterten, wurden wir auch dort nicht fündig. Kamen Kunden, was zweimal geschah, entzückte Lysander sie in seiner Rolle als Schoßtier mit seinen Possen. In düsterer
Stimmung traten wir zuletzt den Heimweg an. Zwar hatte mir Nemec versprochen, dem Jungen zu folgen, sollten sich ihre Wege noch einmal kreuzen, doch schien mir ein derartiger Zufall höchst unwahrscheinlich. Blieb mir nur noch, in sämtlichen Buchhandlungen und Bibliotheken Prags Erkundigungen einzuziehen – so es mir nicht gelang, diese stupide Tätigkeit an Mirko zu delegieren.
     
     
    Die selbst ernannten Botenjungen (in Wahrheit nicht viel mehr als halbverwilderte Kinder, die sich durch die eilige Weiterbeförderung von Korrespondenz ein paar Kreuzer zu verdienen hofften), die für gewöhnlich vor dem Café Arco warteten, zumal das dort ansässige Dichtervolk gern und oft Nachrichten an seinesgleichen in anderen Kaffeehäusern übermittelte, hatten an diesem Abend eine aufregende Zerstreuung gefunden: Mein Benz war heimgekehrt!
    Schon als wir in die Hybernská bogen, sah ich das arg verbeulte Automobil vor unserem Haus – schräg vis à vis vom »Arco«. Daneben wartete eine gedrungene Gestalt. Es war Brunetti, einer der Mechaniker aus dem Rennstall des Marchese, der mit grimmiger Miene meinen Wagen gegen die scheuen Vorstöße der Kinder, die ihn ansehen, berühren, oder gar hinter das Lenkrad zu klettern versuchten, verteidigte.
    In seinem brüchigen Deutsch teilte er mir mit, dass der Marchese mich – warum auch immer – um Verzeihung bat, und mich dieser Tage besuchen würde. Als Freundschaftsgeste hätte er mir zudem den Wagen nach Prag überstellen lassen.
    Zum ersten Mal seit meinem Unfall konnte ich den Benz einer genaueren Musterung unterziehen: Wenn auch beschädigt, schien er doch fahrtüchtig zu sein – die gebrochene Radachse war fachmännisch repariert, der linke Kotflügel ausgetauscht worden.

    Ein Jahr, zwei Unfälle. Wenigstens hatten diesmal Wagen und Fahrer nur geringen Schaden genommen. Dennoch graute mir vor dem Gedanken, in absehbarer Zukunft wieder am Steuer zu sitzen, erneut mein Leben auf Sieg zu setzen.
    »Ich weiß, du legst keinen Wert auf meinen Rat, aber in diesem Fall erteile ich ihn ungebeten«, murmelte Lysander, hellsichtig wie stets in mein Ohr. »Such dir einen Käufer für das verdammte Ding, und vergiss die Rennfahrerei! Ich prognostiziere dir, in ein paar Jahren wird für Amateure ohnehin kein Platz mehr sein im Automobilrennsport.« Er schnaubte. »Nicht, dass dich das kümmern müsste. So, wie du an die Angelegenheit herangehst, ist es schon ein Wunder, dass du die letzten sechs Jahre überlebt hast.«
    »Sieben«, korrigierte ich ihn mechanisch. Hamburg 1902, mein erstes Rennen am Steuer eines modifizierten Panhard, war milde gesprochen als Katastrophe zu bezeichnen gewesen. Ungeachtet dessen war es der Anfang einer obsessiven Leidenschaft, einer wahnwitzigen Liaison mit Maschine, Fortschritt und Gefahr, die mich hatte bluten lassen – gerade so wie all die anderen großen Liebschaften in meinem Leben.
    Aber jetzt war ich ihrer überdrüssig, erkannte ich, als ich den Benz begutachtete. Beinahe schämte ich mich für die Zufriedenheit, die dieses Eingeständnis mit sich brachte.
     
     
    Mirko sei abermals ausgegangen, verkündete Pavel. Hingegen wartete zu meiner großen Verwunderung Esther im Salon auf unsere Rückkehr.
    »Die gnädige Frau ist in recht desolatem Zustand«, teilte Pavel uns im Bühnenflüsterton mit. »Sie ist noch keine Stunde da und hat schon eine ganze Flasche Madeira getrunken. Grad’ hat sie mich um eine neue geschickt.«
    »Wenn ich Sie nicht hören dürft’, müssten’S schon leiser
schimpfen, Herr Pavel!«, rief Esther in Richtung Eingangshalle.
    Ich stieß die Tür zum Salon auf, wo sie es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte. Ein leeres Glas stand ihr zu Füßen auf dem Boden, daneben die zerknitterte Morgenzeitung.
    »Dass

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