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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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abzugeben …« Jäh brach er ab, als sein Blick auf Lili fiel, die zitternd, doch hocherhobenen Haupts an meiner Seite stand.
    »Du?«, flüsterte er. »Du bist zu mir gekommen?«
    Welche Gier, welche Verzückung sich in jenem Moment in seinen Raubtieraugen spiegelte. Angst packte mich; wie leichtfertig hatte ich Lili auf unserer Fahrt den Moldaukai entlang versprochen, sie zu beschützen – selbst mit meinem Leben, wenn es sein musste! Aber was mochte solch ein Opfer schon ausrichten gegen die Kräfte dieser unheiligen Kreatur, die uns in diesem Moment gegenüberstand.
    Es war Lili, die das Schweigen beendete.
    »Ja«, sagte sie leise, beinahe verträumt. »Ja, ich bin hier. Und ich will dir einen Handel anbieten.«
    Buckingham lachte, laut und schrill. Wie der Schrei eines todwunden Tiers hallte sein Gelächter durch die Nacht. Irgendwo, nicht allzu weit von hier, schrak in jener Sekunde ein junges Mädchen aus ihrem Kummer hoch und trat – verfügte sie nur über einen Funken Verstand – eilends die Flucht an, fort von diesem gespenstischen Ort.
    »Einen Handel?«, wiederholte er ungläubig. »Dir bleibt nichts mehr, womit du handeln kannst, meine kleine Lili. Dein Leben? Es gehört doch schon lange mir!«
    Zu meinen Füßen zischte Lysander; ein Laut, der mich zum Handeln aufforderte. »Wir sind hier, um Ihre Hilfe zu erbitten, Master Buckingham«, sagte ich schnell, verfluchte Lili für ihre unbedachten Worte. Was musste das dumme Kind ihn ausgerechnet jetzt an ihre Lebensschuld erinnern?
    Zu meinem grenzenlosen Erstaunen war es Lili, die mir widersprach.
»Sie irren, Baron. Wir wissen doch beide, dass ich dich nicht mehr zu bitten brauche. Nicht wahr, Alvin?«
    Der Vampir verschränkte die Arme vor der Brust. Ein Windstoß ließ sein weites Cape, welches an ein fernes, verlorenes Jahrhundert erinnerte, flattern. »So?«
    Nie zuvor war einem einzelnen Wort eine derart offene Drohung inne gewesen.
    »Das letzte Mal, als ich dich um Hilfe bat, hast du etwas Furchtbares getan, mein Freund.« Ganz behutsam sprach Lili. »Ich bin gekommen, um dir Gelegenheit zu bieten, deinen Fehler wiedergutzumachen.«
    Lysander japste und auch ich konnte nur mit Mühe meine Verblüffung unterdrücken. Ließ sich Lili Trubic treiben oder schickte sie sich an, einen längst beschlossenen Plan in die Tat umzusetzen? Was es auch sein mochte, ihre Tollkühnheit imponierte auch Buckingham: Schweigend lauschte er ihren Worten.
    »Erzähl mir, was es mit deiner Verbindung zu meiner Familie auf sich hat. Sag mir die Wahrheit, und ich will mein Versprechen erneuern.« Abrupt löste sich Lili von mir und trat dem Vampir einen Schritt entgehen. »Und versuche nicht, mich zu hintergehen! Ich werde es merken, und ich werde dir die Ewigkeit zur Hölle machen, das schwöre ich dir!«
    Ich weiß nicht, mit welcher Reaktion des Nosferatu ich gerechnet hatte: einer Attacke, oder vielleicht einem neuerlichen Ausbruch seines schauderhaften Gelächters? Er jedoch sah sie nur unverwandt an und hüllte sich in seinen Umhang. »Gib mir eine Nacht Bedenkzeit, Lili«, flüsterte er zuletzt, als die Spannung kaum mehr zu ertragen war. »Übermorgen. Komm übermorgen wieder hierher, und ich will dich meine Entscheidung wissen lassen.« Bevor Lili antworten konnte, wandte er sich brüsk ab und verschwand im Dunkel der Nacht.
Hastigen Schrittes entfernten auch wir uns. Erst als die Lichter des wartenden Wagens in Sichtweite kamen, wagte Lysander zu sprechen.
    »Ich habe der haltlosen Leichtsinnigkeiten schon viele gesehen  – unweigerlich tut das ein jeder, der längere Zeit mit dem Baron Sirco verbringt –, aber niemals, niemals in meinem Leben ist mir solch eine Dummheit untergekommen wie die Ihre, Comtesse! Begreifen Sie überhaupt, was Sie getan haben?«
    Lili senkte den Blick. »Es macht doch keinen Unterschied«, sagte sie gefasst. »Glauben Sie denn, ich hätte ihn jemals überzeugen können, mich gehen zu lassen?«
    Der Chauffeur eilte uns entgegen, riss den Schlag auf und half Lili in den Wagen. Dort endlich, im Schutz des Fonds, ließ sie es zu, dass ich einen Arm um ihre Schultern legte – ein verängstigtes Kind, das es zu trösten galt.
    »Es wäre sehr dumm zu glauben, Sie könnten mich wahrhaftig vor ihm beschützen, nicht wahr?«, flüsterte sie.
    Ich nickte stumm. Ihre kleine, klamme Hand kam in der meinen zu liegen. »Aber glauben Sie mir, wir werden alles tun, was in unserer Macht steht«, ich nahm in hilflosen Phrasen Zuflucht,

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