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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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in meine Wunden zu streuen, Madame!«, trotz des scherzhaften Tons, meinte ich, mehr als verletzten Stolz in seinen Augen zu sehen.
    Sie haben noch immer eine Wahl , tönte Buckinghams Stimme durch meine Erinnerung. Noch immer.
    »Schön, doch kommen wir auf den eigentlichen Grund unseres Besuchs zurück: Wenn wir also davon ausgehen, dass Buckingham mit voller Absicht sein eigenes Blut vergossen hat« – plötzlich lief mir der sprichwörtliche kalte Schauer über den Rücken, denn während ich die Worte sprach, wurde mir einmal mehr das Ausmaß ihrer Bedeutung bewusst –, »dann kann dies nur eines bedeuten.«
    Lysander stieß einen Pfiff aus, während Felix erbleichte. Mrs Everett war die Einzige, die es wagte, die verhängnisvollen Worte auszusprechen: »Will ein Vampir sich einen Gefährten schaffen, so lässt der Unsterbliche sein Opfer von seinem Blut kosten.«
    Selbst in den seltenen, klaren Augenblicken, da er in mir nicht eine Beute oder ein Spielzeug gesehen hatte, hatte Alvin Buckingham sich geweigert, meine wiederkehrenden Fragen nach der Erschaffung neuer Vampire zu beantworten. Nur das in zahlreichen Legenden beschriebene Ritual des Bluttauschs zwischen Nosferatu und dem sterbenden Opfer hatte er mir bestätigt – gleichzeitig aber angedeutet, dass es sich lediglich um ein Detail der höchst komplizierten Transformation handelte: Einer Transformation, die ich nicht würde begreifen können, solange ich noch mit den Fesseln meiner sterblichen Existenz gebunden war. Ja, gar nicht erst begreifen wollte, wie ich Buckingham glaubhaft versichern konnte, als ich das dunkle Angebot eines Nachts in seinem Antlitz las.
    »Welch überaus unerfreulicher Gedanke.« Mit der Routine
des geübten Lügners überspielte Felix seinen Schrecken. Die Blässe seiner Wangen sowie die Schweißtropfen auf seiner Stirn sprachen jedoch ihre eigene Sprache.
    »Spekulationen, Spekulationen«, verkündete Lysander nun. »Sicherlich ein unterhaltsamer und vielleicht sogar aufschlussreicher Zeitvertreib, doch ich denke, wir haben deine Zeit bereits über Gebühr in Anspruch genommen, meine teure Agatha.«
    Anstatt die Behauptung vehement zu widerlegen, wie es für eine Dame der Gesellschaft angemessen gewesen wäre, warf Mrs Everett einen Blick auf die Wanduhr. »Allerdings! Ich erwarte tatsächlich heute Nachmittag zwei Mitglieder eines der besseren spiritistischen Zirkel.«
     
     
    Felix schwankte noch, als wir auf die Straße traten, doch schlug er mein Angebot, ihn zu begleiten, aus.
    »Eine Lappalie«, erklärte er. »Vom Standplatz an der Brücke nehme ich mir ohnehin einen Wagen.«
    Verstohlen sah ich ihm nach, wie er sich unsicheren Schritts entfernte.
    »Da zieht er von dannen, unser angeschlagener Held«, flüsterte mir Lysander, der auf meiner heilen Schulter saß, ins Ohr. »Und wir werden uns wohl bis zum Abend gedulden müssen, ehe wir uns des unübersichtlichen Rätsels Lösung einen Schritt nähern können.«
     
     
    Nemec’ Buchhandlung, die wir an jenem Nachmittag zum Zwecke tiefer gehender Recherche – und, wie ich einräumen muss, auch um uns die Wartezeit zu verkürzen – aufsuchten, durfte sich mit Fug und Recht als Prager Institution bezeichnen: Zum einen war es Nemec gelungen, im Lauf der Jahre
eine Sammlung faszinierender literarischer Raritäten und Kuriosa zusammenzutragen; zum andern hatte sein nahezu unerschöpfliches Wissen um die Geschichte Prags schon so manchem wissbegierigem Scholaren unschätzbare Dienste geleistet.
    Auch Lysander und mir war er schon des Öfteren bei Ermittlungen zur Seite gestanden, wobei Nemec im Umgang mit okkulten Geschöpfen bemerkenswerten Pragmatismus walten ließ, und selbst so ungewöhnliche Geschehnisse wie die Manifestation eines Geistes in seiner Buchhandlung nur mit trockenen Worten kommentierte. (Tatsächlich soll er auf besagten Vorfall gefragt haben: »Entschuldigen Sie, wenn ich blöd frag’, aber sind Sie mir grad hereingestorben?«)
    Jetzt, ich hatte soeben unser Anliegen vorgetragen, runzelte Nemec die Stirn. »Der Fuchs?«, wiederholte er, trommelte mit den Fingerspitzen auf ein staubiges Regalbrett. »Das ist ein seltsamer Zufall, dass Sie nach dem Fuchs in der Stadtgeschichte fragen, Baron. Weil, gerade gestern ist einer dahergekommen mit nämlicher Frage, ein ganz ein junger Bursch’ war das.«
    Während er meine weiteren Erkundigungen zu dem Fragesteller überdachte, kratzte er sich versonnen den dünnen Bart. »So ein Kleiner, Blonder;

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